
nicht verheirathet — 4) Priester (verheirathet), 5) Erzpriester oder Oberpriester
(gleich dem vorigen Weltgeistlicher, und verheirathet), 6) Wardapet
(Dr. der Theol., dieser gleich den folgenden nicht verheirathet), 7) Ober-
Wardapet (eigentlich „älterer Wardapet“), 8) Bischof, 9) Erzbischof, 10) P a triarch,
11) Katholikos.*) Den nächstfolgenden Sonntag besuchten wir früh
kurz nach Sonnenaufgang die Messe, welche in derselben Kirche, abermals
auf dem Hofraum abgehalten wurde. Während des Gottesdienstes kam ein
etwa lOjähriger Knabe mit einem ganz eingewickelten neugeborenen Kinde
auf den Armen, und überreichte es einem Priester, welcher vor uns stand,
und einen mit Goldbrokat verzierten pappenen Deckel mit goldnem Kreuz
oben, auf dem Kopfe trug. Der Priester stellte sich erst links, dann rechts,
dann vor ihn hin, bis er den Exorcismus und den Glauben, welche der Knabe
statt des Täuflings bejahte, gesprochen hatte. Darauf wurde die Taufe in
der Kirche durch dreimaliges Untertauchen vollzogen. Auch diese Kirche
hat Glocken. — Die Armenier haben inDschulfa 3 Schulen. Sie sind theils
Weber, und weben weisse Zeuge zu Hemden, theils Gärtner und Ackerbauer,
theils Kaufleute; unter den Letztem soll es nur 3 reiche geben,
welche in den Karavanserai’s von Isphahän ihre Niederlagen haben. Die
Frauen stricken Strümpfe.
Wir nahmen auch hier ein Bad, wobei wir abermals tüchtig schwitzen
mussten, aber doch weniger maltraitirt wurden, als diess 2 Jah re früher in
Damascus geschehen war. Wir kamen durch einen verdeckten Gang in ein
warmes Gemach, welches oben in der Mitte eine grosse, und daneben
2 kleine Kuppeln hatte, in denen, wie überall in den Bädern des Orients,
kleine, dicke, runde Glasscheiben angebracht waren. An den Seiten herum
waren Erhöhungen, steinerne Bänke, angebracht, auf denen man ausruhte,
und sich auskleidete. Mit einem Tuche um die H ü fte gebunden gingen wir
dann in das zweite, viel heissere Zimmer, ob wir gleich bestellt hatten, dass
sie es nur mässig warm machen sollten. Der Schweiss trat sogleich zu allen
Poren heraus. Hier legten wir uns auf eine niedrige Breterstellage, wurden
zuerst an den Füssen, dann an dem ganzen Körper eingeseift und mit einem
weichen Lappen gerieben, und darauf mit eiskaltem Wasser übergossen,
welches ich mir jedoch etwas wärmen liess. Es war nämlich ein kleines
*) Die Armenier nennen ihren K atholikos „C h a lifa “ d. i. S te llv e rtre te r sc. Christi,
also ganz so, wie die K a th o lik en den P a p s t n en n en ; einen E rzb is ch o f oder Bischof a b e r
n ennen sie M uschtehid, wie die P e r s e r ih re geistlichen Obern titu lire n .
Bassin in diesem Gemach, und darüber 2 Hähne, für kaltes und heisses
Wasser. Zuletzt wurden die Haare eingeseift, und kaltes Wasser über den
Kopf gegossen. Dann gingen wir in das erstere Gemach zurück, trockneten
uns ab, kleideten uns an, und begaben uns, nachdem ich noch eine Wasserpfeife
geraucht hatte, in unsere Wohnung zurück.
Dschulfa liegt etwas höher als Ispahän, und hat schönes, frisches Wasser,
weit besseres als Ispahän. Ueberhaupt scheint Dschulfa gesunder zu
sein als letztere Stadt. Mein armenischer Diener, den ich für die Dauer
meines Aufenthaltes hauptsächlich, um mehr Uebung im Sprechen des Persischen
für 1 Qrän (10 Sgr.) täglich und freie Station noch engagirt hatte,
sagte mir, dass in dem vorhergehenden Jahre die Pest, d. h. die Cholera,
hier gehaust habe. Sie war von Tebris gekommen, wo sie viele Tausende
hingerafft hatte, und von da nach Teherän gegangen. Dort soll sie 4 Monate
lang gewüthet haben, und nach seiner Behauptung sollen daselbst während
dieser Zeit an 40,000 Menschen gestorben sein. Von da hatte sie sich
nach Ispahän gewendet, hier 1 Monat lang gehaust und 10,000 Menschen
hingerafft; in Dschulfa sollen nur 30— 40 an dieser Seuche gestorben sein.
Obige Zahlen sind ohne Zweifel, namentlich in Betreff Teherän’s sehr übertrieben,
da diese Stadt erst , seitdem die jetzige Dynastie der Katseharen
ihre Residenz dahin verlegt hat, in Aufnahme gekommen ist, und sich ver-
grössert hat. Wenn sie auch dicht von Menschen vollgepfropft ist, so hat
sie doch vielleicht im Ganzen kaum so viel Einwohner, als nach jener Angabe
der Cholera zum Opfer gefallen sein sollen. Wahl- ist es aber, dass
das dortige Klima für sehr ungesund gilt; besonders soll es im Sommer, da
es zwischen Bergen liegt, dort unerträglich heiss sein, so dass alle Welt von
da auf die Berge flieht, und der Schah selbst gewöhnlich nach Sultanije
geht,' wo frisches Wasser und frische Bergluft ist. Mein Diener sagte mir,
die von dieser Krankheit Befallenen seien oft schon nach 1, 2, 3 oder
4 Stunden, Manche erst nach 1 Tag, Einige sogar erst nach 3 Tagen gestorben;
anfangs seien die Nägel, dann die Hände, darauf die Nase u. s. w.
schwarz geworden. Die Armenier haben zu dieser Zeit immer Thee mit
Rum (oder vielmehr einem ändern Branntwein) getrunken, und sich dadurch
vor der Cholera bewahrt. Die damalige Jahreszeit war die der Fieher;
diese aber grassirten gerade in diesem Sommer weniger als sonst; dagegen
waren die Pocken sehr heftig aufgetreten, die um so furchtbarer hausten, da
es keinen Arzt gab, der zu impfen verstand, oder guten Impfstoff hatte.
P e t e r m a n n Reise im Orient. II . ^