
liöhlenartige Hütten aus langen, dunkeln Bogengängen bestehend, zu Kara-
vanserai’s dienen. In der ersten nahmen wir Platz, und fanden hier leider
eine Unmasse von Ungeziefer (eine Art grösser, langer Flöhe), welches uns
mehrere Tage nachher noch peinigte. — Der Weg war theilweise, namentlich
Yon dem letzten Aufsteigen an — er ging fast durchgängig etwas in
die Höhe — sehr steinig, und die Felder, welche eben gepflügt wurden,
lagen ebenfalls voller Steine. — Auf den unbebauten Ebenen bemerkte ich
eine Art Wolfsmilch, an den Bewässerungsgräben Süssholz, sonst, wie immer,
an den Dörfern Bäume; die Berge waren ohne Vegetation. — Man schien
hier schon türkische Ausdrücke in das Persische zu mengen, und Weintrauben
nannte man in Eabat „Chiisüm“ (für Üsüm) statt des persischen Wortes
Engür, — Die Nacht war empfindlich kalt, so dass ich mich trotz
dickem Rock, Beduinenmantel und Shawl doch nicht erwärmen konnte.-
Gleichwohl war es eigenthümlieh, was wir schon in ändern Nächten beobachtet
hatten, dass sehr oft eine laue, warme Luft unmittelbar auf eine kalte
folgte. Wie seit unserer Abreise von Ispahän, so hatten wir auch diese
Nacht fortwährend West- oder Nordwestwind.
In der Nacht von Mittwoch zum Donnerstag kamen wir erst um 1 Uhr
Morgens von Choremabad fort. Die Hochebene, in welcher es. liegt, ist etwa
4 Stunden lang und fruchtbar, obgleich nur wenig Bäume an diesem Orte
waren, und kein Obst, jedoch viel Getraide. Nach 1/2 Stunde waren wir bei
Halimabad, und erst etwa 1 Stunde später am Ende dieser Hochebene, wo
wir rechts Bäume bemerkten, hinter denen vielleicht ein Dorf versteckt lag;
links hörten wir Hundegebell, wahrscheinlich ebenfalls das Kennzeichen
eines Dorfes. Wir ritten dann zwischen den Bergen hindurch, und gelangten
in ein anderes, vielfach angebautes Thal, welches 2— 3 Stunden breit war;
links hatten wir ein Dorf, rechts einige Häuser, Ammärät von dem Qatir-
dschi genannt, und gegen 6 1/2 Uhr, also nach 5 1/2 ständigem, freilich sehr
langsamem Ritt erreichten wir das nur 3 Farsach von Choremabad entfernte
kleine Dorf Ser sachte, mit vielen Weiden, Pappeln und einigen Fruchtbäumen
umgeben. Vor dem Dorfe lagerten wir uns unter den Weiden.
Der Agha (Schulze) des Dorfes, ein gut unterrichteter Mann, besuchte uns
hier, und unterhielt uns recht angenehm. E r war früher Serhenk (Obrist)
gewesen, und schien mit seiner jetzigen untergeordneten Stellung sehr unzufrieden
zu sein. Von ihm erhielt ich folgende Notizen: Das Gebirge zur
Linken heisst Rasfend, es erstreckt sich bis über Ispahän hinaus. Die eine
Kuppe, dem Dorfe gegenüber, soll vom Fusse aus 2 Farsach (etwa 3 Stun-
den) hoch sein. Auf diesem Gebirge soll der Schnee —^ wahrscheinlich in
Schluchten — das ganze J ah r hindurch liegen bleiben. Auf demselben ist
viel Wild, Leoparden wenig, aber viele Wölfe, die namentlich im Winter in
die Dörfer und unter die Schafheerden kommen. Die Winter sind hier sehr
kalt, es fällt viel, oft ellenhoher Schnee und viel Regen. In dem verflossenen
Winter waren auch hier alle Früchte erfroren, und im Sommer wenig
Viehfutter gewachsen. Man erbaut hier viel Baumwolle mit Ricinus, etwas
Safran und vielen aber schlechten Tabak. In derselben Ebene, östlich von
diesem Dorfe, soll ein Hügel sein, wo viel alte Münzen gefunden werden.
Man gräbt aber nicht darnach, weil der Schah (die Regierung) dem Finder
nicht nur Alles wegnimmt, sondern auch, aus Argwohn, dass er Vieles verheimliche,
ihm noch körperliche Züchtigung zukommen lässt. Auf dem Gebirge
wird viel silberhaltiges Blei und Eisen gefunden, aber Beides nicht
ausgebeutet. In der nächsten Thalebene jenseit des Rasfend ist ein I lüss-
chen, welches Goldsand mit sich führt. Ser sachte gehört zu Irägh (gesprochen
für Irak sc. el adschem), welches in 9 besondere Districte getheilt ist.
Der hiesige District heisst Kesäs, welcher 366 Ortschaften umfasst. Die
Hauptstadt davon ist jetzt Sultanabad; früher war Hamadan die Hauptstadt
von Irak, und in noch frühem Zeiten Ispahän. Letzteres bildet jetzt eine
besondere Provinz. Der Prinz-Gouverneur, welcher Chanler Mirza genannt
wird, die Bachtyäri unter sich hat, und in Buludscherd residirt, beherrscht
auch Schuschter und Disful. — Der Agha bot uns wiederholentlich seine
Dienste an, die wir jedoch dankbar ablehnten. Als er fortgegangen war,
liess er uns ein fettes Lamm bringen, welches wir ihm mit vielem Dank
zurückschickten. Später liess er sich ,yon mir etwas Schiräs-Tabak ausbitten,
und sein Sohn wünschte ein Federmesser geschenkt zu haben. -
Man nennt die Agha’s in Persien allgemein Achön, was, wie uns ein Molla
von Ispahän versicherte, von chänden komme, weil sie lesen können.
Man setzt zuweilen auch ein A vor den Titel Mirza; so nannte sich
der Bücherhändler von Ispahän Amirza Muhammed ’Aly. Für Muhammed
sagt man aber in Persien gewöhnlich Mämed, und Mämud für Mahmud.
Ricinus nennt man im Persischen Kersek, und Güleh ist der Name des Fuchsschwanzes,
und einer demselben ähnlichen Blume, die wir gleich dem Safran
vor Ser sachtd hier und da als Zierrath auf den Baumwollenfeldern fanden.
Kurz nach Mitternacht zogen wir weiter, das Thal entlang westlich auf