
Achtes Kapitel.
Rückreise von Süq esch Schiuch nach Bagdad.
Anfangs war ich unschlüssig, ob ich über Basra gehen, oder den frühem
Weg wieder einschlagen sollte; da ich aber die Abgangszeit des englischen
Dampfschiffes von Basra nach Bagdad nicht wusste, und andere
Schiffe nur selten diese Tour machen, so entschloss ich mich, wieder über
Hille zu reisen, und fuhr Sonnabend den 6. Mai gegen 4 Uhr Nachmittags
von Süq esch Schiuch wieder ab. Ich hatte für 10— 11 Thaler ein Boot mit
3 Fährleuten gemiethet, und nahm einen armen Bäcker von Bagdad mit
auf, welcher sich mir unterwegs sehr dienstfertig erwies. Zwar wollte, ich
schon früher fort, aber Hadschi Homeidi, dem ich noch vorher einen Abschiedsbesuch
machte, hielt mich so lange auf, da er mir noch Briefe an seinen
Bruder in Bagdäd mitgeben wollte. Ich machte mich zur Abreise fertig,
und schickte mehrere Male zu ihm, um mir die Briefe auszubitten. Endlich
entschloss ich mich ohne dieselben zur Abfahrt, so dass er genöthigt war,
mir noch eilenden Fusses nachzulaufen. Nach 2 Stunden kamen wir an
dem Kanal Meschachschije vorüber, welcher bis Küt el Ammära geht, und
den Euphrat mit dem Tigris verbindet. Vorher aber war ich noch bei
Scheich Jah ja abgestiegen, um mich von ihm zu verabschieden. E r begleitete
mich an das Boot, -empfahl mich dem Schutz von Hajje qadmaje und Mäna
rabba, und gab mir noch eine selbst geschriebene Kolle als Amulet gegen
alle Fährliehkeiten der Keise, alle Unfälle und alle Dämonen mit. Bei
Scheich Nasir konnte ich nicht absteigen, um mir ein Teskere von ihm zu
erbitten, da es schon zu spät war, als ich dahin kam. Nach 3 Stunden gelangten
wir an den Schatt el Hai, einen Kanal für grössere Boote, welche
nach Kut el Ammära gehen. 1 Stunde später fuhren wir bei dem Nahr
Basul vorbei, welcher ebenfalls nach Küt geht, aber nur für kleinere Boote
fahrbar ist, und nach abermals 1 Stunde, gegen 9 Uhr Abends hielten wir
bei dem türkischen Zollbeamten des Pascha von Basra, Habib Agha am
rechten Ufer an. Der Tag war sehr heiss gewesen, gegen Abend hatten wir
Wetterleuchten, später wehte eine angenehme Kühlung. Ich ging zu dem
Agha, er hatte einen grossen Kreis um sich versammelt, Mehrere schlugen
die Pquken, Andere sangen, und abwechselnd trat Einer von den Arabern
hervor, und tanzte in der Mitte des Kreises, wobei er ganz willkührlich bald
mit dem einen, bald mit dem ändern Theile, mit dem Ober- und Mittelkörper,
oder auch mit dem ganzen Körper zugleich und mit Händen und Füssen
die verschiedenartigsten Bewegungen machte. Ich setzte mich zu dem Agha,
rauchte eine Pfeife, amüsirte mich eine Zeitlang an diesem Schauspiel, welches
bei dem Scheine des Feuers, das in der Mitte brannte, sich wunderlich
ausnahm, und drückte ihm beim Abschied ein Geldgeschenk in die Hand.
Bis gegen 1 Uhr in der Nacht fuhren wir fort; dann schliefen die Schiffer
ein, aber lange vor Sonnenaufgang brachen wir wieder auf. Bei einer Schafheerde
hielten wir an, um Milch zu kaufen. Gegen 4 J/2 Uhr Morgens kamen
wir an eine Zollbude des Scheichs der Montefik; ich sollte aussteigen, hatte
aber keine Lust dazu. Der Zollbeamte kam zu mir, und bat, da ich ihm ein
Schreiben des Pascha vorgezeigt, nur um ein Bakschisch. Ich gab ihm
1 Schami, */2 Thaler, den er mir wieder auf den Tisch warf. Ich sagte ihm,
dass wir Franken nicht gewohnt seien, uns auf diese Weise behandeln zu
lassen, und dass ich mich dadurch nicht bewegen lassen würde, ihm nur
1 Pa ra mehr zu geben. Da er sah, dass ich fest war, so nahm er den Schami,
und nun legte ich ihm noch einen zweiten dazu, worüber er gleich den Schiffern
höchlich erstaunt war. Wir fuhren dann bei starkem aber günstigem
Winde weiter, hatten um 5 Uhr am rechten Ufer Maqäm el Abbäs, wo ein
Heiliger dieses Namens begraben liegt, und 3/4 Stunde später am linken
Ufer den Einfluss des Nahr Basul el ghafla — es giebt nämlich 3 Kanäle
dieses Namens — lj2 Stunde später an demselben Ufer die Festung Qal’at
Abd Dennüm, wovon nur noch die Ummauerung von Lehm steht, und um
8 Uhr am rechten die Festung Qal’at Lubdaegha. Später am Nachmittag
erreichten wir el Chidhr, wo ich mir auf dem Hinwege Holz von dem Scheich
erbeten hatte; jetzt waren jene Strohhütten weg. Hinter el Chidhr macht
der Euphrat nach Samawät zu grosse Krümmungen nach Süden. Wir hatten
fast den ganzen Sonntag einen heftigen Südostwind, der in Sturm ausartete,
die Wellen oft so hoch trieb, dass sie in unser Boot schlugen, und den Schiffern,
weil das Fahrzeug fortwährend hin und her schwankte, manchen