
zurück. Die Eber werden auf diesen Jagden zu Pferde mit Speeren ver-
folgt. Ein junger Engländer-, Mr. Johnson, hatte einen solchen mit dem
Speer verwundet, und war in Gefahr, von diesem zerrissen zu werden, da
er vom Pferde stürzte, und der Eber auf ihn los rannte. Glücklicherweise
kamen ihm die Ändern schnell zu Hülfe, und tödteten denselben, ehe er ihn
erfasste; aber er hatte sich bei dem Sturze den einen Arm verrenkt. Bei
einer zweiten Jag d , welche sie kurz darauf unternahmen, hatte Col. Rawlinson
das Unglück, sich den linken Schulterknochen zu brechen, so dass er
mehrere Wochen das Bett hüten musste. Aber seine Gastfreundschaft ging
so weit, dass wir auch während seiner Krankheit jeden Sonntag, wie bisher,
bei ihm zu Tische geladen waren, wobei sein trefflicher Arzt, Dr. Hyslop,
seine Stelle versah. — Die Bekanntschaft mit Col. Rawlinson war für mich
von hohem Interesse. Ein Mann in den mittlern Jahren, schlank gewachsen,
und ziemlich gross, von kriegerischem Ansehen, schien er mir zum
Feldherrn geboren, und ein ebenso tüchtiger Soldat als Gelehrter zu sein.
E r war lange Jah re in Indien und Persien gewesen, sprach das Hindosta-
nisehe, Persische, Türkische und Arabische, wie das Französische mit grösser
Geläufigkeit, und verstand das Deutsche, Lateinische, Griechische, Hebräische
und Chaldäische. Was er für die Entzifferung der Keilschriften geleistet,
ist weltbekannt. Mit unermüdlichem Eifer hat er die Nachgrabungen
verfolgt, seine umfassenden Sprachkenntnisse kamen ihm bei seinen vielen
Untersuchungen, Nachgrabungen und Erforschungen alter Monumente vielfach
zu Statten, und seine in den an Denkmälern des Alterthums so
reichen Gegenden von Persien, Kurdistan und den östlichen und südöstlichen
türkischen Provinzen unternommenen Reisen Hessen ihm manche bis dahin
verborgene Schätze an das Licht ziehen. Ihm verdanke ich ausser der gastlichen
Aufnahme, die ich bei ihm fand, so manche Belehrung, und, wenn
auch manche seiner Hypothesen nicht gegründet sein sollten, so ist doch auch
in diesen gewiss nicht zu verkennen, dass sie mit Geist und Scharfsinn
durchgeführt worden sind. — Noch während meines Aufenthaltes in Bagdad
machte er einen Ausflug nach Hilleh, und stellte Nachgrabungen an dem Bor-
sippa, oder Birs Nimrud, dem Thurm von Babel, an. Die Thoncylinder,
welche in den Grundsteinen der alten Bauwerke gefunden werden, sind
nach den bisherigen Erfahrungen stets an der südöstlichen oder nordöstlichen
Ecke der Gebäude zu finden. Col. Rawlinson bezeiehnete mit dem
Kompass .in der Hand genau die zwei Stellen, wo man die Steine wegnehmen
sollte, und an beiden Stellen fand er, wie er erwartet hatte, einen
solchen Cylinder mit Keilschrift. E r zeigte sie nach seiner Rückkehr Mr.
Brühl und mir; sie waren sehr schön erhalten, die Keilschrift deutlich ausgeprägt,
welche nach seiner Versicherung die historische Angabe enthielt,
dass dieser Thurm als ein Tempel für die 7 himmlischen Sphären von einem
Diener des Königs Merodach 500 (oder 504) Jahre vor Nebucadnezar erbaut,
und von diesem restaurirt worden sei. Die genannte Bestimmung
sollte auch durch die verschiedenen Farben der Ziegel, welche man theil-
weise noch verfolgen konnte, angedeutet sein. Die älteste Stadt Babel, und
der Thurm von Babel, der in der Bibel erwähnt wird, haben nach seiner
Ansicht weit südlicher nahe dem Zusammenfluss des Euphrat und Tigris
gelegen.
Eski Bagdad (Alt- Bagdad).ist nach Rawlinson’s Versicherung das von
Harun al Raschid erbaute Harunije, wofür auch der Name des nahe dabei
hegenden, jetzt ebenfalls schon verlassenen Dorfes Harüni spricht. Samerä
ist das ehemalige Sermenra, Diarbekir aber nicht das alte Tigranakert, wie
man gewöhnlich annimmt; dieses ist nach seiner Annahme noch nicht aufgefunden,
und lag nur 24, nach Tacitus 36 römische Meilen von Nisibis an
der Quelle des Dschaghdschagh, welcher durch diese Stadt geht;
In der Geschichte von Beläderi sollen sich interessante Notizen über
die Parsi’s finden, und 2 Pehlewidialecte erwähnt werden. — In dem britischen
Museum, sagte mir Col.Rawlinson, seien gegen 100 parthische Münzen
mit scheinbar armenischer Schrift, und der Vorsteher desselben habe eine
alte Inschrift, die er für armenisch halte, von ihm bekommen. Bei Zohab
und in einer Höhle bei Amadije sollen ebenfalls altarmenische Inschriften
sein. Bei Suleimanije war auf dem Gipfel eines Berges eine lange Pehlewi-
Inschrift, welche die Thaten von Ardeschir Babegan enthielt. Sie ist zum
grossen Theil eingestürzt, und-die Steine sind zu beideh Seiten des Berges
heruntergefallen. Die ersten Zeilen haben grössere Schrift als die letztem.
Rawlinson war 3 Tage dort, und hatte etwa 12 dieser Steine den Inschriften
n a c h , zusammengestellt und kopirt, aber nicht alle gefunden. E r nennt die
scheinbar altarmenische Schrift die achämenidische Cursivschrift. .
Nächst Col. Rawlinson-erwähne ich zuvörderst dessen langjährigen
Freund,-Cap. Jones, jetzt ostindischer Resident in Buschihr, nebst seiner
ebenso schönen als liebenswürdigen Gattin, einer gebornen Chaldäerin. Cap.
Jones ist ein tüchtiger Seemann, streng im Dieüste, aber äusserst human