
Consuls mit den Baschbosuks und dem Scheich ab; wir aber, mussten noch
etwa t/a Stunde auf den Einen unserer Kelekdschi’s warten, welcher in das
Dorf gegangen war, und sich dort schlafen gelegt hatte. Endlich, nach
2 Uhr Nachmittags, kam er an, wir fuhren nach, bei 2 Zeltdörfern der Araber
von dem Stamme Dschebbür vorbei, und erreichten die Ändern erst am
Abend bei ihrer Lagerstätte. Die erste Nacht hatte ich ganz frei geschlafen,
an diesem Abend aber liess ich mein Zelt über die Hütte meiner Reisegefährten
und über mein Lager legen, und that sehr wohl daran. Es erhob
sich ein starkes Gewitter mit Sturm und liegen, welcher die ganze Nacht
anhielt. Ich schlief nur wenig auf meinem unbequemen Lager. Dienstag,
den 20. December, fuhren wir um 5 Uhr früh weiter. Schaaren von Pelikanen
und Kormoranen waren rings am Ufer, welches meist flach war.
Gegen Mittag sahen wir am linken Ufer das Grabmal des Hadschi Scheich
Aly, eines Scheichs der Araber vom Stamme der Hadidin, die gleich dem
Stamme Tay an beiden Seiten des Tigris hausen, während die Dschebbür
und die Schemmär nur am rechten Ufer zu finden sind. Diese Letztem, die
Schemmär, begreift man in Mosul unter dem Namen der Bedu (Beduinen),
während man die theilweise angesiedelten T ay „Araber“ xur ¿¡¡omv zu
nennen pflegt. Um Uhr sahen wir am linken, und bald darauf auch am
rechten Ufer unbedeutende Ruinen. Eine ganze Hügelkette zog sich am
rechten Ufer hin, bald dicht an demselben, bald etwas entfernt davon. Um
4 Uhr Nachmittags kamen wir bei 2 Hügeln vorbei, Teil Akr genannt, wo
man Nachgrabungen versucht hatte. Kurz darauf blieben wir liegen. Es
wurden mehrere Feuer am Ufer angezündet, und, während wir uns daran
erwärmten, hörten wir am jenseitigen, rechten Ufer die Stimmen von Arabern
von dem Stamme Schemmär, die uns zuriefen. Der Scheich desselben
Stammes, welcher bei uns war, sprach mit ihnen, und nach langen Unterhandlungen
verlangten sie endlich, dass man ihnen Brod hinüber bringe,
was ihnen verweigert wurde. Die Sache schien ernstlich zu werden; jene
Araber wollten sich nicht beruhigen, und unsere Baschbosuks luden ihre
Flinten, die sie wiederholt gleich ihren Pistolen abschossen, während sie
zugleich einen wilden Tanz um ihre Feuer aufführten. Ich wähnte mich
unter Wilden zu befinden, und legte mich endlich auf mein unbequemes
Lager, wo ich, von allen Seiten eingezwängt, nur wenig schlafen konnte.
Es hatte am Morgen noch geregnet; dann aber heiterte sich das Wetter
wieder auf. Wir waren an diesem Tage gegen Sonnenuntergang bei Qal’at
Scherkät vorbei gekommen, welches am rechten Ufer liegt, wovon aber nur
wenige Ruinen noch sichtbar waren. Dort begann das steile Felsgebirge
Chanüka, welches sich anfangs dicht am rechten Ufer des Tigris hinzieht,
dann sich entfernt, und wieder nähert.
Mittwoch, den 21. fuhren wir gegen 7 Uhr fort. Nach 3 Stunde
sahen wir am rechten Ufer die Festungsruine Qal’at Makchül auf einem einzeln
stehenden schroffen Felsen, wovon oben noch die Mauern mit Schiessscharten,
und an der Südseite eine runde Ummauerung, dahinter ein künstlicher
Festungsgraben sichtbar ist. Von da heisst die Gebirgskette, eine
Fortsetzung der vorigen, Dschebel Makchül, etwa noch 1 Stunde lang.
Dann werden beide Ufer flach, das Gebirge zieht sich in das Innere zurück,
nähert sich aber demselben bald wieder. Um Mittag kamen wir bei der
Mündung des Flusses Sab el Asfal (des niedern Säb)*) vorbei, den grossen
Säb hatten wir in der vorhergehenden Nacht passirt. Um 83/4 Uhr arabisch,
l 3/4 fränkisch, sahen wir nahe dem rechten Ufer die Qal’at Dschebbär, deren
Ueberreste sich weit von dem Gipfel herab erstrecken. Um 10'/ 4 arabisch
kamen wir bei Teil Deheb („Goldhügel“) vorbei, einer Hügelkette am linken
Ufer, die sich von Nord nach Süd hinzieht, und in den untern Schichten
Kalkstein hat. Wir sahen hier einen Vogel, der dem Kormoran ähnlich,
aber weisses und blaues Gefieder, und einen dicken Schnabel hat. Am rechten
Ufer weideten viele Karneelheerden, wobei Araber von. dem Stamme Schemmär
waren, welche aufpassten, um, wo möglich, die vorüberziehenden Keleks
zu berauben. Sie tödten dann von dem Ufer aus durch Flintenschüsse die
Ruderer, und kommen hernach auf die Boote, um die Reisenden auszuplündern.
Sie sind der mächtigste.und gefürchtetste Stamm, und sollen an
10,000 Zelte zählen, sind mit Schiessgewehren und Lanzen versehen, während
die Anese nur die letztere Waffe führen, und durch Trennung in 4—5
Theile unter besondere Scheichs sich sehr geschwächt haben. Die Schemmär
fürchten sich daher weder vor ihnen, noch vor irgend einem, ändern Stamme,
und sollen vor mehrern Jahren sogar die Beni Lam im südwestlichen Persien
bekriegt und besiegt' haben. Der älteste Stamm aller Araber soll der
der Abeid sein; früher wurde mir versichert, es sei diess der Stamm Tay.
Der Scheich der Schemmär, welcher uns bis Tekrit geleitete, schien eine
ziemlich genaue Kenntniss von dem gestirnten Himmel zu haben; er nannte
*) Auch Al tun Köprü Suju „d a s Wasser von Altu n K öprü (G o ld b rü ck e )“ genannt.