
darüber, und waren oben an einander gebunden. Quer über diese waren
in verschiedenen Zwischenräumen wieder andere halb so dicke Bündel
desselben Rohres gelegt, und ebenfalls mit Bast befestigt, darüber aber
dicke Strohmatten gebreitet. Vorn und hinten war auf dieselbe Weise eine
Strohwand gebildet, und vorn an derselben Baum zum Eingang gelassen.
Die Hütte hatte, so weit ich sie überschauen konnte, 12 solcher Rohrbündel
hinter einander. Hinter der Strohwand ging sie wahrscheinlich noch eben
so weit; doch konnte ich diesen Theil, welcher finster, und durch die
Strohwand vor mir verborgen war, nicht sehen. Ich hörte darin weibliche
Stimmen, und erfuhr dann, dass dort das Harem (Frauengemach) des Scheichs
sei, icli mithin in seinem Palais mich niedergelassen hatte. Diess nämlich
war seine eigentliche Wohnung, das grosse Zelt nur sein Empfangssaal. —
Nahe dem Eingang war eine kleine Vertiefung in den Boden gemacht, wie
sie sich auch in den ändern Strohhütten findet, von deren eigentlichem
Zweck ich mich bald unterrichten sollte. Ein schwarzer Sclave kam mit
Holz, Kannen und anderm Geschirr, und zündete in diesem Loch ein Feuer
an, an welches er mehrere mit Wasser gefüllte Kannen oder vielmehr Blechtöpfe
setzte. Dann brachte er eine eiserne Pfanne, gleich denen, in welchen
bei uns Rühr- oder Setzeier bereitet werden. An dieser hing an eiserner
Kette ein langer eiserner Löffel. E r füllte, aber nur den Boden der Pfanne,
mit Moccabohnen, hielt sie über das Feuer, und rührte mit dem Löffel die
Bohnen fortwährend um, bis sie hellbraun geröstet waren. Hierauf schüttete
er sie aus, nahm abermals dieselbe Quantität Bohnen, mit denen er auf
gleiche Weise verfuhr, schüttete diese, als sie fertig gebrannt waren, auf
einen Teller, und brannte noch eine dritte Quantität Kaffee. Nachdem
diess fertig war, stampfte er nach einander sämmtliehe Bohnen in einem
eisernen Mörser klein, und schüttete sie in den Topf mit kochendem Wasser.
Alsdann holte er noch Gewürznelken, die er auf dieselbe Weise zerstiess,
trocken an das Feuer setzte, und darnach über den Kaffee goss. Mit diesen
zusammen kochte er das Ganze noch 1—2 Minuten, und dann erst war der
Kaffee fertig. Dieser wurde mir nun theils von dem Sofradschi, theils von
dem Sclaven unter der wiederholten Versicherung, dass alle Diener des
Scheichs auch die meinigen seien, in der Weise kredenzt, dass sie die linke
Hand auf die Brust legend mit der Rechten den nur zum vierten Theil
gefüllten Findschan oder Fildsehan (denn man sagt beides, und versteht
darunter ein kleines porzellanenes Näpfchen, welches auf messingenen oder
silbernen Untersatz gestellt wird) erst fast bis zur Erde reichten, und mir
dann übergaben. Diess wiederholten sie 4—5 Mal, bis ich sagte, es sei genug.
Der Kaffee war natürlich sehr stark und bitter, den Gebrauch der
Milch und des Zuckers dabei kennt der Orientale nicht. — Einige Zeit
darauf brachte man mir ein Waschbecken mit convex darüber gelegtem
Durchschlag, und goss mir Wasser auf die Hände, sie zu waschen, worauf
man mir ein Handtuch zum Abtrocknen reichte. Diess war ein Zeichen,
dass ich auch essen sollte. Ich versicherte zwar, dass ich durchaus keinen
Appetit habe, es half aber nichts; etwas wenigstens musste ich zu mir nehmen.
Man brachte einen grossen Strohdeckel; auf diesem lagen grosse,
dünne, warme und in Fett schwimmende Brodscheiben, mehrere Assietten
mit dick gekochtem Reis und ein Napf mit sauerer Milch, die man löffelweise
über den Reis giesst — denn ein hölzerner Löffel liegt stets dabei —
und dann mit den Fingern der rechten Hand beides zusammenknetend in
den Mund steckt, was, beiläufig gesagt, recht gut schmeckt. Ich ass aus
Höflichkeit einige Bissen davon, während ein Diener fortwährend die zahlreichen
Fliegen von mir abwedelte; das Uebrige erhielten die Diener.
Hierauf wusch ich mir wieder auf die obige Weise die Hände, diessmal mit
Seife, und den Bart, und trank abermals einige Schluck von dem dicken,
schwarzen Kaffee, wozu ich einige Züge rauchte. Kurz darnach erscholl
der Ruf, dass der Scheich ankomme, und nur noch seine Abwaschung und
sein Gebet verrichte, um dann in das Zelt zu gehen. Ich machte mich also
langsam auf, um ihm dahin zuvor zu kommen. Bedächtigen Schrittes wandelte
ich durch die wunderlichen Gruppen der Beduinen hindurch, die mit
Stöcken und Keulen, mit Speeren und Lanzen, mit Schwerdtern und Dolchen,
mit Pistolen und Flinten bewaffnet herumstanden, oder auf dem
Bauche lang hingestreckt im Kreise sich gelagert hatten, und plauderten,
und gelangte nach dem grossen, vorn ganz geöffneten Zelte des Scheichs,
um welches ein dichter Kreis Bewaffneter in gleicher Lage sich befand.
Ich ging mitten durch sie hindurch, und setzte mich auf das in der Mitte
für den Scheich hingebreitete Polster. Hier beschaute ich gemüthlich die
seltsame Gruppe der sonnverbrannten Araber, und liess mir meine Pfeife
bringen. Bald darauf wurde vor dem Zelte wieder Kaffee in derselben
Weise, wie vorhin, gebraut, und, nachdem dieser fertig war, erschien der
Scheich Mansur ibn Sadün, mit grossem Gefolge, aus seinem Harem kommend;
ein hübscher, stattlicher Mann zwischen 30 und 40 J a h r alt mit