
erst gar kein Geld zahlen wollte, und dann ihm einen falschen Qrän gab,
so zerschlug der Diener Brühl’s in seinem Diensteifer einen Stock an ihm.
Dieser sandte nun einen Freund zu Brühl, um sich bei demselben darüber
zu beschweren. Der Freund erhob ein furchtbares Geschrei, und wälzte sich
vor Brühl im Staube, um dessen Mitleid zu erregen, indem er zugleich den
vermeintlich an ihm zerhauenen Stock vorzeigte; später aber stellte sich
heraus, dass er gar nicht die Schläge bekommen hatte, und dass sein Freund,
der geschlagene, wegen des beabsichtigten Betrugs nicht selbst zu kommen
gewagt hatte. Brühl gab seinem Diener einen ernstlichen Verweis,
und drohte ihm, ihn augenblicklich fortzujagen, sofern er noch einmal sich
unterstehen würde, Solches zu thun. Ein Muhammedaner, welcher sich mit
ihnen verbündet hatte, spiegelte uns vor, er wolle seiner Frau ein Geschenk
machen, und bat uns um einige Tomän (diess ist die persische Goldmünze,
an Werth unsern Dukaten gleich), wofür er uns Silbermünzen, Qrän’s,
geben wollte. Ich hatte einiges Misstrauen, und war dagegen; Mr. Brüh']
aber meinte, wir könnten ihm um so eher diesen Gefallen thun, da wir unterwegs
Silber besser brauchen könnten als Gold. Wir gaben ihm also
6 Stück, er nahm sie, zeigte sie den versammelten Juden, scheinbar, um sie
zu fragen, ob sie echt und vollwichtig seien, wechselte 3 davon aus, und
gab uns 3 Stück wieder. Als wir diese später in Schiräs ausgeben wollten,
zeigte man uns, dass sie von Blei waren und nur einen dünnen UeberzucrO
von Gold hatten. Endlich hatten wir am -Ahend noch eine unangenehme
Scene mit dem Zollbeamten, welcher 1 !(2 Qrän von uns verlangte, weil in
unsern Papieren die Zahl der Kisten nicht verzeichnet war. Kliiö°iicher
Weise hielt er sich nicht an uns, sondern an den Qatirdschi; er wollte
diesen arretiren, und erlangte dadurch von Brühl die geforderte Steuer.
Am Nachmittag war eine neue Karawane angekommen, welche erst Montag
Abend wieder aufbrechen wollte; der Qatirdschi wollte desshalb noch so
lange warten, wir aber waren durch die vielen Belästigungen so degoutirt,
dass wir darauf bestanden, noch denselben Abend abzureisen. Auch fand
ich hier durchaus nichts für meine Zwecke. Antiken waren nicht, zu kaufen;
englische Offiziere, welche wenige Wochen vorher von Buschihr nach Perse-
polis gereist waren, hatten den Handel verdorben, Alles zu hohen Preisen
angekauft, und nur wenig Werthloses übrig gelassen.
Mir hatten uns nach dem Abendessen kaum zur Rühe begeben, als
unser Qatirdschi gegen 9 Uhr uns nöthigte, wieder aufzustehen, um. unsere
Betten zu packen. So brachte er uns ohne Noth, wie er stets gethau, um
unsere Ruhe; denn, als unsere Diener sie gepackt hatten, setzte er sich ruhig
hin, rauchte seine Pfeife und plauderte, ohne an das Belasten der Maul-
thiere zu denken. Erst 20 Minuten nach 11 Uhr kamen wir fort. Unser
Weg ging bei blossem Stemeuschein in östlicher Richtung mit geringer Nei-
a-unsr nach Süden in der Ebene fort, die mehrfach von kleinen Bächen
durchschnitten und kultivirt w a r, namentlich sahen wir viele Tabaksfelder.
Wir ritten sehr langsam; nach etwa 3 Stunden, da mittlerweile der Mond
aufgegangen war, kamen wir auf einen Steindamm, der mitten durch einen
mit Schilf und Sträuchern, unter denen auch Ricinus war, bewachsenen
Sumpf ging, und eine Länge von etwa */4 Stunde hatte. Am Ende desselben
stand unterhalb eines vorspringenden Felsens ein Haus. Einer unserer
Mitreisenden sagte uns, dass an dem Felsen viele Figuren eingehauen Seien.
Es war nicht recht klar, ob er meinte, nach der Strasse zu, oder ob er damit
auf die dahinter liegenden Monumente von Schahpur deutete genug,
wir konnten bei dem matten Mondlicht durchaus nichts bemerken. Der
Weg wandte sich nun mehr nach Osten hin, und ging allmälig auf sehr steinigem
Boden bergauf, bis er steiler und unwegsamer im Zickzack sich den
fast kahlen Felsen zu dem Kotäli Dochter „Gipfel der Tochter“ hinaufzog.
Wir mussten, obgleich todtmüde, absteigen, und zu Fusse auf den Gipfel
und über denselben weg gehen. Unterdessen war der T ag angebrochen;
wir sahen von oben über mehrere Felsenketten, und rechts in ein weites
Thal, die Fortsetzung des vorigen, worin wir ein grosses Wasser, einen See,
erblickten, den man uns Defjäi Käserun „das Meer oder den See von Kä-
serün“ nannte. Bei der Besteigubg des Kotäli Dochter war uns eine Karawane
mit belasteten Eseln begegnet, welche Eis oder Schnee in Ziegenfellen
4 Stunden weit nach Käserun schafften. — Wir stiegen wieder auf, ritten
oben auf dem Berge erst in östlicher, dann in mehr nördlicher Richtung
fort, und auf der ändern Seite allmälig einen Berg hinab, welcher gleich
dem daran stossenden Thale, das wir durchschnitten, und den umliegenden
Bergen waldähnlich, jedoch mit weit aus einander stehenden Bäumen „Mel-
lül“ genannt, bedeckt war, einer Art von Eichen, deren Eicheln geröstet,
oder auch (wie in Beirut) gekocht gegessen werden. Sie sind länger und
dünner als die unsern, die Blatte* auch von denen unserer Eichen verschieden,
ähneln mehr denen unserer Buchen. Diese Bäume wachsen hier zu
beträchtlicher Höhe und grossem Umfang. Dass sie so dünn stehen, soll