
allein man zieht fast nicht den geringsten Vortheil daraus. Hier fehlt das Wasser
zum Trinken, dort fürchtet man Diebstahl, weiterhin ist Krieg, Plünderung
u. s. w. Man ist auf den Punct gekommen, dass das Land fast gar nichts mehr
erzeugt: so gross ist die Unordnung, die Anarchie.
Die Hammel, die man in Damascus verspeist, sie mögen kommen, woher
sie wollen, unterscheiden sich wesentlich von denen in Frankreich: 1) ihr Fleisch
ist nie so delikat; 2) ihr Fe tt ist, wenn sie in gutem Zustande sind, gewöhnlich
bei Weitem reichlicher und äusserlich angesetzt (disposée à, l’extérieur du corps)
ungefähr wie bei dem Schweine; 3) ihr Schwanz ist mit einer gewaltigen Fettmasse
umgeben, welche meist 3—4, zuweilen auch 6 Rotl (15—30 Pfd.) und
noch mehr wiegt. Diess bestätigen die Berichte von Reisenden, welche behaupten,
in Klein-Asien Hammel mit Schwänzen bis zu 40 Pfd. schwer gesehen
zu haben.
Das Gewicht der Hammel, die man in Damascus schlachtet, ist durchschnittlich
10 — 12 Rotl (50 — 60 Pfd.), und der Preis eines Jeden 50— 60 Piaster
(3 — 4 Thlr.). Die guten Lämmer gelten 15 — 30 P. (1 Thlr. — 1 Thlr. 25 Sgr.).
Die Schafe werden der Milch wegen sehr geschätzt, die besten geben täglich
*/* Rotl (2V2 Pfd.) ; fast die ganze Milch wird zu Butter verbraucht. Die Molken
und der Käse, welche Zurückbleiben, werden von den Hirten verzehrt, oder auf
der Stelle an andere Araber verkauft; man macht auch sauere Milch, die in die
Städte gebrächt, und unter dem Namen Leben , verkauft wird.
Die Butter gilt gewöhnlich 12 — 15P. (23 — 28 Sgr.) à Rotl (5Pfd.), in trockenen
Jahren steigt sie bis auf 20 Piaster und mehr. Das Fe tt des Schwanzes wird
stets zu 10 —12 P. verkauft; es vertritt sehr gut die Stelle der Butter zu Saucen
und ändern Würzen (assaisonnemens).
Jeder Hammel giebt ungefähr Rotl (2l/a Pfd.) Wolle; der Preis eines Rotl
ist 6—8 P. Ist das Fell des Hammels von der Wolle entblösst, so gilt es 3 jfe-
5 P.; es wird zubereitet, um das Oberleder der arabischen Schuhe, Merkub,
davon zu machen. — Das Hammelfleisch kostet ohne Knochen à Rotl
6 P., mit Knochen 5 P.; in Gaza verkaufte man es 1843 bis zu 9-^-10 Piaster.
Von d e r Ziege.
Das Ziegengeschlecht ist in Syrien naturalisirt, und genügt für das Be-
dürfniss des Landes.
Das Fleisch ist nicht so gut, als das der Hammel, die Milch ist besser und
reichlicher. Der Handel macht wenig Unterschied zwischen dem Preise eines
Schafes und einer Ziege, und ebenso zwischen einem Widder und einem
Ziegenbock.
Die Zickelchen von 6 Monat bis zu 1 Jahre sind für die Küche sehr gesucht ;
man spickt sie mit gehacktem Hammelfleisch, Reis und Gewürze, und lässt sie
so kochen, dann werden sie ganz auf die Tafel gebracht.
Die Haut gebraucht man wie die des Hammels; die Haare werden zu dicken,
dauerhaften Stoffen verarbeitet.
Vom Hund und Schwein sage ich nichts, da sie durchaus nicht Hausthiere
genannt werden können, vielmehr unreine Thiere sind, deren blosse Berührung
Seele und Körper verunreinigt.
So weit Dr. Lautour.
Von den Hunden habe ich schon oben gesprochen; hier füge ich nur noch
hinzu, dass der Abscheu und Ekel vor diesen Thieren in dem Orient sich ganz
natürlich aus ihrer Lebensweise erklärt. In dem Schmuz der Gassen wachsen
sie auf, und nähren sich von dem Schmuz, der aus den Häusern auf die Gassen
geworfen wird. Ausserdem aber fressen sie auch alles Aas, welches sie finden;
denn, da jede Berührung eines Leichnams nach dem Glauben der Orientalen
verunreinigt, so denkt keine Polizei daran, ein gefallenes Thier wegschaffen
zu lassen — es bleibt liegen, bis es die Hunde aufgefressen haben; und insofern
vertreten sie ebenfalls, wie in der Nacht, da sie Jeden, der keine Laterne bei
sich führt, anfallen und verfolgen, die Polizei, und sind äusserst nützlich, da
ohne sie die Luft bald verpestet werden, und bösartige Krankheiten daraus entstehen
würden. Dass es Ratten, und namentlich Mäuse, und zu deren Vertilgung
auch Katzen in jedem Hause giebt, ist bekannt. Ausserdem hat man von
Säugethieren auch Fledermäuse, und in den Gebirgen noch Leoparden, Panther,
Wölfe — von Hyänen, die sich in Palästina und Klein-Asien ziemlich häufig
finden, habe ich in Damascus so wenig als von den Schakals gehört — und auf
den Fluren viele Gazellen. Von Geflügel hält man in den Häusern oft Hühner
und zuweilen auch Gänse; ferner nisten fast in allen Häusern die den Muhammedanern
heiligen Turteltauben (s. S. 169) und Sperlinge, welche überall einheimisch
zu sein scheinen. Raubvögel, welche an dem vielen Aas reichliche
Nahrung in dem Orient finden, sieht man natürlich auch in Damascus sehr oft,
um das Aas, welches der Wachsamkeit der Hunde entgangen, oder ihnen unerreichbar
ist, zu verzehren, oder auch lebende Thiere, namentlich Vögel zu
zerfleischen. Ferner giebt es viele Krähen, welche mir einst einen interessanten
Beweis ihrer Klugheit gaben. Ich arbeitete imOctober und November am Tage
gewöhnlich in einer offenen Halle des obern Stocks, neben welcher das (platte)
Dach des Seitengebäudes war. Oefter hörte ich etwas auf das Dach Fallen,
achtete aber lange nicht darauf, bis ich zufällig meinen Blick dahin richtete
und sah, wie gleich nach dem Fall eine Krähe von oben herunter kam, etwas
wegnahm, und damit wieder fortflog. Diess machte mich stutzig, und , als ich
wieder etwas fallen sah, eilte ich nach der Stelle, und fand eine Wallnuss. Ich
bemerkte nun, dass Krähen mit Wallnüssen im Schnabel aus einer ziemlichen
Höhe dieselben auf das harte Dach herunter fallen Hessen, um sie dadurch zu
zerbrechen; gelang ihnen diess nicht, so flogen sie noch höher hinauf, und versuchten
dieses Manöver zum zweiten Male; wenn aber auch dann noch die
Wallnuss ganz blieb, so nahmen sie dieselbe wieder weg, und flogen damit
weiter.— Von den Wachteln habe ich ebenfalls oben S. 169 gesprochen; gleichzeitig
mit ihnen, bei dem Beginn des Frühlings, im Monat Februar, erscheinen
plötzlich eine Menge schöner 'weisser Wasservögel von der Grösse der Seemöven
an den Ufern des Bäiada, welche sehr zahm sind, ¡olXLa. , Dschenkele
genannt, und eben so schnell wieder nach einigen Wochen verschwinden. Ich
sah später Einzelne derselben am Tigris.
Schlangen habe ich in Damascus nicht gesehen, ob es deren gleich giebt,
so wie auch mehrere Arten'von Eidechsen, unter denen auch zuweilen Gekko’s
und Chamäleons Vorkommen; die letztem sollen besonders häufig in der Gegend
von Haleb gefunden werden. 4- Von Insecten giebt es hier, wie in dem ganzen
Orient Ungeziefer aller Art im Ueberfluss, namentlich Wanzen und Flöhe, wess-
halb die Reisenden wohl thun, im Sommer unter Zelten zu schlafen, ferner
Fliegen, grosse und kleine Ameisen, dann Wespen und Hornissen, besonders im