
mit kleinem schwarzen Schnauzbart, von militärischem Ansehen, trug ein
Fess und eine grüne reich mit Gold gestickte Abäje (Mantel); sein jüngerer
Bruder, Mansur, wohl kaum 20 Ja h r alt, und noch bartlos, ging ebenfalls in
reicher Kleidung, trug aber die kurdische, spitze, weisse Filzmütze, die mit
vielen Tüchern breit umwickelt w.ar. E r probirte den Hut von Mr. Brühl,
und ich diese Filzmütze, Kulah. E r hatte etwas Mädchenhaftes in seinem
Aussehen; von ihm wurde dagegen versichert, dass er viel grausamer als
sein Bruder verfahren, und Viele kaltblütig umgejbracht habe. Jesdenschir
Bdy muss sehr beliebt unter den Kurden gewesen sein; denn auf der Weiterreise
fragten mich an vielen Orten, wo ich durchkam, die Kurden mit grösser
Theilnahme, welches wohl das Loos ihres Häuptlings sein würde? und vielleicht
war der Aufstand der Hakkiary-Kurden bei Amadije damals gerade
nur desshalb ausgebrochen, um durch diese Demonstration ihrem Häuptlinge
Freiheit zu verschajfen. Das englische Consulat war fortwährend von Kurden
umlagert.
Mr. Kassam, der englische Viceconsul, ein Mann von etwa 50 Jahren,
war ursprünglich ein reicher chaldäischer Kaufmann, welcher als solcher
ausser dem Arabischen auch das Syrische sehr gut verstand. Bei ihm sah
ich einen Band des grossen geographischen Lexikons von Jak ü t el Hämävi,
und das „Paradies von Ebed Jeschu“, eine Sammlung syrischer Gedichte
voller Künsteleien — eines derselben lautete rückwärts und vorwärts gelesen
gleich, in einem ändern alphabetisch geordneten hatte jedes Wort ein
Alef, Beth u. s. w. nach dem Alphabet etc. — von ihm verfasst, um den
Arabern den Beweis zu liefern, dass man im Syrischen dieselben Kunststücke,
wie in dem Arabischen, ausführen könne. Es gelang mir später,
eine Handschrift dieses interessanten Documentes der syrischen Litteratur
in Mosul für die königliche Bibliothek zu erwerben. Mr. Rassam verstand
auch das Kurdische, und glaubte, aus dieser Sprache, der er ein hohes Alter
vindicirte, viele Namen der Bibel erklären zu können. E r war und ist noch
ifa dem Besitz von 10 grossen Reliefs mit Keil-Inschriften aus Nimrud,
welche er für 200 Pfund Sterling verkaufen will. F ü r das Eine derselben,
freilich das Beste, hatte ihm ein Engländer, Walpole, 100 Pfund Sterling
geboten. Für den Transport nach England will er selbst Sorge tragen, und
kleine Tafeln mit Inschriften, deren man viele in Kujundschiik findet, ausgraben
lassen, was nur wenig Kosten verursachen würde. Als englischer
Viceconsul verstand er auch das Englische, und hat auch eine Engländerin,
Schwester des bekannten Badger, der über die Nestorianer und. Jesidi’s geschrieben,
geheirathet, auch ist er zu der englisch-bischöflichen Kirche übergetreten.
Diese, eine sehr gewandte Frau, leitet nicht nur das ganze Hauswesen,
sondern ist auch in die Consulatsgeschäfte vollständig emgeweiht.
Von Ihnen erfuhr ich Einiges über die Jesidi, welches ich mit dem, was ich
in Bagdad über sie gehört hatte, hier zusammenstellen will, da diese sonderbare
Secte nord- und westwärts von Mosul, so wie südwestwärts in dem Gebirge
Sindschar verbreitet ist. Vielleicht ist darunter Einiges, was noch
nicht von ändern Seiten her bekannt geworden ist, und was zur Bestätigung
oder Berichtigung anderweitiger Angaben dienen kann; ich übergehe aber
absichtlich und grundsätzlich die Nachrichten anderer Berichterstatter, um
in meiner Reisebeschreibung nur das zu geben, was ich selbst gesehen, gehört
und erfahren habe. Uebrigens bemerke ich im Voraus, dass man bei
ihnen, wie bei den ändern weniger bekannten.religiösen Secten des Orients,
Alles, was man von ihnen erfährt, mit grösser Vorsicht aufnehmen, und dass
man sich vor Allem hüten muss, bei den Fragen, welche man an sie richtet,
auch nur im Entferntesten kund zu geben, was für eine Antwort man zu
haben wünsche. Die Orientalen sind durchgängig schlau genug, um diess ^
sogleich zu merken, und ihre Höflichkeit, so wie der ihnen gleichsam angeborene
Wunsch, die Wahrheit zu verbergen, und namentlich ihren Glauben
Niemand kund zu geben, veranlasst sie, stets solche Antworten zu geben,
von denen sie vermutben, dass man sie aus irgend einem Vorurtheile haben
möchte, und allerhand Unwahrheiten zu verbreiten.
Sie sollen im Ganzen an 100,000 Seelen umfassen, sind also an Anzahl
ungefähr eben so gross als die Drusen, die sie kennen, und von denen sie
sagen, dass sie aus der Zeit der alten assyrischen oder persischen Könige
stammen, und Ueberreste von den Truppen oder Kolonisten derselben seien,
die auf den Bergen oberhalb Palästina sich niedergelassen, und von Gott
abgewendet haben, daher sie auch deren Namen von dem persischen dür
d. i. „entfernt“ und jezd „Gott“ (also „entfernt von Gott“) ableiten. — Sie
gehören zu den Kurden, und ihre Sprache ist. die kurdische, doch sprechen
Viele von ihnen auch türkisch oder arabisch. Man nennt sie gewöhnlich
„Teufelsverehrer“, weil sie nicht leiden, dass man dem Teufel fluche, oder
den Namen desselben in ihrer Gegenwart ausspreche. Ja , sie gehen so weit,
dass sie auch andere Wörter, die dem Worte Schaitän (Satan) ähnlich klingen,
vermeiden, wie das türkische Wort qaitän, welches einen Faden