
uns vor sich hinsetzen, und, als er sah, dass diese Art zu sitzen für uns unbequem
war, so liess er uns Lehnstühle bringen. Wir tranken Kaffee, unterhielten
uns eine Zeit lang mit ihm, wobei wir sahen, dass er über manche
europäische Verhältnisse recht gut unterrichtet war, und empfahlen uns
dann. — Ehe wir zu ihm kamen, führte uns der Weg durch einen mit Leoparden,
Löwen- und ändern Fellen ausgeschmückten Salon, der zu dem
bevorstehenden Feste der Schiiten ausgeputzt war. Am 10. Tage des Monats
Muharrem (des 1. des muhammedanischen Jahres) nämlich wird der
Tod Husein’s gefeiert, des 2. Sohnes von ’Aly, den die Schiiten noch über
Muhammed setzen. Dieser, der Sohn, wurde durch den Chalifen Jesid ge-
getödtet, oder blieb vielmehr in dem Kampfe gegen dessen Truppen. An
diesem Tage sind die Schiiten sämmtlich in Trauer, singen Trauerlieder auf
Husein, verwünschen Jesid, Omar und alle Sunniten, und führen Schauspiele
auf, in denen der Tod Husein’s dargestellt wird. Mit uns war ein
persischer Arzt, Mirza Sàdek, welcher 3 Jahre in Edinburg studirt hatte,
und geläufig englisch sprach, so wie S. Luigi Pesce und der junge englische
Agent bei dem Prinzen. — Mit den beiden Letztem machten wir Sonntag
den 24. September einen Spazierritt nach Tàki Bostàn, welches 1 */2 Stunde
von Kermanschàh am Fusse der gegenüber liegenden Felsenkette ist. Unter- •
weges vergnügten sich deren Diener damit, dass sie en carrière reitend Stöcke
auf die Erde warfen, und, wenn sie aufflogen, dieselben im Reiten wieder
zu fangen suchten. Tàki Bostàn ist der Name eines Dorfes, bei welchem
die bekannten Sculpturen dicht an einem Bache liegen. *) Zuerst sieht man
3 menschliche Figuren in Lebensgrösse in den Felsen gehauen, von denen
die beiden vordem einen Ring halten, die dritte hat gleichsam einen Heiligenschein.
Daneben ist ein grösser Bogen, in dessen Hintergründe oben
2 stehende Figuren sind, hinter jeder von beiden ist eine Pehlewi-Inschrift.
Dann folgt ein zweiter Bogen, dessen Rand von aussen mit einem doppelten
Kranz verziert ist, daneben sind unten Arabesken, oben auf jeder von beiden
Seiten ein fliegender Genius, der einen Kranz hält, oben in der Mitte
ein halber Ring. Die beiden Seitenwände sind im Innern voll kleiner F iguren,
Jagden darstellend auf Hirsche und Eber, auf der linken Seitenwand
*) Hier fanden w ir auch wieder einige P la ta n e n , die w ir se it u nse rer Abreise von
Ispahàn n ich t gesehen h a tten . Weiden und P a p p e ln dagegen waren fast ü b e r a ll, wo es
W a s se r g a b ; n u r zwischen Hamadàn und Kermanschàh waren die Ebenen the ilwe ise
ganz baumlos. '
auch 2 kleine Boote, deren eines mit Harfenspielerinnen besetzt ist, das
andere mit einem kolossalen Pfeilschützen. Im Hintergründe ist unten ein
grösser, ganz geharnischter Reiter mit geschlossenem Visier und Lanze auf
einem reich geschmückten Pferde, dessen einer Vorderfuss abgehauen ist,
ganz in Hautrelief, zu beiden Seiten desselben eine Säule in der Mauer angedeutet;
darüber 3 Figuren, ebenfalls in Hautrelief, 2 männliche, einen
Ring zusammen haltend, und eine weibliche mit einer Kanne in der Rechten
und einer Art von Schöpffass in der Linken. Der Vater des jetzigen
Gouverneurs hat auf der linken Seite über der Jagdscene sich selbst in
königlichem Schmucke auf einem Stuhle sitzend, und 2 seiner Söhne vor
sich, Einen hinter sich in Relief ausgehauen, das Ganze sehr geschmacklos
übermalen, und arabische Inschriften um dasselbe setzen lassen. Am Tage
vorher war das Porträt des jetzt regierenden Schah in Procession durch die
Stadt getragen, und dann in dem Divan aufgestellt worden.
Ich hatte hier Gelegenheit, mehrere geschnittene Steine, Cylmder und
Münzen verschiedener Art für das königliche Museum zu erwerben, und
war so glücklich, einen ganzen Fund, bestehend aus 482 Sasaniden- und
40 Umaijaden-Münzen für etwas über 46 Toman(Dukaten), d.i. wenig über
den Silberwerth zu bekommen. Wir wollten eigentlich schon, wie wir auch
dem Prinzen gesagt hatten, am Sonntag wieder abreisen, blieben aber noch
den folgenden Tag in Kermanschäh, weil man mir die Aussicht zu dem Ankauf
eines zweiten Fundes eröffnet hatte. Diese wurde jedoch total vereitelt,
da der Prinz, durch mich aufmerksam gemacht, am Montag in der
ganzen Stadt bekannt machen liess, dass Jeder, der o im Besitz von Antiken,
sei, diese ihm bringen solle. So wagte Keiner aus Furcht vor Verratn mn
seine Schätze anzubieten. Der längere Aufenthalt war nicht nur ganz nutzlos,
sondern verursachte uns auch noch eine grosse Unannehmlichkeit. In
derselben Karavänserai, in welcher wir abgestiegen waren, war ein verkrüppelter
Knabe, der täglich zu uns kam, und Almosen von uns erbettelte.
Am Montag, als der junge englische Agent, Hasan Agha, gerade bei uns
war, und wir sehr beschäftigt waren, kam er wieder, und wollte sich nicht
abweisen lassfen. Der jüdische Diener von Mr. Brühl schob ihn mit Gewalt
fort, und soll ihn selbst geschlagen haben, was ein gegenüber wohnender
Schiit gesehen haben wollte. Unglücklicherweise war dieser Knabe ein
Sö'id (vorgeblicher Nachkomme von Muhammed oder ’Aly), und diese sind
viel eingebildeter und fanatischer als alle ändern Muhammedaner. Jener
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