
kam eine Stimme vom Himmel zu Salomo, und rief ihm zu: „Was ist bes-
ser, , der Taqdir, d. i. die göttliche Bestimmung, oder a j Jcd l,-
der 1 edbir, d. i. die Anordnung von Seiten der Menschen?“ Salomo erwi
d e rte: „Der Befehl Gottes ist gut, aber auch die menschliche Anordnung ist
schön.“ Weiter rief die Stimme ihm zu: „Kannst Du es bewirken, dass
der Sohn des Königs von Osten nicht die Tochter des Königs von Westen
heirathe?“ Salomo fragte den Simurg, und, als dieser es bejahte, erwiderte
Salomo: „ J a “. Simurg flog nun nach dem Westen, fand die 10jährige
Tochter des Königs von Westen im Grase sitzend, und nahm sie mit sich
auf sein unzugängliches Gebirge, wo er Wohnungen und Gärten hatte.
Dort erzog er sie. Einige Jahre darnach wollte der Königssohn von Osten
zu Schiffe gehen, und erhielt von seinem Vater die Erlaubniss. Das Schiff
ging unter, der Prinz rettete sich auf einem Balken, der an das Land getrieben
wurde. E r stieg den am Ufer liegenden Berg hinan, und diess war
derjenige, auf welchem Simurg seine Residenz hatte, der jedes Jah r 3 Tage
dort sich aufhielt, und dann wieder zu Salomo flog. Zu dieser Zeit war er
abwesend. Die Prinzessin sah den Prinzen, er gefiel ihr, sie ihm; beide
wollten zu einander, konnten es aber nicht ausführen. Da rieth sie dem
Prinzen, in einen hohlen Baumstamm zu kriechen. E r that diess. Simurg,
der, wenn er zurückkam, jedesmal die ganze Umgegend durchstreifte, und
alle lebenden Wesen in der Nähe tödtete, um nicht etwa darin den verzauberten
Prinzen heraufkommen zu lassen, fand die Prinzessin sehr betrübt,
und fragte sie nach der Ursache. Sie sagte ihm, ihre Traurigkeit
komme von der Langeweile, da sie keinen Menschen sehe. E r suchte sie
zu trösten, und erwiderte ihr, dass er sie jetzt noch nicht zurückbringen
könne, aber Alles, was sie wünsche, thun wolle. Da bat sie ihn, den hohlen
Baumstamm heraufzubringen, damit sie sich darauf schaukeln könne.
Als er diess gethan, ward sie wieder heiter. Sobald nun Simurg sich entfernt
hatte, kam der Prinz heraus, sie liebkosten sich, sie ward schwanger,
und gebar einen Sohn. Da kam abermals die Stimme mit derselben Frage
zu Salomo, und erhielt dieselbe Antwort. Im 2ten Jahre gebar sie einen
2ten Sohn; dieselbe Stimme rief Salomo zu, welcher die nämliche Antwort
gab. Im 3ten Jah re wiederholte sich dasselbe nach der Geburt des 3ten
Sohnes. Die Prinzessin hatte jedesmal, wenn sie den Simurg kommen sah,
ihren Mann und Kinder in den hohlen Baumstamm versteckt. Nun wollte
Salomo die Prinzessin selbst sehen. Simurg kam zu ihr, und wollte sie
mitnehmen. Die Prinzessin entgegnete ihm ab e r: „Als ich klein war,
konntest Du mich auf Deinen Flügeln tragen; jetzt bin ich gross, und
fürchte, herunterzufallen. Lass mich in den Baumstamm kriechen, und
bringe mich so zu Salomo.“ E r that diess, und legte den Baumstamm vor
Salomo’s Throne nieder. Salomo rief die Prinzessin; da kam der Prjjjz,
dann die 3 Kinder, und zuletzt sie selbst heraus. E r erfuhr nun, wie es zugegangen
war, und gestand, dass er gegen die göttliche Bestimmung nichts
vermöge. E r sandte die Prinzessin mit dem Prinzen zu dem Könige des
Ostens; Simurg aber flog weg, und liess sich von diesem Augenblicke an
nicht wieder bei Salomo sehen.
Vor 4—500 Jahren lebte in Bagdad oder in Dib bei Bagdad ein Reseh
’amma (oberster Priester, Patriarch, Papst), welcher einst den göttlichen Befehl
erhielt, nach Schuschter zu gehen, und die dortigen Mandäer, welche
an 50— 60,000 Seelen zählten, und 2/3 der ganzen Bevölkerung ausmachten,
gegen einen Seid (Nachkommen von Huhammed oder ’Aly) zu retten,
der dahin kommen würde. E r nahm seine Frau und seinen Sohn mit, und
ging dahin, wo er Viele seiner Glaubensgenossen und Unterthanen am Wege
sitzend antraf. E r begrüsste sie mit dem mandäischen Grusse, den sie erwiderten.
Sie fragten ihn um die Ursache seiner Reise, und er sagte
ihnen: er sei gekommen, die Heerde zu weiden. Sie verstanden diess von
ihrem Vieh, gaben ihm eine Wohnung, und schickten ihm, da sie ihn nicht
kannten, den nächsten Morgen ihr Vieh zur Weide. E r führte das Vieh
aus, weidete es längere Zeit, und es wurde unter seiner Weide sehr fett.
Einige leichtsinnige junge Mandäer wünschten zu wissen, ob seine Frau,
die nie zum Vorschein kam, schön sei? Sie schickten eine alte Frau zu ihr,
die ihnen berichtete, dass sie dieselbe äusserst schön gefunden habe. Nun
wollten sie durch List die Frau verführen, und sandten abermals die alte
Frau zu ihr ab, welche ihr sagte; ihr Mann sei arm und nicht gut, da er ihr
ja gar keinen Schmuck gebe; sie kenne aber einen schönen Jüngling, der
reich sei, und ihr vielen Schmuck geben könne. Als ihr Mann nach Hause
kam, fand er seine Frau Sehr betrübt, und fragte sie nach der Ursache. Sie
sagte, sie besitze gar keinen Schmuck, während andere Frauen davon-die
Fülle haben. Er liess sie Mehl bringen, es kneten, und Sauerteig hinein-
thun. Als diess geschehen war, sagte er ihr, sie solle an Arme, Hals, Nase
und überall, wo sie Schmuck haben wolle, Teig legen. Sie that es, er sagte
„Dehba“ d. i. „Gold“ , und augenblicklich war aller Teig, den sie angeklebt