
würmer aus der Erde heraus gehen sollen. Der französische Yiceconsul in
Sayda, welcher früher spanischer Consul in Häleb gewesen, versicherte mir,
dass er Proben davon mit nach Paris genommen, und man dort in dem
Jardin des plantes bei angestellten Versuchen diess bestätigt gefunden habe.
Montag, den 7. Mai, bestimmten wir zu unserer Abreise. Zuvor
hatten wir noch viele Schwierigkeit, Mucker zu bekommen, da die Besitzer
von Pferden und Maulthieren diese gerade damals sehr vortheilhaft an Mr.
Barker verkaufen konnten; und, als wir mit dem Einen contrahirt hatten,
sagte er es uns kurz darauf ab, weil er seine Thiere auf diese Weise zu
einem nie gehofften hohen Preise los werden konnte. Endlich nahm sich
Mr. Forth unser freundlichst an, und überredete den Mucker, der Sicherheit
wegen uns eine für ihn bedeutende Geldsumme als Pfand zu geben. Da
wir mit Mr. Barker’s Maulthieren u. s. w. nach Antäkia gehen wollten, so
blieben wir die Nacht vorher in deren Nähe im Zelt. Unsere Pferde hatten
wir vorher mit einigem Gewinn verkauft, da in Alexandrette dazu keine
Gelegenheit gewesen wäre, und wir sie, so leid es mir wenigstens that,
wegen der Schwierigkeit und. der Kosten des Transportes nicht mit nach
Europa nehmen wollten.— Am Abend vorher waren wir noch bei dem englischen
Consul Mr. Edward Barker zum Diner eingeladen. Hier erfuhr ich,
dass die boutons d’Alep sich auch bei den Hunden, und zwar stets an der
Nase zeigen, merkwürdigerweise aber nie bei den Katzen. Die Hunde haben
auch eine Art von gelbem Fieber, welches besonders im Frühling für sie sehr
gefährlich ist. Hundswuth ist selten in Häleb, aber häufig in Antäkia, und
noch häufiger in Sueide. In Antäkia lebt eine Familie, welche im Besitz
eines Arcanum’s ist,, das unfehlbar alle gebissenen Menschen und Thiere
heilen soll. Der Verlauf der Hundswuth ist nicht so rasch wie bei uns, und
dauert gewöhnlich 40 Tage. Bei obigem Mittel, welches in jener Familie
forterbt, wird eine gewisse Diät zugleich mit vorgeschrieben, und dasselbe
soll auch gegen Schlangenbisse probat sein.
Wir brachen um 6 Uhr auf, und hatten 9 Stunden lang fortwährend
steinigen Weg, der zuweilen sehr beschwerlich war; ringsum waren kahle
Felsen, aber trotzdem namentlich rechts, seltener links am Wege Dörfer mit
Maulbeer- und ändern Bäumen. Die Namen der Dörfer konnte ich nicht
erfahren. Zuerst kamen wir nach l 1/ä Stunde bei dem Chan el dibs vorbei,
der zur Hälfte Ruine ist. Wir passirten mehrere Stellen, die Quadersteine
und einige Reste von ehemaligen Gebäuden zeigten. Nach etwa 7 Stunden
hatten wir am Wege den verfallenen Chän Diarbekirlü; kurz darauf gelangten
wir an das DorfDMat el tin „Feigendorf“ , und, als wir den letzten
Felshügel hinunter ritten, sahen wir 3 Dörfer dicht neben einander am
Fusse des Dschebel Sem’än „Simeonsberges“, auf dessen Spitze viele Ruinen
eines alten Klosters waren. Wir ritten dann noch ungefähr 1 Stunde an
fruchtbaren Baumwollenfeldern entlang im Thale fort bis Dana, wo wir
neben den alten in Felsen gehauenen Gräbern unser Zelt aufschlugen.
Eines derselben hatte eine griechische, sehr verstümmelte Inschrift. Es
sind hier viele Ueberreste aus alter Zeit. Ueber den Gräbern ist eine Art
von altem Tempel, aber von sehr geringem Umfang.
Gegen 4 Uhr Morgens ritten wir von Dana weiter, das Thal entlang
bis beinahe an das südliche Ende desselben. Von Weitem sahen wir im
Süden im Thale eine einzeln stehende Säule, zur Rechten in der Mitte der
kahlen Kalksteinfelsen 2 alte zerstörte Klöster. In dem Thale fanden wir
eine dem Kümmel äusserlich ähnliche Gummipflanze. Wir wendeten uns
dann westlich, und ritten in eine Thalsehlucht hinein, an deren Eingang die
Ruinen eines bedeutenden Ortes waren. Viele Bogen von Quadersteinen
standen noch unversehrt. Wir ritten durch ein steinernes Thor; der Weg
über die grossen Platten und Quadersteine war äusserst' beschwerlich und
halsbrechend. Diesen Ort nannten unsere Mucker el Bäb „das Thor“, wohl
nur von jenem Eingänge. Wir sahen noch weiterhin unten in der Thal-
schlucht, so wie rechts, und mehr noch links auf den kahlen Felsen zahlreiche
Ruinen. In el Bäb bemerkten wir auch die Ruine einer Kirche, und
weiterhin, da wir den Berg rechts hinauf ritten, die eines grossen Klosters
mit Glockenthurm. Darauf kamen wir, nachdem wir über den Bergrücken
hinuntergeritten waren, in eine zweite etwas breitere Thalschlucht, wo wir
mehrere Zelte von Turkmanen, und' auf dem Felsen zur Linken eine ausgebreitete
Ruine sahen, die man uns Dschilwe nannte. Von da gelangten
wir in ein breites, sumpfiges Thal, wo wir über Moorgrund und durch Gräben
hin und her laviren mussten, bis wir endlich nach mehr als lOstundigem
Ritt an den ’Aasi (den Rebellischen), den alten Orontes, und kurz darauf nach
el Dschisr (die Brücke) kamen, einem kleinen Dorfe mit einer schönen,
ziemlich neuen öbogigen Brücke. Gefrühstückt hatten wir mit Mr. Stuart,
einem Gehülfen von Mr. Barker, zusammen, welcher in Jeni schehir (Neustadt),
einem kleinen, freundlichen Orte, auf uns wartete. Hier ist ein fast ganz
europäisch gebautes Haus, welches ein Pascha von Häleb angelegt hat; aber