
alle. Denn Vielweiberei ist ihnen gestattet, und jeder Mandäer kann 4, ein
Priester aber 7 Frauen beirathen. Die Einen, wie die Ändern haben aber
höchst selten mehr als 2 Frauen, die sie in Zwischenräumen genommen
haben. Dass dabei doch kein Mangel an Mädchen stattfindet, erklärt sich
daher, weil stets mehr Mädchen als Knaben geboren werden. Diese Frauen
nun werden dadurch zu dieser Beschäftigung geweiht, dass sie an Einem
Sonntage zweimal nach verschiedenen Pausen getauft werden. Sie stehen
dann auch auf einer höhern Stufe, und dürfen bei und von ändern Man-
däern nichts essen, aber doch auch nicht mit ihrem Manne, dem Priester.
Als ich in Süq esch Schiuch war, war dort der einzige Tempel, den
sie noch hesassen. Da aber mit oder kurz nach mir sämmtliche Mandäer
mit dem Priester von dort wegzogen, so haben sie wahrscheinlich auch diesen
zerstört, und besitzen jetzt vielleicht keinen einzigen mehr, wenn sie
nicht mittlerweile in Ammära, wohin die Meisten sich wendeten, einen solchen
erbaut haben. Jener Tempel war von Osten nach Westen 8 Schritte
lang, und hatte von Süden nach Norden eine Breite von 5 Fuss. Diese
Grösse genügt, da ihre Tempel nur für die Priester und deren Gehülfen bestimmt
sind. Kein Laie darf sie während des Gottesdienstes betreten. Er
hatte Mannshöhe, und, während alle ändern Gebäude platte Dächer haben,
so hatte dieser gleich den Kirchen des Orients ein Giebeldach. Gebaut war
er aus Kohrbündeln, welche mit Lehm überklebt und beworfen waren. Der
enge Eingang, ohne Thüre, war an der Mitte der Südseite. Kein Altar,
keine Erhöhung, keine Verzierung oder Schmuck irgend welcher Art war
im Innern zu sehen, dessen Fussboden jedesmal vor dem Gottesdienst von
dem Schganda (Tempeldiener, Diakonus) glatt gefegt, nach Beendigung
desselben aber absichtlich wieder uneben gemacht wird, da der Eintritt Un-
geweihter nicht verhindert werden kann. Denn alles Terrain gehört den
Moslem en, und der Tempel stand in dem Garten eines Muhammedaners.
Nur an den 4 Ecken waren im Innern Breter angebracht, um etwas darauf
zu stellen. Dicht bei dem Tempel vorbei batten sie einen Kanal von dem
Euphrat her gezogen; denn ohne fliessendes Wasser können die Mandäer
nicht bestehen, und kann keine Taufe vollzogen werden.
Die Taufe der neugeborenen Kinder findet auf dieselbe Weise Statt,
wie bei Erwachsenen, nur dass der Priester das Kind während der ganzen
Feierlichkeit halten muss. Dabei erhält es auch einen Namen, der mit dem
Namen der Mutter, nicht des Vaters, nur bei allen geistlichen Handlungen
gebraucht wird. Bei geschichtlichen Notizen dagegen wird der Name des
Vaters neben dem Vornamen genannt. Ausserdem haben sie aber gewöhnlich
auch noch einen bürgerlichen Namen, der meist muhammedanisch klingt,
und gleichzeitig, aber nicht bei der Taufe gegeben wird. Diese findet
1—2 Monate nach der Geburt des Kindes Statt. Die Wöchnerin muss sich
40 Tage nach ihrer Niederkunft taufen lassen.
Wenn ein Mandäer sich verheirathen will, so sucht er sich die Liebe
eines Mädchens zu erwerben. Denn ein Harem, eine Absperrung der Mädchen
und Frauen, ist bei ibnen nicht, sie bewahren nur den Schein derselben
vor den Muhammedanern, um bei diesen keinen Anstoss zu erregen. Wenn
beide Theile übereingekommen sind, sagt er es seinem Vater, oder, wenn
dieser schon gestorben, und er schon verheirathet ist, auch irgend einem
ändern Manne. Dieser spricht dann mit dem Vater des Mädchens, der, wenn
er damit einverstanden ist, es zuerst seiner Frau, der Mutter des Mädchens,
mittheilt, und, willigt diese auch ein, so spricht sie — nicht der Vater, weil
diess unschicklich sein würde ;— mit ihrer Tochter. Hierauf ladet der Vater
des Mädchens den Jüngling oder Mann mit seinem Vater, und dessen, so
wie seine eigenen Verwandten zu Abend ein, wo die Verheirathung abermals
besprochen, und vor den geladenen Zeugen fest gemacht wird. An
diesem Tage, dem Verlobungstage, bringt der Bräutigam für seine Braut
ein Geschenk, bestehend in Gold oder Juwelen, welches er ihr durch ihren
Vater einhändigen lässt. Früher gaben sie sich gegenseitig Ringe, jetzt
aber hat dieser Gebrauch aufgehört. Der Bräutigam verhält sich an dem
Verlobungstage meist schweigend, und darf aus Scham von dieser Zeit an
bis zu dem Tage der Trauung nicht mit seiner Braut sprechen, ja sie nicht
einmal sehen. Während aber zur Verlobung bei dem Vater der Braut sich
Männer versammeln, findet gleichzeitig bei ihrer Mutter eine Versammlung
von Frauen und Mädchen Statt; wobei die Mutter des Bräutigams die Hauptperson
ist. Der Brautvater bestimmt zugleich an dem Verlobungstage den^
Tag der Hochzeit, der wenige Tage darauf, aber auch erst nach längerer
Zeit sein kann.
Am Tage der Trauung, wozu ein Gansibra (Oberpriester) und 2 Tar-
mide (Priester) nöthig sind, findet zuvörderst nach dem Morgengebete die
Taufe der Brautleute Statt. Nach der Taufe gehen sie in das Haus des
Bräutigams, wo für diesen Tag ein besonderes Gemach gebaut ist. Die
Männer versammeln sich ausserhalb desselben, Frauen und Mädchen im