
q H äleb. Handel. Häuser.
eine freundliche Aufnahme fanden. Das Consulat ist zugleich ein|Chan für
französische Kauf leute.
Hdleb ist eine der bedeutendsten und schönsten Städte Syiens. Sie
liegt in einer Ebene von Hügeln umgeben. In der Mitte auf einen einzeln
stehenden steilen Felsen ist die alte Festung mit tiefem Festungsgiaben, um
welche die massiven Häuser der Stadt einförmig gebaut sind. De Gassen
sind trotz der wenigem Hunde reinlicher, und besser gepflastert als in
Damascus. Die zahlreichen Basär’s sind sämmtlich überwölbt und sthöner als
dort, vielleicht auch mannigfacher in Betreff der Waaren, welch) von Ost
und West, von Nord und Süd hier Zusammenkommen, da Hdleb lin H auptort
für den Handel ist; auch die Chän’s, in denen die fremden Häuf leute
ihre Wohnungen wie ihre Waarenlager haben, sind fest und scltfn gebaut,
am schönsten der Chan des Wezir ^ L ä -. Oestreich hai unter den
Ländern Europa’s wohl jetzt den meisten Verkehr mit Hdleb. Ös ist hier
eine Hauptniederlage von böhmischen Glaswaaren, welche durct die ganze
asiatische Türkei von hier aus verbreitet werden, gleich den Sclvefel- und
Zündhölzchen aus der Fabrik von Pollak in Wien; und zufällig erfuhr ich
hier auch,' dass die meisten Fesse oder Tarbusche der Muhamrmdaner, Araber
und Türken, aus Wien kommen. Es werden hier viel sddene Stoffe
gearbeitet mit Stickereien in Gold, und ähnliche, wie in denj im vorigen
Jah re durch Erdbeben vernichteten Brussa;: ausserdem überspmnene Pfeifenrohre,
so wie Schläuche für die Wasserpfeifen. Man hat hiir gute, wohlschmeckende
Aepfel, die aus Marasch, und grosse rothe Weintauben, welche
von Aintäb kommen. — Die Häuser, sämmtlich von Quaderteinen erbaut,
sehen von Aussen weit schöner als die Damascener. Im Irneru rivalisiren
sie mit den letztem, Orangen- und andere Bäume sind in deu Höfen, auch
kleine Wasserbassins, die jedoch meist ausgetrocknet sind; vor den Liwa-
nen sieht man musivischen Fussboden, und' ebenso in den Örrpfangssälen,
deren Decken reich und schön verziert sind. Aber dennoch behalten die
Damascener Häuser in Betreff ihrer innern Ausschmückung <feb Vorzug#)
*) Was Damascus v o r a llen än d e rn S täd ten des Orients auszeichnet das schöne,
k la re , erfrischende W a s se r des B ä rada, welches in a lle H äu s e r der Stalttvertheilt ist,
diess is t in H ä leb nicht. Zwar h a t auch diese S ta d t einen kleinen Fluss* Q°eq
g enannt, welcher einen T heil derse lb en d u rc h flie s st; ab e r sein W a s se r ist ehmuzig und
schlammig, und Viele sind d e r Ansicht, dass d e r Genuss d esselben die bekannte K ran k h
e it d e r b outons d’Alep erzeuge, eine K ra n k h e it, von welcher a lle Bewohnt* dieses Orts
Häleb. Fana tismu s d e r Moslemen. 9
Der spanische Cónsul, Alphonse Durighello, welcher, da er keinen Gehalt
|e zo g , und eine Französin zur Mutter hatte, in dem französischen Consulate
arbeitete und von dessen Regierung eine Stelle als Vicecónsul zu erlangen
hlffte — er ist mittlerweile französischer Cónsul in Saida geworden—-nahm
i j h meiner freundlichst an, und führte mich in einige Häuser, welche für
die schönsten in Háleb galten. — Eingedenk der letzten Christen Verfolgung,
welche 3 Jahre vorher hier stattgefunden und 3 Tage lang gedauert hatte,
■ a u b te ich, dass die Muhammedaner-von Háleb weit fanatischer seien, als
anderwärts. Sie hatten damals eine wahrhaft viehische Wuth gegen die
Christen ausgelassen, welche nur den in neuester Zeit in Indien verübten
Gräueln vergleichbar sind, sie auf alle mögliche Weise gemisshandelt, verstümmelt,
beraubt und gemordet, und ihre Kirchen zerstört — aber es ist
Ihnen sehr übel bekommen, sie sind hart bestraft worden, und haben das
fceraubte doppelt ersetzen müssen. Seit dieser Zeit sind sie viel milder gegleich
a lle n Fremden, welche dahin kommen, wenn sie auch noch so k u rz e Z e it daselbst
verweilen, befallen werden. Sie b e s te h t in Beulen, welche b e i den E in g ebornen im Gesicht,
und zwar au f den Backen oder d e r Nase, b e i den F rem d en a b e r an den Aermen,
Beinen oder d e r Brust sich zeigen, eine Z e it lan g zunehmen, dan n eitern, und allm ä lig
TVieder v ergehen, um an einer än d e rn S te lle wieder zu erscheinen, bis sie nach Verlauf
yon 7 Monaten oder einem J a h re ganz verschwinden. Sie is t a b e r keineswegs eine blos
in Häleb g rassirende K ran k h e it, sonde rn findet sich auch in Antäkia, D ia rb e k ir, Mare-
din, Mösul, Bagdad, Isp ah än u. s. w. In Bagdäd wurde m ir ein einziges Beispiel von
einem E uropäer b ek an n t, welcher diese boutons a u f der Nase bekam, und dieser war ein
Renegat (!). Ich se lb s t bin an allen diesen Orten, und zwar län g e re Z e it an mehrern d e r selben
gewesen, ohne davon befallen ¿u werden. Man v e rsich e rte m ir aber, dass ich sie
sp ä te r noch bekommen w e rd e ; und in d e r T h a t b ra ch en sie auch, 2 J a h re nach m e in e r
Rückkehr aus dem Orient, im J a h re 1857 bei m ir aus. Aerztliche Hülfe soll dagegen
nlchta vermögen, vie lm eh r das Ueb e l v e rg rö sse rn . Schon die weite V e rb re itu n g d eu te t
darauf hin, dass n ich t das W a s se r dieses F lusses die U rsache davon sein k a n n ; noch
mehr wird diess dadurch bewiesen, dass in ändern Orten, wie Aintäb, d urch welche eben
derselbe geht, sich diese K ra n k h e it nich t findet; und einen auffallenden Beweis gegen
djiese Annahme lie fe rt au ch das Fa c tum , dass d e r englische Consul Mr. B a rk e r se it seiner
Ankunft in H äleb sich tä g lic h a lle s W a s s e r, welches er zum T rin k en u n d Kochen
b ra u c h te , aus einer fernen Quelle b rin g en liess, und doch m it se in e r ganzen F aniilie
davon ergriffen wurde. — D a sie in k e in e r d e r K ü s te n städ te vorkommt, so sind Andere
der Meinung, dass sie von dem G ebrauche des E rd s a lz e s h e rrü h re , welches man ü b e ra ll,
wo sie einheimisch ist, geniesse. Die ss is t das Salz, welches im F rü h lin g , wenn die u n u
n terbrochen scheinende Sonne die von dem W in te rreg e n b e feuchtete E rd e au strocknet,
die Oberfläche des namentlich in Me sopotamien u n d P e rsien we it v e rb re ite te n salzigen
E rd re ich s gleich Schneeflocken oft Meilen we it b ed e ck t, und von den Bewohnern d e r
jLTmgegenden gesammelt und v e rb ra u ch t wird. Me rkwürdig is t noch, dass in H ä leb auch
die Hunde an d ie se r K ra n k h e it le id en , u n d sie an d e r Nase b ekommen, nich t ab e r die
Ratzen.