
zu glauben, dass sie aus der grossen arabischen Wüste eingeführt ist, wo sich
die schönsten Esel finden, von denen die Beduinen prächtige Maulthiere zu
ziehen verstanden haben.*) Ich habe Mauleselinnen von dieser Raçe in Aegypten,
in den Ställen von Abbas Pascha, dem Enkel von Mehemed ’Aly, gesehen,
welche eine Höhe von 5 Fuss hatten; ihr Haar war weingrau (gris vineux) oder
rothschimmelig (rouan) von der besten Färbung. Wie dem auch sei, diese fragliche
Raçe existirt in und um Damascus. Die Schönsten werden zu dem Preise
von 600—1500Piaster (37 — 80Thlr.) für Aegypten gekauft. Die Gewöhnlichsten
thun sehr gute Dienste für den Transport der Lasten. Ist der Weg nur kurz, so
belastet man sie, wie die Maulesel; von Damascus nach Beirut erleichtert man
die Last ein wenig, so dass sie nur 200 — 250 Pfund wiegt.
Eine dieser ähnliche Raçe findet sich in den Gegenden von Antäkia (Antiochien)
und Ladakîa, nur mit dem Unterschiede, dass die schwarze Farbe hier
viel seltener, die gewöhnliche aber weingrau oder falb ist. Diese sind noch
kräftiger als die von Damascus.
Die kleine Raçe hat nichts Bemerkenswerthes. Man findet unter dieser
auch solche, die, wenn man die Extreme von beiden auswählt, Manchen der
ändern Kategorie an Grösse gleichkommen, aber sie haben keine so kräftige
Constitution. Man erkennt sie an ihrer engen Brust, ihr Bauch ist aufgeschürzt
(décousu) und zusammengezogen (resserré), ihre Beine dünn und wenig muskulös;
jedoch giebt es auch unter ihnen solche, die verhältnissmässig sehr gut
zum Reiten und zum Lasttragen taugen, ob sie gleich nie die Stärke der ändern
erreichen.
Bei beiden Raçen ist das männliche Geschlecht stets mehr geschätzt als das
weibliche. Der Preis der kleinen Raçe stellt sich meist zwischen 100 und 4—500
Piaster (6—30Thlr.). Ich habe ein 2 Monate altes Eselsfüllen für 6 Piaster
(11 Sgr.) verkaufen sehen, ob es gleich keinen Fehler hatte.
Die Rückgabe findet unter denselben Bedingungen und bei denselben Fehlern
statt, wie bei dem Pferde; und ebenso ist es auch bei dem Maulesel.
Die Fütterung des Esels und Maulesels ist in Syrien nur wenig von der des
Pferdes verschieden; nur erhält man die meisten kleinen Esel aus einer übel
angebrachten Sparsamkeit in einem Zustande der Magerkeit, welcher der Auszehrung
sich nähert. In Aegypten füttert man die Pferde mit Gerste, die Esel
und Maulesel aber mit Bohnen.
Krankheiten zeigen sich selten bei dem syrischen Esel, mit Ausnahme von
Quetschungen und Hinken, welche meist durch die Brutalität oder den Mangel
an Sorgfalt von Seiten der Eigenthümer verursacht werden.
Von dem Maulesel.
Syrien erzeugt viele Maulesel, und doch reicht ihre Zahl nicht für das Be-
dürfniss des Landes aus. Durch den Handel werden sie aus den benachbarten
Ländern, namentlich von Cypern, eingeführt. Der Preis der Maulesel erster
*) So viel ich erfahren hab e , kommen die b e sten E se l aus B a h re in ; sie sind g rö sse r
als die ändern, und h aben eine weisse oder weissgraue F a rb e . Ich habe sie b e sonders in
B agdad gesehen, in Syrien und Aegypten scheint diese Rage u n b ek an n t zu sein. In
Aegypten, wo v ie l auf E se ln g e ritte n wird, sind diese an Grösse, F a rb e und B a u a rt von
den u n se rig en nicht verschieden, unterscheiden sich a b e r wesentlich dadurch, dass sie
tüchtige Ren n e r sind. Anderwärts habe ich fast nur L an d leu te und F rau en a u f E se ln
re ite n gesehen. P .
Qualität variirt zwischen 2 und 3000 Piastern (125 —180 Thlr.).*) Diese Thiere
haben meist viel Gewandtheit, geschmeidige Bewegungen, ihr Knochenbau ist
vorragend, namentlich an den Beinen, wo die Sehnen der Muskeln genauer gezeichnet
sind, das Auge ist vorstehend und feurig (reflectirt ein lebhaftes funkelndes
Licht), das Haar ist braun oder hell fuchsroth, die Statur in dem Alter
von 3—4 Jahren, wo es zum Handel kommt, 4 Fuss 8 —10 Zoll. Die schönen
Maulesel werden meist zum Reiten bestimmt; desshalb lehrt man sie von Jugend
auf den Passgang, den die Araber mit dem Worte Rachwän bezeichnen.
Sind sie ruiuirt, alt, untauglich zum Reiten, so verkauft man sie an die Mucker
(d. i. die Führer und Vermiether von Säumthieren) zu geringem Preise zum
Lasttragen.
In Aegypten wird der Maulesel viel mehr zum Reiten gebraucht als in Syrien,
und ist theurer; denn eine sehr ordinäre Mauleselin wird, wenn sie nur ein
wenig im Passgange geht, zu 2000 Piastern (125 Thlr.) geschätzt. Eine Person
höhern Ranges würde es für eine Schande Falten, ein Männchen dieser Rage zu
reiten, da die Bey’s und Pascha’s nach dem Vorgänge von Mehemed Aly und
seinen Söhnen sich nur der Mauleselinnen dazu bedienen. Der Preis der Maulesel
ist gewöhnlich um 1/3 höher als in Syrien.
Es giebt in Syrien eine andere Varietät von Mauleseln, welche die zahlreichste
ist. Diese sind kleiner, von weniger schönen Formen, und ihr Preis
stellt sich zwischen 800 .1500 Piaster (50 —94 Thlr.). Sie sind ausschliesslich
zum Transport der Waaren von einer Stadt nach der ändern bestimmt, und
gehen mit einer Last von 400 Pfund auf dem Rücken durch Ebenen und Thäler,
wie über die abschüssigsten Berge mit gleicher Sicherheit.
Um einen Begriff von der schweren Arbeit der Saumthiere in Syrien zu bekommen,
muss man wissen, dass ausser der übermässigen Last von 400 Pfund,
in einem so gebirgigen Lande, wie Syrien, noch dazu die Packsättel, Schwanzriemen,
Zügel und ändern Stücke des Geschirres schlecht gemacht sind, und
nicht'passen; auch sind die Sattelkissen oft zerrissen, so dass, wenn sie Holz
Eisen oder andere harte Gegenstände tragen, das Thier oft 2 Hände breite
Wunden an beiden Seiten erhält, ohne zu berechnen, dass das Rückgrath oft
der Sitz von Quetschungen und aufgeriebenen Wunden ist, welche sehr häufig
mit dem so schwer zu heilenden Geschwür endigen, das insgemein unter dem
Namen ver de taupe, Widerrüstschaden und Maulwurfsgeschwür, bekannt ist.
Dieses Uebel bat nichts Eigenthümliches hinsichtlich seiner Natur; die Bedenklichkeit
desselben kommt von seinem Sitz, da der Boden der Eitersäcke sich
sehr tief findet, und die Organisation dieser Theile nicht immer genügende
Gegenöffnungen zur Absonderung des Eiters zu machen verstattet.
Da die Vorsicht eine dem Orientalen unbekannte Eigenschaft ist, so lassen
sie nie ein Pferd, Esel oder Maulesel im Anfang einer Krankheit ruhen, um dieselbe
in ihrer Entwickelung aufzuhalten, und das Thier besser behandeln und
schneller heilen zu können; und, wenn eins ihrer Lastthiere aufgerieben oder
verwundet wird, so begnügen sie sich damit, den kranken Theil mit Citronensaft
zu waschen, und lassen es fortarbeiten, bis die Geschwulst das Auflegen des
Geschirrs verhindert, oder, bis das Wundfieber so intensiv wird, dass es absolut
zur Arbeit unfähig ist.
*) Als ich in Damascus war, k re p irte dem dortigen P ascha ein Maulthier, von dem
man b eh au p te te , dass es d e nW e r th v o n 75,00ÖP. (nahe an 5000 T hlr.) g ehabt habe (?!). P.
P e te rm an n , Reise im Orient. I I . 2 7