
genannt, vorbei, welches links am Wege liegt. Dabei ist eine schöne Tschap-
parchäne und eine kleine Kirche. Gegen 4 Uhr sahen wir einen Büchsenschuss
rechts von der Strasse das Dorf Chäsne tepe, und gegen 8 Uhr gelangten
wir nach Mösul. Mr. Brühl war vorausgeritten, hatte sich zuerst uberfahren
lassen, und zu nicht geringem Schreck erfahren, dass Dr. Lobdell,
bei dem wir wohnen wollten, den Sonntag vorher gestorben war. E r war
glücklich von Bagdäd zurück gekommen, hatte den von der forijirten Reise
angegriffenen Schemmäs zur Besserung gebracht, sich aber etwa 8 Tage
später selbst zu Bett legen müssen. Ein hitziges Nervenfieber hatte seinen
frühen Tod herbeigeführt. Sanft ruhe seine Asche! Die Mission verlor an
ihm eins ihrer thätigsten und nützlichsten Mitglieder. E r hinterliess eine
junge Frau und 2 kleine Kinder.
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Zwanzigstes Kapitel.
Aufenthalt in Mosul.
Wir liessen unsere Sachen in den Chan von Mr. Rassam bringen, aber
man versicherte uns, dass kein Zimmer leer sei. Da Mr. Williams nach
Diarhekir gereist, und noch nicht zurückgekehrt war, so entschlossen wir
uns, mit Mr. Marsh’s Bewilligung in dessen Haus zu ziehen; zuletzt aber
nöthigte uns Mr. Marsh, in sein Haus zu kommen, und nur unsere Diener
mit dem überflüssigen Gepäck in Mr. Williams Hause zu lassen. Wir erhielten
eine grosse, geräumige Stube mit allem europäischen Comfort. -
Die amerikanischen Missionare sind, so weit ich sie kennen gelernt habe -
und ich habe mit ihnen in Beirut, Damascus, Hdleb und Mosul verkehrt -
äusserst liebenswürdig im Umgange, in hohem Grade gefällig, bescheiden,
und haben eine gute wissenschaftliche Bildung. Diese befähigt sie auch
vorzugsweise, für die Wissenschaft thätig zu sein , und wir verdanken ihnen
manche wichtige Belehrung über Sprachen, Geschichte, Geographie und
Alterthümer der Länder, in denen sie ihre Stationen haben; auch sie haben
die Bibliotheken und Museen ihres Vaterlandes mit litterarischen und antiquarischen
Schätzen sehr bereichert. Ihr eigentlicher Beruf aber, ihre missionarische
Thätigkeit, geht ihnen' über Alles. Jeder Einzelne wirkt nach
Kräften allein, und Alle wieder gemeinschaftlich für den E m e n Zweck.
Die verschiedenen Stationen stehen in stetem Verkehr mit einander, und
jedes J a h r bestimmen sie einen Versammlungsort, an welchem Deputirte
aller Stationen sich zu einer festgesetzten Zeit vereinigen, um sich gegenseitig
die gemachten Erfahrungen auf dem Felde der Mission mitzutheüen,
und sich zu berathen. Zu einer solchen Versammlung war Mr. Williams
nach Diarbdkir gereist, kam aber zurück, als wir noch in Mosul waren. Er