
Die Mandäer in Basra sagten ihm, dass sie mit ihm nach jenem Lande zurückgehen
wollten; allein dieser erwiderte, dass er auf einer Pilgerreise
begriffen sei, und weiter, aber nicht zurück gehe. Auf ihr vieles Bitten
sagte er ihnen endlich: „Ich- will euch den Weg angeben, auf welchem ihr
dahin srelansren könnt. Ihr geht von hier über Bagdad und Damascus nach o O o o
Aegypten, dann nach Algier, Tunis, Marocco, Abyssinien n. s. w. Vier Diakonen
(Priestergehülfen) machten sich auf den Weg, und kamen nach
Abvssinien. Dort blieben sie, und überreichten dem König ein Gefass von
Silber und Gold mit Figuren, welches sie, da sie Goldschmiede waren, selbst
angefertigt hatten. Der König sagte ihnen: „Ihr müsst bei mir bleiben, da
solche Arbeit in meinem Lande niemand versteht.“ Sie wollten nicht, und
versicherten, dass sie weiter ziehen müssten; aber er hielt sie noch 6 Jahre
zurück. Nachher liessen sie sich Leute von ihm geben, die sie 1 Jah r lang
unterrichteten, und denen sie eine Werkstatt einrichteten. Dann gingen sie
weiter und immer weiter, und kamen zuletzt an einen Ort, wo sie kein
Vieh, aber viele Lämmerschwänze fanden. Sie fragten einen Mann, wie
diess zugehe, dass Lämmersehwänze in Menge dort seien, und doch keine
Lämmer? E r verlachte sie, und sagte ihnen, dass diese vermeintlichen
Lämmerschwänze Baumfrüchte seien. Sie gingen aus der Stadt, und sahen
viele Bäume mit diesen Früchten. Sie kauften eine reife Frucht, aus
welcher der Saft wie Fett floss. Sie schälten die schwarze Schale ab, und
legten die innen ganz weisse Frucht in einen Topf, sie zu kochen. Am
Feuer zerfloss sie ganz zu Fett, welches aber von dem schönsten Geschmack
war. Dann gingen sie nach der Weisung des Derwisch weiter von Land zu
Land, von Ort zu Ort, und kamen endlich in das Land des moslemischen
Herrschers, der den Titel Mola führte, und alljährlich in das Land
Bejädhije einen Tribut schickte, wofür er von dort Goldstanb erhielt. Sie
fragten, wo das Land Bejädhije liege, und erhielten zur Antwort: diess sei
sehr nahe, aber der Weg dahin seit 1 Ja h r verschlossen. Früher sei nämlich
alljährlich 1 Schiff von ihnen dahin abgegangen. Als der letzte Mola
gestorben, habe er 12 Söhne hinterlassen, deren Jeder 1 Schiff mit Geschenken
befrachtet habe, und so seien 12 Schiffe mit einem Male dahin
gekommen. Die dortigen Bewohner haben geglaubt, dass so Viele gekommen
seien, sie zu bekriegen, und ein Mann (das Oberhaupt) habe durch
sein Gebet bewirkt, dass alle Mannschaften derselben geblendet wurden.
Nach 7 Tagen habe er ihnen ihre Augen wieder geöffnet, und da haben sie
gesehen, dass ein himmelhoher Berg zwischen ihnen aufgethürmt sei, den
zu übersteigen nicht möglich war. Auf die Frage der Reisenden, ob es
nicht einen ändern Weg zu Lande dahin gebe, erwiderte der Mola: allerdings
gebe es einen solchen; aber auf diesem seien.schwarze Männer, die
Alle, die dahin kommen, frässen; dessgleichen Ameisen vön der Grösse der
Ziegen, die ein Gleiches thäten. Als sie diess hörten, gingen sie zurück;
3 Yon ihnen starben unterweges, nur Einer kam nach Qurna (oder Basra)
zurück, und erzählte 7 Tage und 7 Nächte ununterbrochen von dieser Reise,
welche hin und zurück 14 Jah re gedauert hatte. Seine Frau hatte sich m
der Meinung, dass er längst gestorben sei, mittlerweile wieder verheirathet.
Diese Nachricht bekümmerte ihn so sehr, dass er sich den Tod wünschte,
und auch bald darauf starb. — In der neuern Zeit kam ein fränkisches
Schiff nach 7jähriger Irrfahrt auf dem Meere nach Bejädhije. Die Mannschaft
sah hier viele blühende Ortschaften mit goldenen Geräthen; das Oberhaupt
des Landes ging auf das Schiff, liess sich.die Fahrten berichten, und
erkundigte sich nach der Befrachtung. Als man ihm weisses, leinenes Zeug
vorbrachte, nahm er diess, und gab dafür Goldstaub, schärfte ihnen jedoch
ein, dass sie nicht wiederkommen möchten. Sie erzählten diess in ihrer Hei-
math, und der König ihres Landes Hess nun 7 Schiffe mit weisser Leinwand
befrachten. Als diese in Bejädhije anlangten, fragte das Oberhaupt die
Leute, warum sie seinem Gebote zuwider abermals zu ihm gekommen seien?
Sie gaben vor, auch sie seien zufällig hierher verschlagen worden. Auf
seine Erkundigung nach ihrer Ladung zeigten sie noch schönere weisse
Leinwand, als die, welche das erste Schiff gehabt hatte. E r nahm sie, Hess
die Schiffe dafür mit Goldstaub befrachten, fügte aber die ernstliche Mahnung
hinzu, nicht wiederzukehren. Das Gold reizte die Habsucht des fränkischen
Königs noch mehr, er Hess nun 40 Schiffe mit 40,000 Soldaten dahin
abziehen, um das Land in Besitz zu nehmen. Sie kamen an, lösten ihre
Kanonen, und setzten dadurch ganz Bejädhije in Aufruhr. Das Oberhaupt
fragte sie, warum sie seinem Befehle zuwider von Neuem gekommen seien?
und erfuhr ihre feindselige Absicht. E r sagte, dass sie ihren Zweck nicht
erreichen würden, ging zurück, und deutete unter Gebet mit dem Zeigefinger
auf ein Schiff nach dem ändern, worauf sie mit sämmtHcher Mannschaft
untersanken. Nur Ein Schiff Hess er entkommen, welches die Kunde
von diesem Unfall nach der Heimath brachte. Seitdem ist kein neuer Versuch
gemacht worden, dahin zu gelangen.