
Ich habe 3 Kranke darin gefunden , 1 Mann und 2 Frauen, welche in dem
Hofe campirten, da die Zimmer zu unbequem, unrein, staubig, ja in dem Zustande,
in welchem ich sie fand, so zu sagen, gar nicht bewohnbar waren. Vor
25 Jahren war diese Wohlthätigkeitsanstalt im Ueberfluss mit Allem, was zu
ihrer Bestimmung nöthig ist, versehen; aber seit der Zeit wurden die zu ihrer
Unterhaltung bestimmten Einkünfte zu einem von dem ursprünglichen verschiedenen
Zwecke verwendet, daher das Hospital in den Zustand der Nichtigkeit
verfallen ist, in welchem es verbleiben wird, wenn die Behörde es nicht restau-
rirt, und die Beamten zu Erfüllung ihrer Pflichten anhält.
Der Bestimmung zufolge soll man hier nicht bloss Muhammedaner, sondern
auch Juden und Christen aufnehmen, und zwar ohne Rücksicht auf Glauben,
Secte und Vaterland. Gegenwärtig können die Kranken in dieses Hospital
gehen, aber sie finden darin auch nicht die geringste Unterstützung. Ich
zweifle nicht, dass ich bei meinem Besuch weit mehr als die oben genannten
3 Kranken gefunden haben würde, wenn das Hospital besser verwaltet würde,
und wenn nicht der Zustand der gänzlichen Entbehrung an allem Nöthigen, in
dem es ist, aller Welt bekannt wäre. Da aber die Geisteskranken von allerhand
körperlichen Krankheiten auch ergrilfen werden können, so müssen sie einen
Arzt haben, sie bedürfen Betten, Strohmatten, Nahrungsmittel: und von Alle
dem ist nichts vorhanden. Die Einkünfte werden von Leuten verschluckt, die
sie zu ihrem Vergnügen vergeuden, oder sie sich aneiguen, um ihrer Habsucht
zu genügen.
Jomard drückt sich in seinem recueil d’observations sur l’Egyptep.271 über
dieses Hospital so aus: „Ein Hospital derselben Art existirte zu Thevenot’s Zeit
auch in Damascus seit 831 d. H. d. i. 1427 n. Chr. Man vergeudete darin für
die Kranken ausgesuchte Speisen, sie genossen die grössten Annehmlichkeiten
und alle Bequemlichkeiten des Lebens.“ Weiterfährt derselbe fort: „Das Krankenhaus
von Damascus ist weniger berühmt als das von Cairo. Ursprünglich
war dieses nur für Geisteskranke bestimmt, später nahm man Kranke von allen
Gattungen darin auf, und es wurde von den ägyptischen Herrschern reich
dotirt. Für jede Art von Krankheit war ein besonderer Saal mit einem beson-
dern Arzt bestimmt. Jedes Geschlecht hatte seine besondere Grabstätte. Man
nahm Reiche und Arme ohne Unterschied darin auf.“
Dieses Citat beweist augenscheinlich, wie sehr meine Bemerkungen die
Aufmerksamkeit der Behörde verdienen. Man könnte in Damascus wie in Cairo
auch andere Kranke aufnehmen, um die Einkünfte nützlich anzuwenden. Wenn
es nicht möglich wäre, Alle, die darum nachsuchen, aufzunehmen, so wäre es
Pflicht der Humanität, den blinden und gichtbrüchigen Bettlern, die sich an
allen Ecken von Damascus finden, hier eine Stelle anzuweisen.
Ich füge zum Schluss diesen Mittheilungen des Sanitätsrathes Lautour noch
einen Bericht desselben Gelehrten „über die Erzeugnisse von Amerika und der
Türkei“ hinzu, welcher zwar nicht unmittelbar hierher gehört, auch schon 1849
in Konstantinopel gedruckt ist, aber doch nächst Aegypten vorzugsweise auch
Damascus berüchsichtigt, und wegen seines geringen Umfanges er umfasst
mit Titelblatt nur 7, also eigentlich nur 5 Octavseiten — schwerlich wohl eine
grosse Verbreitung in Europa gefunden hat. Er sagt Folgendes:
„Wenn die Türkei die industrielle Entwickelung annähme, von welcher
Europa und ein Theil von Amerika gegenwärtig so viele Vortheile erlangen, so
könnte sie sich unmittelbar in den Rang der mächtigsten Nationen stellen. Das
osmanische Reich ist von der Natur mit allen Elementen eines grossen Wohlstandes
(prospérité) begabt; es besitzt einen weit ausgedehnten, fruchtbaren
Boden, es hat eine nach den Jahreszeiten geregelte Temperatur, während die
der Vereinigten Staaten im höchsten Grade unbeständig ist. Die Klarheit
des schönen ägyptischen Himmels ist dort unbekannt, und nicht ohne Grund
rühmt man bei jeder Gelegenheit den Glanz der orientalischen Sonne.*)
Die Vereinigten Staaten versorgen mit Waizen, Gerste uud Mais. Alles
dieses erhalten wir in gleich guter Qualität, den Mais sogar, meiner Ansicht
nach, in noch besserer, in der Türkei.
Der ägyptische Reis hat einen eigenthümlichen Wohlgeschmack, welcher
dem der Vereinigten Staaten mangelt. Um reichere Ernten in der Türkei zu
erzielen, dürfte man nur mehr säen, an gutem Boden fehlt es nicht; mit Leichtigkeit
erhält man 3 Ernten an den Ufern des Nil.
Die amerikanischen Colonien produciren Kaffee, aber nie wird er die Güte
des Kaffee von Yémen, unter dem Namen des Mocca-Käffees bekannt, erreichen.
Die türkischen Tabake sind ohne Widerrede die besten der Welt. Die
französische Régie verkauft uns den von Maryland zu einem enormen Preis,
obgleich er weit unter den lieblichen Tabaken von Rumelien steht, den man in
Konstantinopel raucht. Die Cigarrenliebhaber werden den Tabak der Havanna
rühmen, dem ich keinesweges seinen Vorzug absprechen will; nirgends aber
wird man für die Pfeife einen Tabak finden, der mit denen des Libanon, von
Djébail, von Latakieh, und namentlich dem, welcher arabisch durch das Beiwort
abou riha bezeichnet wird, zu vergleichen wäre. Der Tabak von Naplouse
steht weit unter deqi genannten, aber er kann durch keinen aus den Kolonien
ersetzt werden.
Das Fleisch, welches ich in New-Orleans gegessen habe, kommt nicht dem
der bulgarischen Ochsen gleich, die man in Konstantinopel schlachtet, noch
dem der Hammel, welche der Handel aus Mesopotamien und Kurdistan in die
Hauptstädte Syriens sendet.
Die Kartoffel, welche Amerika inUeberfluss erzeugt, kann in dem grösseren
Theile des osmanischen Reichs, der nördlich von dem 32. Breitengrade liegt,
angebaut werden. Die südlichen Gegenden widerstreben zwar ihrem Anbau
nicht, wie ich in Aegypten gezeigt habe, aber da die Vegetation zu kräftig
(active) ist, so verdirbt sie leicht, wenn man nicht Sorge trägt, sie schnell zu
verzehren. Von Zakhlé an nördlich findet diess nicht statt; die Kartoffeln
halten sich fast das ganze Jahr.
Das Zuckerrohr wächst kräftig in Aegypten, und sein Zucker ist sehr
geschätzt. Die osmanischen Provinzen, deren Temperatur die Ernte nicht
gestattet, könnte, wenn die Umstände es erheischten, dafür die Runkelrübe
anbauen. Die Ebene von Damascus giebt- fast ohne alle Kosten eine sehr zuckerreiche
Art von Runkelrübe, die man, was sehr leicht wäre, nur vervielfältigen
müsste. Se. Exc. Mohammed Réschid Pascha, General-Major der Armee von
Kurdistan, hatte den Plan, eine Zuckerraffinerie in Damascus anzulegen, und
dazu die einheimischen Runkelrüben zu verwenden. Dieses Project, von dem
man die glücklichsten Resultate zu erwarten batte, konnte leider nicht ausgeführt
werden, da der Generalmajor zu Anfang des J. 1848 auf einen höhern
" *) E in französischer B e amte r in Algerien sag te d a rü b e r zu H e rrn von Salvandy:
C’e st la seule chose, que nous n’ayons pu gâte r.