
In Frankreich, und zwar in Pdftou und den benachbarten Provinzen, hat
man eine Ra§e von Mauleseln, welche mit grossem Erfolge nach Spanien und
Amerika exportirt werden. Es hat aber die grösste Sorgfalt und Mühe gekostet,
um die Ra§e auf den heutigen Grad der Vollkommenheit zu bringen. In Syrien
giebt man sich keine Mühe damit. Man lässt eine Stute durch einen Esel be-
springen, ohne viel Auswahl zu treffen, ohne die .Statur des einen oder des ändern
Thieres zu berücksichtigen, noch auch das Verhältniss ihrer Bildung. Ist der
Esel zu klein, und kann das Geschäft der Copulation nicht zu Stande bringen,
so stellt man die Stute so-dass der Esel höher steht; im Nothfall würde man ihn
auch auf heben, eigenhändig auf das, Weibchen setzen, und ihn bis zur Vollendung
der Operation fest halten. Darauf beschränkt sich die gange-Wissenschaft
der Syrer in Betreff der Erzeugung .der Maulthiere.
Dieses Thier hat keine sehr kränkliche Constitution. Ein guter Mucker
kann es ohne grosse Schwierigkeit durch einige Sorgfalt in kräftigem und gesundem
Zustande erhalten; aber die nicht sorgsamen Mucker, und deren Zahl
ist die grösste, lassen durch ihre eigne Nachlässigkeit ihre Thiere umkommen
in Folge von Koliken, von akutem oder chronischem Rotz, vom Wurm (du far-
cin), oder sie lassen sie ganz von Haaren entblösst werden, bedeckt mit Räude
und Beulen; und da die Mehrzahl dieser Thiere zahlreiche und grosse Wunden
hat, so werden diese aus Mangel an Sorgfalt für die. gehörige Reinlichkeit zu
Beulen, und es füllen sich die Eitersäcke mit Würmern trotz des Citronensaftes
■und ähnlicher Spezereien, mit denen man die äussere Oberfläche befeuchtet. '
Von dem Kameel.
Die Syrer, besonders in dem Haurän und der Umgegend von Damascus,
"ziehen viele Kameele; aber, wenn die Araber der grossen Wüste sie nicht damit
versorgten, so würde doch ein grösser Mangel daran fühlbar werden. Die hauptsächlichsten
Stämme, die sich der Kameelzucht widmen, sind die der Beni Sahr,
El na'im, El fadhl, Beni Sarhan, El maladsche und vornehmlich die Anese. Von
ändern Gegenden liefern sie namentlich Kurdistan und das Paschalik von Bagdad.
Die Kameele von Kurdistan sind die besten; sie sind grösser, stärker,
kräftiger als die ändern.
Es ist anerkannt, dass das Kameel das bequemste Lastthier für die Reisen
in den Wüsten ist, theils wegen seiner Ausdauer, theils wegen seiner Massigkeit.
Seine Nahrung besteht aus Stroh, Gerste, Wicken, bittern pikanten Kräutern,
und einer Unzahl anderer Dinge, welche die ändern grasfressenden Haus-
thiere verschmähen. Wenn die Kameele arbeiten, so giebt man ihnen in Aegyp
ten statt der Gerste kleine Bohnen (Kernbohnen).
Selten steigt der Preis eines Kameels über 800 Piaster (50 Thlr.),der Mittelpreis
ist zwischen 3—600 Piaster (18—36 Thlr.). Bei den Beduinen, die sich mit
der Kameelzucht befassen, sind die weiblichen theurer, während die Fellah’s
(Bauern) und Mucker, denen es auf Kraft und Muth zum Lasttragen ankommt,
die männlichen vorziehen.
Die Araber gewöhnen das Kameel nach und nach auf fast unmerkliche
Weise zur Arbeit und zum Gehorsam. Zuerst legt man auf seinen Rücken eine
Art von Saumsattel, dessen Form dem Rücken angepasst ist. Dann fügt man
einen Sack mit Stroh gefüllt dazu; einige Tage später macht man den Sack
schwerer, indem man zugleich das Thier gewöhnt, mit der Karawane zu mar-
schiren, und sich auf den Bauch zu legen, wenn der Führer es verlangt, um die
Last nach Willkühr aufzulegen oder abzunehmen, wie es alle Kameele thun.
So gewöhnt man es allmälig an die Beschwerden und Zufälle der Reisen.
In dem Alter von 3—4 Jahren ist das Kameel im Stande, die gewöhnlichen
Arbeiten zu übernehmen, indem es eine Last von 100 Rotl (500 Pfund) und darüber
trägt. Die Stärke des Kameels erhält sich so zu sagen bis an sein Lebensende
; gewöhnlich unterliegt es der Last. Ein arabisches Sprüchwort sagt mit
Recht: „Wenn das Kameel selbst gar nichts mehr werth wäre, so würde es doch
noch 100 Rotl tragen.“ *)
Das Kameel ist nicht sehr empfindlich und zu Krankheiten geneigt, mit
Ausnahme derer, die von äussern Ursachen abhängen. Seine Haut springt auf,
und bekommt unzählige Risse; um diesem Uebelstand e zu begegnen, überstreicht
man sie oft mit Oel und Theer. Es ist dem Hinken unterworfen, wenn es viel
auf felsigen, rauhen Wegen marschirt; denn, da die Aussenfläche seines Fusses
aus einer dicken und vor dem Anstoss der äussern Körper wenig geschützten
Wulst besteht,, so folgt daraus, dass das Anstossen und Reiben an den Steinen
undUnebenheiten des Bodens Quetschungen und zuweilen schwer zu heilende
Wunden verursachen.
In einigen Ländern ist das Kameelfleiseh eine Hauptnahrung der Menschen,
namentlich in Cordofan, Dongolah, Sennaar und allen Negerländern. In Syrien
isst.nur das gemeine Volk davon. Man nennt besonders den District von Duma,
nicht weit von Damascus, dessen Bewohner Kameelfleiseh fast wie die Europäer
das Rind- und Hammelfleisch essen. Die Bewohner des Meidän in Damascus
(die Drusen) nähren sich ebenfalls fast ausschliesslich von Kameelfleiseh im
Winter, ohne davon beschwert zu werden. Es wird ebenso wie das Hammelfleisch
zubereitet. Man lässt es kochen, brühen, braten; oder man macht daraus
ein hachis (gehacktes Fleisch), indem man zerstossene Waizenkörner und Gewürze
dazu thut, und dann eine Art Pasteten, bekannt unter dem Namen Kubbe’s,
bereitet, die man im Ofen oder auf dem Roste braten oder gar werden lässt.
Von diesem Fleische kostet gewöhnlich das Rotl 2—3 Piaster (4—6 Sgr.), wenn
es aber von Kameelen der Anese kommt, bezahlt man bis 4 Piaster (8 Sgr.) dafür.
Das F ett wird gebraucht, um die Butter zu verfälschen, was ihr einen scharfen
Geschmack und einen unangenehmen Geruch giebt, wenn man sie kochen
lässt. Das schlechteste Fett und der Talg wird zu 1 Piaster (2 Sgr.) h 1 Rotl
verkauft, und zur Bereitung von Lichtern verwendet.'
Die Haut eines Kameels wird auf 60—80 Piaster (3 Thl. 22 S g r . 5 Thlr.)
geschätzt. Man lässt sie einige Tage in Salz- oder Alaunwasser einweichen;
dann breitet man sie in den frequentesten Strassen aus, damit die Vorübergehenden
darauf treten, bis sie trocken wird. Nach dieser alleinigen Präparation machen
die arabischen Schuhmacher Sohlen für die Stiefeln der Fellah s daraus.
*) Mir wurde versichert, dass das Kameel die d o p p e lte .L a st d e r Maulthiere, also
800 Pfund tra g e ; auch sagte man mir, dass die Kameele, wenn sie h e i dem Aufstehen
m erken dass sie zu schw.er b e la s te t sind, sich wieder hinlegen, und se lbst, wenn man
ihnen die ganze L a s t wieder abnimmt, n ich t zum Aufstehen wieder zu bewegen sin d . Sie
b leiben liegen, und k rep iren auf dieser Stelle. Die E u ro p ä e r in dem O rien t nennen zum
Unterschied von den la s ttrag en d en die schnellfüssigen Kam e e le „D rom ed a re “ , von denen
weiter u n ten die Rede sein wird. Zweihöckerige Kameele h ab e ich nie in dem Orient,
se lb st in P e rsien nicht, gesehen, u n d man h ä lt the ilw e ise se lb st deren E x isten z in Syrien
für eine F a b e l. Auf d e r Insel Cypern is t eine besondere A rt von Kameelen, welche we it
k le in e r is t als die ändern. P.