
mischt giebt diese Nura ein prächtiges Baumaterial. Alles', was im Wasser
gebaut wird, Dämme, und der Grund von Häusern wird damit gebaut;
im Wasser wird sie zu Stein, und ist unverwüstlich. Auch die obern Schichten
der Dächer und die Dachrinnen bestreichen sie damit, auf dass das Regenwasser
nicht durchdringe. Da aber die Holzasche theuer ist, so kostet
diess viel. In der Nacht., so berichten sie, giebt dieser Stein in Disful
einen Ton von sich, und sie sagen, diess sei das Geschrei der Geburtsschmerzen
oder der Kinder der Steine, da diese alle Nächte neue gebären.
Denn trotzdem, dass so viele dieser Steine weggebracht werden, nehmen sie
doch nicht ab.
Auch die Qalem’s, Schreibfedern, welche in der ganzen Türkei und in
Persien gebraucht werden, kommen fast einzig und allein aus Disful. T ü rken
und Griechen ziehen die dünnen, die Perser und die ihnen zunächst
wohnenden Araber die dickern vor. Wenn das Rohr grün ist, legt man
dünne Fäden darum; auf diese Weise entstehen die hellen Streifen daran.
Hier endlich, in Süq, fand ich, wie ich schon oben erwähnte, Holz von
dem Ghadabaum, ihn selbst sah ich aber leider nicht, da er nicht an dem
Orte selbst wächst, sondern in der Wüste. *) Dieses giebt die beste, lang
nachhaltende Kohle; es hat eine weissgraue,-glatte, dünne Schale, und
scheint unserer Weissbuche ähnlich zu sein. Den Samen dieses Baumes
braucht man in Süq statt der Seife.
Ich wurde hier auch mit einem eigentümlichen Gebrauch bekannt,
von dem ich sonst nichts gehört hatte. Wenn man nämlich Besuch hat, und
diesem nach Landessitte Kaffee präsentiren lässt, so darf der Diener die
Kanne nicht so setzen, dass der Schnabel derselben dem Besuchenden zugewendet
ist; derselbe muss stets nach der Seite gerichtet sein. Wenn ich
nun keinen Besuch bekam, und mich doch zu unterhalten wünschte, so liess
ich am Abend meinen Diener auf ein Stündchen zu mir kommen, welcher
eine Menge sprüchwörtliche Redensarten'kannte, die er mir dictiren musste,
oder, da er mehr als ich mit den Eingeborenen zusammen kam, die von ihm
gelernten eigenthümlichen arabischen Ausdrücke mir zugleich mit den dafür
in Beirut gebräuchlichen vorsagte. In Betreff der Aussprache der Buchstaben
war mir nur die des dsch auffallend, welches in Süq wie j lautete.
So war mein Leben in Süq esch Schiuch höchst einförmig; nur höchst
*) In Nedschd, und zwar nur in s a n d ig e n , tro c k e n e n , w asserlosen Gegenden.
selten bekam ich Briefe von Bagdad und über Bagdüd aus der Heimath, da
keine Post nach Süq ging, und ebenso selten hatte auch ich Gelegenheit,
Briefe dahin abzusenden. Ein ganzes Paquet Briefe von mir nach der Heimath
kam in Bagdad nicht an, da der Ueberbringer derselben sie entweder
verloren oder weggeworfen hatte. Einmal wollte ich, um sichere Kunde
zu geben und zu empfangen, einen Expressen nach Bagdad senden; nach
vielem vergeblichen Bemühen trieb der Priester einen Mann auf, der dahin
gehen wollte, er verlangte aber 25 Thaler dafür, und ging endlich doch nur
bis auf 121/2 Thaler herunter. Da mir auch diess zu viel war, so unterliess
ich es. — Besuche von Europäern erhielt ich dort natürlich nicht. Ich hoffte
zwar, dass Mr. Loftus und Mr. Boutcher, welche gleichzeitig in Ain Warka,
dem Arach der Bibel*), Nachgrabungen anstellten, nach Beendigung derselben
über Süq nach Basra reisen würden; sie nahmen aber leider von
da direct wieder ihren Weg nach Bagdad. Nur ein einziges Mal hatte ich
die Freude, einen Europäer dort zu sehen. Diess war Mr. Taylor, englischer
Vicecónsul von-Basra, und Sohn des verstorbenen ostindischen Residenten
und englischen Generalconsuls von Bagdad, Col. Taylor. E r war
3 Monate auf Entdeckungsreisen gewesen, und hatte zuerst einen Ort tief
in der Wüste, mehrere Tagereisen westlich von Süq, Namens Abu Schahrain,
besucht, wo er Nachgrabungen angestellt hatte, war aber leider wegen
der Aussicht eines Krieges mit den Persern zu schnell von da zurückberufen
worden, so dass er wenig Ausbeute gewonnen hatte; er meinte jedoch, dass
dort sicher noch viel zu finden wäre. Später hatte er sich nach Mukaeer
gewendet, einem Orte, welcher nur 7 Stunden nordwestlich von Süq, und
2 Stunden von dem Euphrat entfernt ist. Dort is f früher eine Nekropolis
gewesen, deren Stelle durch einen grossen Hügel bezeichnet wird. In denselben
hatte er verschiedene Einschnitte machen lassen, und ganze Gräber
noch unversehrt gefunden, die eine Decke von an der Sonne getrockneter
Lehmerde hatten. Auch viele Lehmziegel mit Keilinschriften, platte Steine
mit gleichen Inschriften, so wie auch eine besondere Art Lehmziegel hatte
er mitgebracht, deren vordere schmale Seite einen Gypsüberzug hatte,
welcher ebenfalls mit Keilschrift bedeckt war. E r versicherte mir unter
Ändern, dass er auf einem dort gefundenen Backsteine den Namen des Kö-
*) Seitwärts zwischen Samawät u n d Süq esch Schiuch, doch näh e r dem e r s tem Orte,
und südö stlich davon gelegen.