
den Orion „Misän el bätel“, d. i. die falsche Waage, ein Sternbild über dem
selben „Misän elhaqq“, d. i. die richtige Waage, und den Sirius „es Säjidsch“ .
Um 4 Uhr Nachmittags kamen wir an den Höhenzug Dsehebel Hemrin,
eine Fortsetzung des Dsehebel Makchül am linken Ufer, der nach Osten zu
läuft. Hinter demselben herrscht der Scheich Sadün von dem friedlichen Beduinenstamme
Abeid. Diese Gebirgskette erstreckt sich nur etwa 1/2 Stunde
landeinwärts. Der Zwischenraum zwischen beiden Gebirgsketten heisst el
F a t’ha „die Oeffnung“. Hier endet am rechten Ufer der Dsehebel Makchül,
an dessen Ausgange ein gewisser Ahmed Agha eine Art kleiner Festung in
neuerer Zeit erbaut hat. Der Dsehebel Makchül fällt sanft ab, und endet
hinter el F a t’ha in niedrigen Hügeln. Der Dsehebel Hemrin besteht aus
niedrigen Kalkbergen, hinter demselben geht eine andere höhere Bergkette,
die dazu gehört, den Tigris halbkreisförmig umgiebt, und dann nach Osten
sich hinzieht. Die Berge sind durchgängig kahl, nur an den Ufern sieht
man Tamariskensträucher und wenige Bäume. Die Witterung war schön,
und die Sonne brannte so sehr, dass wir in den Mittagsstunden den Schatten
suchen mussten.
Donnerstag, den 22. December, kamen wir zuerst bei einem alten Chan,
Chän Chanina vorbei, und nach etwa 2 Stunden an die Festungsruine Qal’at
Beiäsch. Nach 3 1/2 Stunde erreichten wir die Hügelkette el Hamra, die
sich von Nordwest nach Südost am rechten Ufer hinzieht. In gleicher Richtung
geht auch die Hügelkette Beiasch, auf welcher die wenigen Ueberreste
der eben genannten gleichnamigen Festung liegen. Um 4 */2 Uhr arabisch
kamen wir an eine gleichlaufende Hügelkette Machsem genannt, auf deren
Ausläufern 3— 4 Kubbe’s (Gräber muhammedanischer Heiligen) waren.
Hinter diesen Kubbe’s zog sich diese Hügelkette weiter von dem Tigris a b ;
dann berührte sie denselben wieder, und hatte da den Namen Dsehebel
Edschsän. Um ß ’/a E h r arabisch gelangten wir an eine andere in gleicher
Richtung laufende Hügelkette Megharat (Höhle) es Salüa genannt — alle
diese am rechten Ufer von einer Höhle, die an einem der letzten Hügel
ist. Einem alten Aberglauben zufolge schossen Alle bei dem Vorüberfahren
pf- denn die Höhle mündete nach dem Tigris aus — ihre Gewehre nach derselben
ab. Kurz darauf sahen wir Tekrit, '/ 4 Stunde vorher kamen wir bei
einer Ruine vorbei, Där el Benät genannt, wo also wahrscheinlich ehedem
ein Nonnenkloster gestanden hat. Kurz nach Mittag langten wir in Tekrit
(hier Tedschrit. ausgesprochen) an, welches früher eine bedeutende Stadt
und lange Zeit der Sitz eines Bisthums gewesen, jetzt ein unansehnliches
Dorf ist, ganz von arabischen Muhammedanern bewohnt mit 250 steuerpflichtigen
Männern. Es ist auf mehrern Hügeln, die nach der Seite des
Flusses schroff abfallen, am rechten Ufer des Tigris erbaut. Vor demselben,
also zwischen dem Dorfe und dem Flusse, ist ein grösser, breiter Platz. Es
hat keinen Basär, 1 Moschee, und einen Häkem oder Mutesellim; der neu
ernannte kam kurz nach uns an. Hier sahen wir die ersten Palmen wieder,
aber nur deren 2. Au der Nordseite sind die wenigen Ruinen der alten
Festung, die zugleich eine Kirche in sich geschlossen haben soll. Vor derselben
ist eilt einzeln stehender runder Thurm, worauf das Nest eines Kranichs
oder ähnlichen Vogels war. Noch kärgliche Mauerreste sind am Abhange
des Sandhügels, wo das Thor ist. Oben sieht man nur hier und da
Mauern von Pflastersteinen mit Erde verkittet. Der obere Raum ist sehr
weit, der Sandberg auf allen Seiten abgeschnitten. Nahe dabei ist die Ruine
eines alten Grabmals, das der 40 Männer (Heiligen) genannt. Auffallend
war uns, dass die muhammedanischen Bewohner des Orts uns Schweinefleisch
zum Verkauf anboten. Am Abend vorher hatten wir eine kleine
Heerde wilder Schweine von ungewöhnlicher Grösse gesehen, und Schakals
um unsere Feuer heulen gehört. Nur 2 Ortokiden-Münzen wurden mir zum
Kauf angeboten; man forderte aber einen zu hohen Preis dafür, wie man
denn überhaupt diese Art Münzen, weil sie besonders gross und dick sind,
sehr hoch im Preise hält. Oben auf der Festung lagen viele Scherben von
Thongefässen und Ueberreste von Mosaik.
Wir übernachteten vor Tekrit, und fuhren Freitag, den 23. December,
um 11 Uhr Morgens (gegen 5 Uhr fränkisch) wieder ab. Um 7 Uhr kamen
wir bei der Hügelkette Teil Echsin, am linken Ufer, und bei Imam Tör, an
derselben Seite gelegen, vorbei. Diess ist ein Städtchen von der Grösse von
Tekrit, hat 1 Moschee und 1 Kubbe, das Grab von Imam Tör, welcher ihm
den Namen gegeben hat. Hier sahen wir den ersten Palmengarten. An
die Südseite von Imäm Tör schliesst sich eine Hügelkette an, welche Dsche-
bel Besäst heisst, und erst entfernt von dem Tigris ist, dann aber bis an
dessen Ufer sich hinzieht. Am rechten Ufer sah ich den ersten Luchs, Wawi.
Um 33/4 Uhr arabisch sahen wir Eski Bagdad (das alte Bagdäd), und daneben
die Festungsruine Qal’at Albu Chalaf el Isa. In derselben leben arabische
Fischer. Diese Festung hat eine grosse Ausdehnung, und die Ruine
derselben erstreckt sich von dem (linken) Ufer des Tigris weit in das Land