
Auf Macarius III. folgten 3 Patriarchen, Cyrillus V., Neophytus Schameh
1) Seit Alex an d e r dem Grossen bis au f den K a ise r Heraclius wurde in den syrischen
Städten das Griechische gesprochen, wie diess die Insch riften auf Stein bezeugen ; in den
Dörfern dagegen war die syrische Sprache die v orherrschende, und sie h a t sich bis auf
unsere Zeiten noch hie und da e rh a lten . In Cilicien aber, in Mesopotamien und Armenien
sprach man armenisch und s y r is c h ; n u r die höhere Geistlichkeit v erstand wegen der vielen
Relationen zu den Griechen ausserdem auch das Griechische. Denn, als die Armenier
und Syre r nach dem 4. (ökumenischen) Concil sich von der allgemeinen Kirche tren n ten ,
blieb ein g rösser Theil von den E rs tem orthodox, und man nannte diese „d ie Substanz,
den K e rn “ . Von diesen finden sich noch je tz t Viele in dem Districte von E rzerum und
dessen Nähe, deren Geistliche ih re Weihe von dem antiochenischen P a tria rch en erhalten.
2) Bosra, d. i. F o stra , d e r H au rän , das L an d Hio b ’s und se iner Mutter Bosraus, ist
die erste arabische Provinz , das A rab ia .e l Balqa, wohin d e r Apostel P au lu s floh (Gal. 1 ,
17.j, als e r von Damascus wegging. Das E rzbisthum des Haurän z ählte 36 Bischöfe
(Anton Bulad b em e rk t dazu, dass e r in einer noch n ich t veröffentlichten Schrift ü b e r das
P a tr ia rc h a t nach ändern Quellen mit Hinweglassung dessen, was zu dem P a tria rch a te
von Je ru s a lem gehörte, n u r 24 Bischöfe angegeben hab e ) u n te r sich. Denn es waren in
diesem L an d e 36 S täd te ( je tz t n u r elende Dörfer), in denen man das Griechische las,
wie aus ih reu Büchern und alten P e rg am en tro llen hervorgeht.
Zu Euthymius dem Grossen kam T a ra , Sohn des O b e rh au p te s eines arabischen
S tammes; der Heilige heilte die ve rtro ck n e te Seite seines Sohnes, w orauf d e rse lb e mit
seinem ganzen Stamme den christlichen Glauben annahm. D e r P a tria rc h von Je ru sa lem
taufte sie , und weihte zwei von ihnen zu Bischöfen, welche den Concilien zu E p h e su s und
Chalcedon beiwohnten, und Bischöfe der B e rb e r (B a rb a ren ? ) g en an n t werden. Ih re P r ie s
te r hielten den Gotte sd ien st in Z elten, die sie au f ihren Wanderungen mit sich führten,
und sie blieben gegen 300 J a h re in dem ch ristlichen Glauben. Ih re Nachkommen heis-
sen B e it (das Haus, die Familie) T a rab ije , sind je tz t Muhammedaner, und wohnen zu
beiden Seiten von Je ru sa lem und in dessen Districte.
3) Viele Araber b ek an n ten sich in den frühem Zeiten zu dem Christenthume, und
die griechischen K a is e r wiesen ihnen Wohnsitze in den Gegenden an, welche sie sich
erwählten. S p ä te r a b e r tra ten sie zum Götzendienst zurück, und wurden d a rau f Muhammedaner.
So wird b e rich te t, dass Mondhar abu No’man, d e r E rb a u e r von Ma’arah, König
in H ira von der D y n a stie d e r Lachemiden, mit seinem ganzen Stamme getauft war, ebenso
andere F ü rs te n mit ih ren Unterthanen. Es findet sich noch ein altes Buch, „ d e r geistige
A rz t“ b e tite lt, geschrieben von Michael, Bischof von J a tre b , diess ist das heutige Medina ;
denn in J a tre b undMe cea waren viele Kirchen und viele Christen. D e r Verfasser dieses
Buches sa g t im E in g ä n g e F o lg en d e s:
„Als ich viele P rie s te r und L e h re r der Religion sah, welche kein passendes H e ilm
itte l für die in Sünden Verfallenen wussten, und n ich t die zu r Busse sich B e k eh ren den
zu leiten v e rstan d en : so wurde ich davon ergriffen, sammelte von den Aussprüchen
d e r heiligen Väter, was sie aufgezeichnet h a tten zur H e ilu n g d e r in Sünden E rk r a n k ten,
und th e ilte dieses Buch in 49 Abschnitte ,“
4) Die Ju d e n h e tz ten oft die Muhammedaner gegen die Christen auf, so dass sie
ihnen die B ild e r und Kreuze aus den Kirchen nahmen, und ihnen verboten, die Glocken
anzuschlagen, ih re Stimmen bei den Gebeten la u t zu erheben, ih re Bücher öffentlich zu
zeigen, und k o stb a re K le id e r zu tragen. E in e r d e r muhammedanischen H e rrs ch e r gab
den stren g en Befehl, dass die C h risten in seinem ganzen Reiche n ic h t mehr griechisch,
syrisch oder k o p tisch , sondern nur a rab isch sprechen so llten , und, w e r diesem entgegenh
an d e lte , dem liess e r die Zunge ausreissen, und siedendes Blei in den Mund giessen.
und Athanasius IV. ibn ed Debbäs, welche unter der Nummer 132 aufgefdhrt
werden. Ihre Geschichte ist mit wenigen Worten folgende:
Die Ju d e n gingen heimlich u n te r den Christen umher, zeigten Viele an, die R ich te r g lau b ten
ihnen, und so sollen an 70,000 Christen diese entsetzliche Strafe e rlitte n haben, da
das Arabische den Christen nicht geläufig war. Namentlich tra f diess ihre P re d ig e r und
L e h re r; sie lasen keine Bücher mehr, hörten keine P re d ig te n , und wurden ganz unwissend.
E n d lich sandte ihnen Gott den Diakonus Abdullah ibn el F ad h l, Sohn des antio chenischen
Maträns, welcher 1052 n. Chr. sta rb . D ie s e r v e rstan d die 3 Sprachen, üb e rsetzte
den Christen alle heiligen a lten und neuen Bücher m it allen ih ren E rk lä ru n g en in
das Arabische, und befahl ihnen, sie an jedem Sonnabend, Sonntag und den F e sttag e n
des He rrn zu lesen. E r ü b e rse tz te auch die L egenden d e r Heiligen, und b ra ch te sein
ganzes L e b e n mit diesen frommen Beschäftigungen zu. Z u le tz t h in te rlie s s e r ihnen noch
die' Canones in griechischer und sy risch e r Sprache, damit sie diese, die Sprachen der
h e ilig en Väter nicht ganz vergessen möchten. [D e r antiochenische P a tria rc h , Theodora
s V., welcher 1462 n. Chr. sta rb , ü b e rse tz te das Euchologium und andere kirchliche
Schriften aus dem Griechischen in das Syrische, ein Beweis, dass damals das Syrische
noch die L ande ssp ra ch e d e r Christen war. J e tz t h a t es sich noch b e i den J a k o b ite n und
Nestorianern in K u rd istan als lebende Sprache erh a lten , in Syrien n u r in wenigen D ö rfern
eine Tagere ise nördlich von Damascus, Ma’lüla, Ain tineh, Bach’a, Dschub ädin und
Nebk, deren Bewohner einen J a rg o n des Syrischen sprechen, ohne es lesen zu können,
wahrend die Maroniten und Syrian e r das Syrische lesen, ab e r n ich t sprechen.] Nach
Abdullah th a ten ein Gleiches P au lu s, Bischof von Saida, Nicon, A b t des K lo ste rs Mar
Simeon des Wun d e rth ä tig en , und mehrere Andere.
5) E in e r der moslemischen H e rrsch e r liess die Bewohner von Damascus und der
Umgegend v o r sich kommen, und befahl ihnen, Eins von Beiden sich zu wählen, entweder
die Z erstörung ih re r Kirchen, oder die ih re r hohen und n ied e rn Schulen. Da antwo rte te
ihm ih r O b e rh au p t: „W ir glauben, dass Go tt a lle r Orten gefunden werde, u n d wo n u r
E in e r von uns b e te t, da is t Gott gegenwä rtig, und h ö rt se in Gebet. D a h e r z e rstö re u n se re
Kirchen, und lass uns unse re hohen und n ied e rn Schulen übrig, damit wir aus den Schulen
und d e r Wissenschaft u nse rn Schöpfer kennen le rn en , dessen D ien e r wir sin d .“ Als
der König diese schöne An twort hörte, wunderte er sieh, und s a g te : „W e il Ih r d e r W issenschaft
und den Büchern den Vorzug gegeben, und sie ü b e r alles Andere g e s e tz t hab t,
so sei E uch verziehen; E u re Kirchen, hohen u n d n ied e rn Schulen sollen u n an g e ta s te t
bleiben. Denn Ih r h ab t nich t gew äh lt wie die Christen in Aegypten, welche ih re Kirchen
zu e rh a lten wünschten. W ir werden ihnen ih re hohen und niedern Schulen schliessen,
und in Kurzem werden sie ih ren Glauben v e rg e ssen .“
6) Nach einiger Z e it tr a t Häkem b e am r illa h in Aegypten auf, welcher auch üb e r
Je ru sa lem , Damascus u n d Antiochien h e rrsch te . D ie se r zeigte sich b e sonders feindselig
und ty rannisch gegen die Christen, welche er a ls Ungläubige vera ch te te . Abgesehen d a von,
dass e r ihnen besondere Kennzeichen gab, beso n d e re Bäder bestimmte, und verbot,
au f P fe rden oder Maulthieren zu reiten, v e ro rd n e te e r auch, dass alle Kirchen und K lo ste
r, die u n te r se iner Hoheit standen, v e rn ich te t würden. So z e rstö rte man in weniger
als 3 J a h re n an 30,000 K irch en und Klö ste r, und b emächtigte sich a lle s heiligen Appara
te s, den man d a rin fand. E n d lich wagten einige Christen, eine B ittsch rift ihm zu ü b e rre
ich en ; er wurde bewegt, erb a rmte sich d e r Christen, und g e s ta tte te ihn en den W ied e raufbau
v ie le r z e rstö rte r Kirchen.
U n te r diesen z e rstö rten Kirchen war auch die Auferstehungskirche in Je ru sa lem,
deren Schätze und G e r ä ts c h a f te n Häkem beamr illah dem Volke preisgab, aus E rb itte rung
gegen die Geistlichke it, von der er e rfa h ren h a tte , dass sie a lljä h rlic h am O ste rfe st
P e t e r m a n n , Reise im Orient. II. 26