
wie gewöhnlich, ein kühler Wind, um Mittag aber war es wieder heiss. —
Wir waren in der vorhergehenden Nacht mit einer Pilgerkarawane zusammengetroffen,
welche nach Kerbäla ging, und sich uns anschloss. Seit
wir von Hamadän ausgeritten waren, begegneten uns viel mit Holzkohlen
beladene Esel, welche aus der Nähe von Kermanschäh kamen, wo es viele
Eichen giebt, die zu Kohlen gebrannt werden.
Da die Thore von Kengawär nicht früher geöffnet wurden, so kamen
wir Dienstag, den 19. September, erst gegen 4 4/2 Uhr Morgens fort, und ritten,
wie Tags zuvor erst in westlicher, dann in südlicher Richtung, anfangs
in der Ebene, dann über mehrere Hügel, zwischen denen kleine gut bebaute
Thäler mit mehrern Dörfern, darunter auch ausnahmsweise ein Zeltdorf,
lagen. Nur bei einigen derselben sahen wir keine Bä\ime, und entfernter
von ihnen waren Berge und Thäler kahl, das Gras verdorrt; die ferner liegenden
höhern Gebirgsketten zur Rechten und Linken des Weges bestanden
aus kahlen, zackigen Felsen. Einen hohen Felsen mussten wir übersteigen,
und, weil der Weg auf der ändern Seite zu abschüssig und gefährlich war,
mussten wir ihn zu Fusse zurücklegen. Der übrige Theil des Weges war
sehr holperig und beschwerlich, da er über bald grössere, bald kleinere
Steine ging. Um 103/4 Uhr kamen wir nach Sahäna, wo wir in dem
Tsohappar Chäne, dem Posthaus, abstiegen, und ein hübsches Gemach auf
dem Dache mit Balkon bewohnten. Hier gab es viele Weintrauhen, Pfirsichen,
Birnen und Wassermelonen, ferner Baumwolle mit Ricinus, Getraide
und Sesam. Ich kaufte hier unter Ändern eine Sköpfige Sasanidenmünze
von Behram n .
Mittwoch, den 20. September, brachen wir von dem romantisch an
hohen, zackigen Felsen gelegenen Sahäna 2 !/2 Uhr Morgens wieder auf.
Es war sehr finster, der Weg staubig, und ging theils südwestlich, theils
ganz südlich. Nach etwa 1/2 Stunde, nachdem wir durch und an ziemlich
bedeutenden Bächen entlang geritten waren, kamen wir über eine Anhöhe
und grosse Felsmassen allmälig in eine andere noch mehr bewässerte, fruchtbare
und theilweise sumpfige Ebene von grösser Ausdehnung, worin viele
Dörfer, wie Dsehemschamära, Gamasan, Gomergän und andere liegen, zahlreiche
Störche waren, und viel Süssholz wuchs. Links lag das Gebirge
Gärüs, rechts der Para Kuh, an welchen das Dorf Bisutün sich anlehnt.
Hier Hessen wir uns ebenfalls in dem Tschappar Chäne nieder, da die von
Backsteinen erbaute sehr geräumige Karavanserai schon ganz im Verfall war.
Wir quartirten uns hier in einem obern Gemach über dem Eingang ein,
welches bei Weitem nicht so wohnlich war als das in Sahäna; auch waren
hier wegen des sumpfigen Bodens eine Unzahl von Mücken, wie von Sand-
und Stechfliegen. Die Entfernung von Sahäna wird zu 4 Farsach gerechnet
die wir in 6 Stunden zurückgelegt hatten. Bisutün ist ein kleines elendes
Dorf, aber berühmt durch seine Sculpturen, welche an dem daranstossenden
Felsen sich finden. An diesem kahlen, hohen, und fast senkrecht in verschiedenen
Zacken abfallenden Felsen bemerkt man nahe der nördlichen
Ecke, da wo eine reiche Quelle entspringt, hoch oben eine glatt gemeiselte
Stelle, welche oben den geflügelten Ferver zeigt, darunter eine Reihe Männer,
über denen 2 Reihen Täfelchen mit Keilschrift waren, die ich aber mit
blossem Auge gar nicht, erkannte, und selbst mit meinem Fernglas nicht
genau unterscheiden konnte. Rechts darunter ist eine neuarabische Inschrift,
auf welcher, da die Sonne mich blendete, ich nur am Ende die Jahrzahl 690
zu lesen vermochte. Dicht an diesem Felsen entlang geht die Strasse,
welche nach Kermanschäh führt, so dass man von Sahäna kommend den
Felsen zur Rechten hat. Links von der Strasse sieht man eine grosse Masse
zugehauener, grösserer und kleinerer Steine. An einer Stelle, nahe dem
Wege, schienen 2 grosse Sandsteinfragmente mit untergelegtem breitem
Steine ein Portal anzudeuten. Rings umher lagen Sandsteinquadern, ein
Postament von weissein Marmor zu einer Säule, deren Fragmente daneben,
weiterhin ein Kapital von weissem Marmor , dessen 2 einander entgegenstehende
Seiten Arabesken, die ändern beiden aber 2 Figuren als Kniestücke
zeigten, von denen die eine eine männliche, die andere eme weibliche ist
nach der Meinung der dortigen Landleute Ferhadd und Schirm darstellend,
deren Schätze hinter jener arabischen Inschrift vergraben sein sollen —
beide mit emporgehobenen Armen, in der einen Hand etwas haltend, was
bei der männlichen Figur ein Becher zu sein schien. Der Platz, auf welchem
diese Fragmente liegen, ist jetzt der Begräbnissplatz des Dorfes, und
die Landleute haben mehrfach ihre Grabmonumente von diesen alten Ueber-
resten gemacht. Neben dem Tschappar Chäne lag ebenfalls em Saulen-
kapitäl aus weissem Marmor, welches auf 2 Säulen, wie jenes Arabesken,
auf der 3. einen König, und auf der 4. eine weibliche Figur mit Kranz und
Füllhorn zeigte. Der Felsen von Bisutün ist von derselben Steinart wie
der Eiwend. Hie und da sieht man Einschnitte m den Felsen, und
dabei geglättete Stellen, welche ohne Zweifel zu weitem Sculpturen