
200 Alyabad. Choräsoha (Feräscha).
starke Quelle, welche gerade genügte, um Menschen, Thiere, Gärten und
Felder zu versorgen. Waizen und Gerste waren schon theilweise (mit der
Sichel) geschnitten, und weggeschafft, Baumwolle und Ricinus standen noch
auf den Feldern; kleine, grüne, wie es schien, noch unreife Melonen, waren
die einzige Frucht, welche uns zum Kauf angeboten wurde. Wir sahen hier
viel Bäume, aber merkwürdigerweise keinen Fruchtbaum, nur Weiden und
den Mesbaum. In Schemsabad wurde ausser dem Genannten noch Dunjas,
ein Kraut mit kleinen gelben Blüthen, welches reif zum Rothfärben gebraucht
werden soll, auch eine Art Safran mit dicken Blüthenknospen,
Sonnenblumen u. s. w. gebaut. .
Sonnabend, den 22. Juli, ritten wir um 2 Uhr Morgens aus, erst
2 Stunden lang in der Ebene fort, dann über einen zwar nicht steilen, aber
wegen der glatten, grossen Steine sehr beschwerlichen Felspfad. Auf einem
Plateau lag das Salz ganz dicht zu Tage, der Felsen bestand theils aus
Schiefer, theils aus Eisenstein mit rother Erde. Nach 5 Stunden, also um
7 Uhr Morgens, kamen wir an das ganz von Felsen eingeschlossene, gut
bewässerte, mit vielen Weiden, Pappeln, Nuss- und ändern Bäumen besetzte
Dorf Alyabad, bis zu welchem eine Deputation Parsen von Tafft aus
unserm Reisegefährten entgegenkam. Wir schlugen hier unsere Zelte auf
einem von Weiden umschatteten Platze auf.
Bis dahin hatten wir noch fast überall in Persien bald grössere, bald
kleinere Thäler von Bergen oder Felsen auf allen Seiten umschlossen gefun den,
und in denselben kleine Bäche, welche gerade zu der Bewässerung des
Bodens hinreichen, und die Fruchtbarkeit desselben ungemein befördern.
So wird Persien schon im Talmud, Träctat Joma, geschildert.
Wir ritten den folgenden Tag immer das Thal entlang, welches sich
nur wenig erweitert, und zu beiden Seiten von schroffen, ganz kahlen Felsen
mit zackigen Spitzen, die auch kleine Nebenthäler oder vielmehr Schluchten
bilden, eingeschlossen ist, kamen durch einige ausgetrocknete Strombetten,
so wie durch kleinere Bäche und Kanäle, und erreichten nach 5 Stunden
das grosse,- schöne Dorf Choräscha, oder, wie man in Tafft es nennt, Feräscha.
Kurz hinter demselben kam eine neue Deputation Parsi’s, und einige
Tausend Schritt weiter noch mehrere, so däss es im Ganzen gegen 20 Personen
zu Esel oder Maulesel waren. Nur Einer von ihnen, der Ketchuda,
Vorsitzer im Rathe der Zwölfe, war zu Pferde. Bei einer Mühle stiegen wir
ab, und lagerten uns auf Teppichen; die Parsi’s brachten Gurken, Melonen
und Wein, wobei zu bemerken, dass sie den (messingenen) Becher mit einem
Tuche anfassten, und auf der Ändern Wohl austranken. Dann ritten wir
in corpore weiter, trafen unterweges noch manchen Parsi zu Fuss, welcher
Manekdschi begrüsste, und gelangten nach dem 2 Stunden von Choräscha
gelegenen, ganz in Gärten gehüllten, ziemlich bedeutenden Städtchen Tafft,
wo wir neben Manekdschi das obere Stock eines Hauses nebst dem daran
stossenden Garten zu unserer Disposition erhielten. Die obern Gemächer
der Häuser in Tafft haben sämmtlich kleine runde Kuppeln. In den Garten
wachsen Melonen, Wein, Granaten, auch viele Maulbeerbäume. Es wohnen
hier viele Parsi’s; unser Wirth, ein ehemaliger Parsi, war gezwungen zu dem
Islam übergetreten, aber noch immer mit vielen Parsi’s befreundet. An ihn
wendete ich mich desshalb mit der Bitte, mir Bücher von den Parsi’s zu verschaffen;
er versprach es mir auch, hielt aber leider nicht Wort.
Montag, den 24. Juli, gerade 2 Jahre nach meinem Eintritt in Damascus,
kamen wir nach Jesd, dem östlichsten Punct meiner ganzen Reise. Um
2 Uhr Morgens ritten wir aus Tafft in gerader östlicher Richtung zwischen
den Felsenketten zu beiden Seiten, bis etwa 2 Stunden vor Jesd auf der
linken, nördlichen Seite, und 1 Stunde später auch auf der rechten Seite die
Felsen verschwanden, und wir in der grossen Ebene, in welcher Jesd liegt,
bis dahin weiter ritten.*) Der Weg war sehr steinig, und namentlich die
ganze Fläche vor Jesd so voller Steine, als ob sie ein grosses Strombette
gewesen wäre. Der Morgen war gleich dem vorigen Tage sehr heiss, von
Vegetation fast gar keine Spur; erst, als wir in die Nähe von Jesd kamen,
sahen wir ummauerte Gärten. Feigen- und Granatbäume hatten auch hier,
wie in Tafft durch die Kälte des letzten Winters sehr gelitten, viele waren
erfroren. Einige Stunden vor Jesd kam auch der Destur Mobed (Oberpriester)
der Parsi mit Gefolge, auf einem Esel reitend, uns entgegen. In
seiner Kleidung war er durchaus nicht von den Ändern unterschieden; er
trug gleich diesen einen Rock von schmuzig gelber Farbe, und einen gleichfarbigen
Turban. Wir ritten ziemlich scharf, um möglichst früh und vor
dem zahlreichen Gefolge einzutreffen, und erreichten so schon nach 4 Stunden
die in der Wüste gelegene, aber doch sehr fruchtbare, und wasserreiche,
gleichsam auf einer Oase liegende Stadt, ¿ in Eishaus sahen wir etwa
*) S p ä te r überzeugten w ir uns, dass die F e lse n k e tte au f beiden S eiten nich t aufhört,
sondern in w e ite r F e rn e noch fortläuft.