
war unterwegs von Beduinen überfallen, und aller seiner Habe beraubt
worden, obne dass sie ihm oder Einem von seiner Begleitung sonst etwas
zu Leide getban hatten. Durch die Gewandtheit eines Dieners Hessen sich
die Beduinen jedoch überreden, ihm Alles, bis auf eine geringe Geldsumme
zurück zu geben. Ein kindlich frommer Glaube, und eine einfache, .ungeschminkte
Frömmigkeit bildet das Band, welches die einzelnen Glieder, und
die Familien unter sich in enger Eintracht umschliesst, und, wenn man ihnen
einen Vorwurf machen wollte und könnte, so wäre es vielleicht der, dass
sie, sich streng an die Gesetze des Mässigkeitsvereins bindend, nicht nur
sieh selbst allen Genuss des Weins und berauschender Getränke versagen
sondern auch allen Orientalen, die sich in ihre Gemeinschaft aufüehmen
lassen wollen, dasselbe Gelübde auferlegen, und Keinen wieder zu der Com-
munion zulassen, von dem sie gehört haben, dass er — selbst aus Gesundheitsrücksichten
— einmal Wein oder dem Aehnliches gekostet habe. Allerdings
hat diess seinen guten Grund, da die Orientalen im höchsten Grade
unmässig zu sein pflegen, und zwar nicht nur die Muhammedaner im Geheimen,
wie ich bei Damascus erwähnt habe, sondern auch die Christen, und
namentlich, was in Europa unerhört ist, oder doch zu den grössten Seltenheiten
gehört, die Juden, welche jeden Sabbath sich zu betrinken pflegen;
und öfter fragten mich Juden, Christen, und Moslemen, wenn sie mich bei
Tische trafen, was das Weintrinken für einen Genuss gewähren könne,
wenn man nur so wenig trinke, und sich nicht berausche? ■— In der That
erachte ich es gerade in jenen Gegenden für nothwendig, oder doch für sehr
heilsam, etwas Wein mit Wasser vermischt zu trinken, und bin der Ansicht,
dass eben darum die Engländer, welche sich diesen Genuss gestatten, das
Klima weit besser vertragen, .als diese Missionare, die sehr oft demselben
unterHegen.
Nach der Ansicht der Missionare von Mösul, welche mir Dr. Lobdell
in Bagdad mitgetheilt hatte, ist die Lage, der Ruinen von Nimrud, Kujun-
dsehük, Keimesse (?) und Chörsabad ganz -entsprechend den Angaben Dio-
dor s, und bildet ein Quadrat. In Nimrud war der Palast Sardanapal’s, in
Kujundschük der von Sanherib, in Chörsabad der von Phul oder Sargon,
wie die Inschriften bezeugen. — Alexander der Grosse hatte bei Eski Mösul
den Tigris überschritten, und war nach der Schlacht bei Kellek über den
grossen Zäb gegangen. Das Schlachtfeld von Arbela und Gangamela war
vermuthflch in der Nähe von dem heutigen Akra, einem Städtchen von 600
Häusern, an dem östlichen Arme des Hasir, der noch jetzt Gomal oder Go-,
mila genannt wird.*)
Die ganze Bevölkerung von Mosul beträgt gegen 45,000 Seelen, darunter
etwa 200 jüdische Familien. Die Zahl der Christen ist etwa 6 - 8 0 0 0
Seelen stark, die Meisten derselben sind cbaldäische, an 600 Famiüen, deren
Patriarch, da er dort wohnte, ich besuchte ; ebenso stark waren auch die Ja -
kobiten, doch ist die Hälfte derselben ebenfalls zu der katholischen Kirche
übergetreten. Diese Letztem haben den gregorianischen Kalender angenommen,
die Chaldäer von Mosul aber nicht. Die Jakobiten brauchen gleich
den Nestorianern die Peschito bei dem Gottesdienste, nicht die Philoxema-
nische oder Harklensische (syr.) Uebersetzung des N. T„ und da dm Nesto-
rianer keine Bilder in ihren Kirchen haben**), so haben auch die Jakobiten
in Mosul, um nicht mit den KathoHken verwechselt zu werden, ihre Bilder
aus den Kirchen entfernt. Mosul ist die Residenz ihres Mapbriän, des P rimas
des Orients, den ich besuchte. Es schien ein gut unterrichteter Mann
zu sein, und er war namentiich in der Litteratur seiner Muttersprache, der
syrischen, sehr bewandert. Er war auch im Besitz von alten syrischen H andschriften,
und zeigte mir namentlich ein Stück einer unmittelbar aus dem
Hebräischen geflossenen, noch unbekannten syrischen Uebersetzung des
alten Testaments. - In Amedije soll eine bedeutende Sammlung syrischer
Handschriften sich finden; auch in Mösul waren syrische Codices hie und da
zerstreut, und es gelang mir, einige derselben so wie einige arabische für die
königliche BibUothek zu kaufen. Leider war ich nur 10 Tage m Mosu
hätte ich die Zeit meines Aufenthaltes verlängern können, so wurde ic
sicher noch manche werthvolle Erwerbungen gemacht haben.
Etwa 6 Monate vor unserer Ankunft in Mösul war ein Aufstand hier
gewesen, der aber fast im Keime erstickt wurde. Der Hergang der Sache
war nach Dr. Lobdell’s Bericht folgender: Vor ungefähr 150 Jahren ging
der Sohn eines nestorianischen Kaufmanns, Namens Abdullah, der aus
Diarbökir nach Mösul sich übersiedelte, dort zu dem Islam über, und seine
Also v ie lle ich t Gangamela aus Vtoiä ff „d a s T hal von Gomal“ .
** D ie N e s tom n e r h a b en n u r ein K reu z von Gold, Silber, E rz oder Holz her ih rem
G o tte d fe n s t w e lc h e s v o r u n d n a c h d em G o tte s d ie n s t a u f d ie B ib e l g e le g t, u n d vo n d
G o tte sd ie n s t, w e lc Com m u n io n b r i c h t d e r P r i e s t e r d a s B ro d , u n d g .e b es
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in dem Kelch.