
Mar Augen und Mar Juchanna. Neben der Kircbe ist eine Halle, an deren
Seiten die verhängten Grabstätten der Maträne sind, und hinten an der
Ostseite der Kirche, wo auch der Altar steht, sind die für die Patriarchen.
— Die Jakobiten haben 30 und einige Maträne. Der jetzige Patriarch war
Priester in Konstantinopel, wo die Jakobiten eine kleine Kirche hatten;
dort wurde er auch Maträn. 9 E r liess die dortige Kirche vergrössern und
legte eine kleine Druckerei an, in welcher er karschunische Gebete und die
syrischen Psalmen auf seine Kosten drucken liess. Von beiden schenkte er
mir ein Exemplar. E r hatte die Absicht, diese Druckerei zu sich bringen zu
lassen, und die Psalmen in kurdischer Sprache zu drucken, welche mehr von
den Jakobiten als die syrische und arabische verstanden wird. -— Sie haben
in Indien 3 Maträne; in Malabar sollen 60— 70,000 Jakobiten wohnen,
welche 60i#r-70 grosse Kirchen haben. Auf dem Dschebel Tür sollten 10
Jahre früher noch an 8000 Jakobiten gelebt haben, jetzt aber ihre Zahl bis
auf 3000 zusammengeschmolzen sein. Wahrscheinlich sind Viele zu dem
Katholieismus übergetreten, üeber die Kurden klagte der Patriarch sehr;
der Bruder von Jesdenschir Bey hatte nach Briefen, die er erhalten, am
Meisten gegen die Christen gewüthet, einen Maträn fast zu Tode gemartert,
und einen Priester in das Eeuer geworfen.
E r liess mich fragen, ob ich allein oder in Gemeinschaft mit ihm Thee
trinken wollte. Ich zog das Erstere vor, und ging darauf, zu ihm, um ihn
zu bitten, dass er mir die Bibliothek eröffnen lasse. E r gab die Erlaubniss
dazu; doch musste ich noch vorher bei ihm bleiben, um mit ihm zu frühstücken,
wobei ausser den Gerichten, die wir am Abend gehabt, noch Käse
und ein anderes kaltes Gericht aufgesetzt wurde. Dann schloss man mir im
untern Stock ein Zimmer auf, welches vorgeblich die ganze Bibliothek enthalten
sollte. In diesem waren hoch oben und unerreichbar 3 Reihen theils
gedruckter, theils handschriftlicher Bücher, im Ganzen etwa 60—70 Bände.
Unten hatte man vermuthlich für mich gegen 10 Bände zurecht gelegt,
unter denen die Londoner Polyglotte, Liturgien und andere weniger wichtige
Werke waren. Von Geschichtswerken wollte der Bibliothekar nichts
wissen. E r meinte, die Zeit meines Aufenthalts sei zu kurz, und es wäre
wohl möglich, dass bei den Matränen, die in und dicht bei dem Kloster wohnen,
noch etwas Interessantes zu finden sei. Zurückgekehrt zu dem Patriarchen
sagte ich ihm, dass ich nichts Merkwürdiges gefunden habe, und
fragte ihn, ob er wohl, wenn es für nöthig erachtet werden sollte, mir eine
Abschrift d e r . k a r s c h u n i s c b e n Chronik anfertigen lassen würde. Mr. Rassam
hatte ihm auf meine Bitten geschrieben, dass er die Kosten für etwaige Abschriften
für mich auslegen wolle. E r entgegnete mir, diess -erfordere vorher
eine Berathung der Maträne; dann besann er sich, und sagte, es wurde keine
Schwierigkeit haben, wenn ich dafür sorgen wolle, dass ein in Rom gedrucktes
Breviarium für sie in Berlin gedruckt werde; für diesen Fall wolle
er uns ein gutes Manuscript davon zusenden. Ich erwiderte ihm darauf,
dass ich darüber erst den Herrn Minister befragen müsse, dankte ihm für
seine Aufnahme, und empfahl mich ihm, nachdem ich noch vorher auf sein
dringendes Verlangen einige Zeilen an Mr. Rassam geschrieben hatte. Das
Einzige, was ich fand, war , ein kleines Gebetbuch in kurdischer Sprache,
aber mit syrischen Lettern für die nur das Kurdische verstehenden Jakobiten
von einem Maträn geschrieben, aber leider ohne beigefügte Uebersetzung.
Auf vieles Bitten erlangte ich es von einem alten Priester, dem ich dafür
12 Piaster gab.
Unzufrieden mit meiner geringen Ausbeute ritt ich kurz nach 10 Uhr
Morgens wieder fort. Es ging anfangs sehr steil den Berg hinunter, dann,
bei dem Dorfe Qal’at Marra, Vs Stunde davon, ebenso steil wieder hinauf
_ dort ist eine Art Qal’a (Festung), und oben eine schöne Quelle. Von da
führte uns unser Weg den Berg entlang, weiterhin einen höchst beschwerlichen
und gefährlichen Pfad steil hinunter, und dann wieder an einem Abhang
entlang, bis wir-bei Budrae vorbei auf den Weg gelangten, der von
Maredln nach Amüda führt. Die Richtung war fortwährend eine südwestliche.
Weiterhin kamen wir, nachdem wir uns mehr rechts gewendet hatten,
auf ebenso gefährlichem Wege zu dem ganz von Jakobiten bewohnten Dorfe
Güli (kurdisch) oder Ksor, welches in der Ebene unterhalb Maredin liegt.
Dieses hat 2 Kirchen, eine grosse dicht vor dem Dorfe, und eine andere
kleinere mehr rückwärts liegend. Sodann kamen wir nach Chorabilmeh,
und endlich nach KÖsar, eigentlich Kodsch hasär, wo meine beiden Reisegefährten
eben angelangt waren, und sich dicht neben der alten, schonen,
aber schon verfallenen Moschee gelagert hatten. Das Portal und der Mem-
bar dieser Moschee haben schöne architectonische Verzierungen; neben dem
Membar steht rechts eine Kanzel, und vor der Moschee ist ein 4eckiges
Minaret. Ueber dem Eingänge sind auch Basaltverzierungen angebracht.
Die Bewohner erzählten uns, dass bei dem Baue der Moschee die Leute von
dem wohl 1 Stunde entfernten Gebirge in ununterbrochener Reihe bis an