
einen Schuldschein, oder sonst etwas zu schreiben hatte, so kam er zu ihm,
um dieses von ihm schreiben zu lassen. Er war zugleich ihr Arzt, nicht
allein, weil er als Priester die Beschwörung der Teufel verstehen musste,
sondern auch, weil er einige oberflächliche Kenntnisse von der Medizin sich
erworben hatte. Desshalb wurde er bei allen Krankheitsfällen zu Rathe gezogen,
und konnte theils ärztliche Mittel, theils Beschwörungsformeln anwenden,
da die meisten Unfälle den bösen Geistern zugeschrieben werden.
Einst kam ein Mann zu ihm, und bat ihn, sogleich mitzukommen, da seine
Frau vom Teufel besessen sei. E r ging in dessen Wohnung, und, als er
zurückkam, erzählte er mir, dass er durch Gebete den Teufel beschwichtigt,
und durch einen Aderlass ihr körperliches Leiden so ziemlich gehoben habe.
Aus seinem Berichte erkannte ich, dass der armen Frau, welche kurz zuvor
niedergekommen, die Milch nach dem Kopfe gestiegen war. — Abgesehen
davon, dass der Priester oft allerhand Vorwände brauchte, um wegzugehen,
besuchten mich auch oft Muhammedaner, die mich betrachten wollten, und
ohne Umstände sich zu uns in das Zelt setzten. Da sich der Priester vor
ihnen genirte, und sie nicht wissen lassen wollte, was wir trieben, so musste
unsere Lectüre unterbleiben, bis sie weggegangen waren. Waren es ältere
Personen, so gab ich ihnen durch fortwährendes Schweigen zu verstehen,
dass sie mir zu ungelegener Zeit kämen; waren es aber junge Leute, so
sagte ich ihnen gerade zu, dass sie fortgehen sollten. Gewöhnlich gehorchten
sie augenblicklich, nur Einmal widersetzte sich Einer, bis ich meinen
Diener rief. Einige Tage später hatte derselbe sich wieder, ohne dass ich
darauf geachtet, unten vor die Thüre meines Gemachs gesetzt. Ein Anderer
hatte diess bemerkt, und ihn angezeigt. Den folgenden Morgen ganz
früh kamen eine Menge Leute vor mein Gemach, und brachten einen jungen
Menschen geschleppt, den sie auf die Erde warfen, worauf ein Tschausch
(Polizist) mit einem Rohrstock ihn auf den Rücken schlug. Der arme Mensch
schrie erbärmlich und dauerte mich; ich bat daher den Tschausch ihn los
zu lassen, was dann auch nach einigem Widerstreben geschah. Auf meine
Frage nach der Ursache dieser Execution, erfuhr ich, dass der arme Teufel
Soldat, und in Folge seines ungebührlichen Benehmens gegen mich verhaftet,
und zu obiger Strafe verurtheilt worden war. Denn es war derselbe
junge Mensch, der sich von mir nicht hatte abweisen lassen wollen. -— Es
ist merkwürdig, was die Araber für Furcht vor den Europäern haben. Einst
zankten sich Mehrere derselben laut neben meinem Gemach — ich ass:
gerade mein Frühstück, welches in dicker Sahne mit Brod und Zucker bestand.
— Da nahm mein Diener einen Stock, und trieb und schlug die
ganze Gesellschaft zum Thore hinaus, ohne dass nur ein Einziger gewagt
hätte, sich ihm zu widersetzen, indem er sagte, dass der Bey — ein Titel,
den man Fürsten und sehr vornehmen Leuten giebt ■ durch ihren Lärm
gestört werde.
Nur des Morgens trank ich Kaffee; gegen Mittag liess ich mir sogenannten
„persischen Thee“ bereiten, welcher aus Zucker, Ingwer und Mehl
bereitet , und in Tafeln verkauft wird. Es war zwar in Süq esch Schiuch
auch echter Thee zu bekommen, doch war er schlecht und sehr theuer;
Kaffee aber wollte ich nicht zu viel trinken, weil er zu stark war, und das
Blut zu sehr in Wallung brachte. Die übrige Zeit des Tages trank ich Wasser,
und zwar sehr viel, weil der Tabak dieser Gegenden sehr trocken ist,
und vielen Durst erzeugt. Man hat in Süq esch Schiuch keine Brunnen,
und auch in der Nähe keine Quellen, aus denen man Wasser schöpfen
könnte, daher Flusswasser das einzige ist, was man dort trinkt. Uebrigens
ist das Wasser des Euphrat, obgleich es stets sehr schmuzig ist, doch wohlschmeckend,
und, wie ich mich überzeugt habe, sehr gesund. Aus dem
Schlamme des Euphrat, wie aus dem des Nil, macht man irdene Gefässe
ohne Glasur, welche daher stets Feuchtigkeit ausschwitzen, und dadurch das
Wasser immer frisch und kühl erhalten. Ich trank diess meist unvermischt,
und goss nur, wenn ich mich erkältet hatte, einige Tropfen Portwein hinein,
wovon ich mir mehrere Flaschen aus Bagdad mitgenommen hatte. Einst
brachte mir auch ein schiitischer Muhammedaner ein Fläschchen Wein, den
er aus selbst erbauten Trauben sich bereitet hatte; denn er trank selbst
heimlich Wein, bat mich aber sehr, ihn nicht zu verrathen. Ein ander Mal
wurde ich von muhammedanischen Knaben in Versuchung geführt, welche
mir ein junges Schwein zum Verkauf anboten. Um nicht Anstoss bei meiner
Umgebung zu erregen, nahm ich es nicht an. Den 26. April überreichte
mir ein Gärtnerknabe in einem geflochtenen Korbe reife Brombeeren bedeckt
mit Weinblättern, unreifen Pflaumen und Aprikosen. Ich nahm einen
Teller davon, und gab ihm dafür eine Kleinigkeit: Die Brombeeren waren
länglich, und halten wenig Geschmack. E r nannte sie Dikke ? in Beirut
werden sie OjO Düd genannt. Mein maronitischer Diener versicherte
mir aber, dass Düd nur den Brombeerstrauch bezeichne, die Beeren selbst
nenne man jJ ,’ Kebüsch; die besten derselben kommen aus Damascus,