
hier, Esel ausgenommen, fast gar nicht, und das Wasser ist kaum für den
nöthigsten Bedarf ausreichend. Wir sahen zwar eine grosse Heerde von
Schafen und Ziegen, erfuhren aber, dass diese aus dem fruchtbaren Schiräs
zum Verkauf dahin gebracht seien.
Montag, den 7. August, hatten wir eine starke Tour vor uns, 10 Far-
sach, und mussten uns darauf gefasst machen, 12 Stunden, oder wohl auch
noch länger auf unsern Thieren zuzubringen; denn 1 Farsach, gewöhnlich
so viel als 1 Lieue, ist nach der Berechnung der Perser oft fast 2 Stunden
stark, zuweilen aber auch weniger als 1 Stunde. Wir ritten desshalb gleich
nach Sonnenuntergang fort. Unser Weg ging zuerst in nordwestlicher Richtung,
die ersten 4—5 Stunden in Flugsand, wie bei den Berliner Rehbergen,
bei mehrern Karavanserai’s und verfallenen Anbauten vorbei. Die Vegetation
war sehr spärlich, und beschränkte sich auf einzelne Dornsträucher, worunter
auch Kapemstauden, und ein wohlriechendes Kraut mit kleinen Knöspchen
ohne Blätter; nur zuweilen, 2 oder 3 Mal, stiessen wir auf unterirdische Kanäle
und tiefe Brunnen, in welche Stufen führten; links und rechts wurde die Ebene
von Felsenketten eingeschlossen, die zur Rechten schien nach 6 Stunden aufzuhören,
was ich wegen des Dunstkreises trotz dem Vollmond nicht bemerken
konnte, zog sich aber nur mehr in die Ferne hin. Nach etwa 5 Stunden
wurde der Erdboden steinig, und es schien, als ob wir, wie ich schon früher
bemerkt hatte, durch ausgetrocknete Betten von Bächen zuweilen ritten, die
vielleicht im Winter durch starke Regengüsse gebildet werden. Nach
östündigem Ritt kamen wir bei einem Dorfe vorbei, wo mehrere Bäume
standen. Diess war wahrscheinlich Tschefte, welches 6 Farsach von Bideh
oder Bidabad liegen sollte. Nach der Versicherung unsers Qatirdschi war
es verlassen und verfallen. S1/^ Stunde später kamen wir wieder bei einem
scheinbaren Dorfe vorbei, ;doch versicherten unsere Leute, dass nur Gärten
dort seien. Dabei sahen wir wieder unterirdische Kanäle und vielfach zer-
spaltenes Erdreich. Diese Spalten, gleich denen in Meibüd, sind aber, wie
man uns sagte, nicht Folgen von Erdbeben, welche in dieser Gegend, wie
in Jesd gar nicht Vorkommen sollen. Nach der Versicherung jenes Sö'id in
Bidabad kommen Erdbeben nur in der Nähe des Meeres vor, wie auch in
Schiräs, und entstehen von dem tiefen Athemholen des Meeres. 1/3 Stunde
später gelangten wir nach dem schönen, theilweise ummauerten, und mit
einer Festung versehenen ’Aghda ItXÄa. Gleich am Eingänge sieht man
eine schöne, neue Karavanserai, in deren Mitte ein unten viereckiges, oben
8eckiges Minaret, gegenüber eine Moschee. Hier sind auch viele Badgirs
(Windfänger), noch andere Karavanseraien, viele Gärten mit Maulbeerbäumen,
auch sah ich hier zum ersten Male wieder 2 einzelne Palmen. Ausserhalb
des Ortes, auf einem freien Platze, schlugen wir unser Zelt auf.
(Auch hier, wie in Bidabad, wo wir sie zum ersten Male sahen, waren ausserhalb
öffentliche Apartements angelegt, 2 davon nahe bei uns.) Das dortige
Wasser ist nicht gut, hat einen schwefeligen, bittern Geschmack, und
ist ohne Zuthat nicht trinkbar. Wir schliefen erst einige Stunden; dann erhielten
wir, wie überall, vielen Besuch. Unter Ändern kam auch em junger
Derwisch mit seinem Horn auf dem Rücken, und der Keschkule (Trink-
gefäss) an der Seite hängend. E r sagte, er sei von dem Orden der Schafei.
E r sang uns zuerst ein Lied von Häfis vor, worin die Legende mitge-
theilt war, wie er Dichter wurde. E r war bei einem Bäcker im Dienste,
und hatte unter Ändern täglich Brod zu einer wohlhabenden Dame zu
tragen. In diese verliebte er sich, und er fand endlich bei ihr Erhörung.
An einem Donnerstag Abend, in der^tXüJI *-UJ ging er zu ihr; kaum dort
angekommen, erinnerte er sich, dass er vergessen hatte, seiner Gewohnheit
gemäss ein Licht an dem Grabe eines Heiligen anzuzünden. Sogleich ging
er wieder fort, kaufte ein Licht, und trug es hin. Auf dem Rückwege
wurde er plötzlich sehr müde, legte sich auf das Grab eines ändern Heiligen,
und schlief ein. Als er erwachte, hatte er zur Belohnung für seine Frömmigkeit
die Dichtergabe bekommen. Der Derwisch blies uns noch etwas auf
seinem Horne vor, erhielt auf sein Bitten ein kleines Geschenk, und empfahl
sich.
Dienstag, den 8. August, ritten wir gegen 8 Uhr Abends von ’Aghda
fort, anfangs auf sehr staubigem Wege in westlicher Richtung mit weniger
Abweichung nach Norden. Nach 3/4 Stunden kamen wir bei Gärten vorbei,
wobei auch eine kleine Festung und schlechtes Wasser war. Nach 2 Stunden
trafen wir eine Karavanserai mit vielen Nischen ausserhalb, und einer
Festung daneben; ein Gleiches fanden wir nach 4— 5 Stunden. Der Weg
wurde dann mehr steinig, und führte durch mehrere trockene Flussbetten,
von denen das eine noch feucht war. Viel Salz lag an verschiedenen Stellen
zu Tage. Die Felsenkette zur Linken wurde nach 4 5 Stunden bedeutend
niedriger, dann erhob sie sich wieder; zur Rechten war nur zuweilen
die Fortsetzung der Felsenkette in grauer Ferne sichtbar. Auch auf
dieser Tour war fast gar keine Vegetation zu bemerken. Nach 9stündigem