
Schaukeln des Schiffes zerbrochen: und so blieb uns nur noch einer, so wie
die Schläuche der Schiffer übrig, deren Inhalt nur schlechtes Wasser war. —
Mittwoch, den 31., kamen wir erst gegen Mittag in die offene See, den persischen
Meerbusen, der Wind war grösstentheils ziemlich günstig, nur einige
Male mussten wir aus Mangel an Wind kurze Zeit liegen bleiben, und Donnerstag,
den 1. Ju n i, erreichten wir glücklich gegen 3 Uhr Nachmittag den
Hafen von Buschihr, eigentlich Bender Abuschehr genannt, dem einzigen
persischen Hafen, da Bender Abassi ganz verlassen ist. Ich muss gestehen,
dass ich sehr froh war, diese kurze Seereise auf einem arabischen Segelboote,
dem Karte und Compass fehlten, beendigt zu haben, und ich kann
kaum begreifen, wie es dem Steuermann möglich war, die rechte Richtung
auf offener See, wo von beiden Seiten kein Land zu sehen .war,, nicht zu
verfehlen. Wir mussten wohl i/ä Stunde weit von der kleinen befestigten
Stadt, die in einer Wüste liegt, und wenige Palmen zeigt, wegen Mangels
an Fahrwasser liegen bleiben, und wurden in kleinen Segelbooten, die von
Buschihr kamen, abgeholt, die letzte Strecke aber noch bis an das Land getragen.
Mit uns waren viele persische Schiiten, die nach Meschhed Aly
und Husein gewallfahrtet waren, gekommen, und hatten unterweges unter
Thränen Husein’s Tod besungen. Sie zeigten sich sehr fanatisch gegen Mr.
Brühl’s muhammedanischen Diener, dem namentlich ein Mirsa starke Vorwürfe
machte, dass er einem Christen diene, worauf ihm dieser aber in den
härtesten Ausdrücken antwortete.
Wir gingen sogleich zu dem englisch-ostindischen Residenten Cap.
Kemball — dieser ist jetzt Resident in Bagdad geworden, und Cap. Jones
an seine Stelle gekommen — welcher uns freundlichst einlud, bei ihm zu
wohnen. Seine Residenz ist sehr gross, wir nahmen daher das Anerbieten
dankbar an, und erhielten mehrere Zimmer im untern Stock. Bei Tische
wurde fortwährend der Banka LXij gezogen, was die Schwüle der Luft
genügend milderte. Wir trafen hier den jungen, liebenswürdigen, und, wie
es schien, recht geschickten Arzt des Residenten, den Commodore Robinson,
welcher die im persischen Meerbusen kreuzenden Kriegsschiffe commandirte,
und dessen Arzt. Der Viceresident, (Cap.) Disbrow, war leider geisteskrank.
Der Commodore hatte eine besondere Wohnung neben der des Residenten.
Später kam noch ein zweites Kriegsschiff an, dessen Kapitän ebenfalls auf
dem Lande blieb, und der tägliche Tischgenosse war.
Buschihr liegt auf einer breiten Landzunge, und ist mit einer schlechten,
halb verfallenen Mauer und Bastionen umgeben. Den besten Schutz gewährt
die Seichtigkeit des Wassers, welche nur ganz kleinen Booten zu landen
gestattet. Ausser den grossen Gebäuden des englisch-ostindischen Residenten
und des Gouverneurs giebt es nur wenige Häuser von einiger
Bedeutung; meist sind es Stroh- und kleine Lehmhütten. Die Tracht der
Frauen und Mädchen ist hier schon ganz die persische , sie haben über dem
den Hinterkopf bedeckenden blauen Tuche ein weisses, welches hinten am
Kopfe zusammengebunden über dem Gesicht herunter hängt. Vor den Augen
ist dasselbe durchbrochen und gitterartig gestickt, damit sie durchsehen
können. Die Männer dagegen tragen hier mehr noch einen Turban von
breiten blauen und rotken Streifen als die hohe persische Filzmütze. — Die
Stadt liegt in einer vollständigen Wüste, und hat 4— 5000 Einwohner,
darunter 30 jüdische Familien — ein einziger Jude ist vor mehrern Jahren
in Bagdad getauft worden — und 8 armenische Häuser mit einem Geistlichen
und einer Kirche, wobei ein Hospital für Christen aller Confessionen
ist. Von dem letztem wäre ich beinahe wegen meines Dieners genöthigt
gewesen, Gebrauch zu machen, da dieser eine, wie es den Anschein hatte,
bedeutende Krankheit, eine Leberentzündung, sich in Basra zugezogen
hatte. Zum Glück aber besserte er sich mit Hülfe des Arztes der Residentschaft,
und liess sich nicht bewegen, zurückzubleiben. Der Arzt ist täglich
für alle Kranken der Stadt zu sprechen, und versorgt sie unentgeltlich mit
Arzenei. — Das Wasser von Buschihr ist weich und matt, nicht frisch, und
die Hitze fast unerträglich, obgleich den Graden nach nicht so bedeutend
als in Bagdad. Cap. Kemball versicherte uns, dass 87 Grad Fahrenheit in
Buschihr weit empfindlicher seien als 107 Grad in Bagdad; wir hatten nur
87 und ein einziges Mal 93 Grad, wussten uns aber vor Durst und Hitze
kaum zu lassen. Der Grund davon liegt darin, dass die Luft stets mit
feuchten, salzigen Dünsten geschwängert ist. Der Thau in den Nächten
war so stark, dass, wenn nicht ein starker Wind wehte, unsere Betten am
Morgen ganz durchnässt waren. Wir schliefen auf dem Dache ohneKulleh,
Ueberdecke. Nur einmal waren wir wegen des zu grossen Sturmes genöthigt,
in unsern Zimmern zu schlafen. Ich hatte alle Fenster geöffnet,
konnte aber trotzdem wegen der zu grossen Hitze nur wenig schlafen.
Sonntag, den 4. Ju n i, war der erste Pfingstfeiertag, an welchem Mr.
Brühl in der Residenz den Gottesdienst mit Predigt hielt.
Wir besuchten hier den Agenten des englischen Kaufmanns in Bagdad,