
Abd ul asis hindurch fliesse; der Cöcab ist ein einzeln stehender ausgebrannter
Vulcan. Beide scheinen in gleicher Linie mit dem Sindschar-
gebirge zu stehen.
Freitag, den 20. April, klärte sich endlich am Morgen das W etter wieder
auf, und um 10 Uhr nach dem Frühstück machten wir uns wieder auf
den Weg. Nach 1 Stunde kamen wir auf ein Terrain, wo Basalt üher Kalkstein
lag, nachdem wir schon einzelne Basaltsteine passirt hatten. Nach
il4 Stunde gelangten wir an einen Ort, wo früher ein Dorf gestanden hatte,
jetzt aber nur noch das Grab eines Wely zu sehen war. Unten floss ein
Bach, ebenfalls Girgd genannt. Wir ritten den gegenüber liegenden Hügel
hinauf stets üher Basalt und Kalkstein, daneben wuchs üppiges Gras mit
wilder Gerste und Hafer, viele Wicken, Kamillen u. s. w. Der Ort hiess
Atteda. Weiterhin sahen wir einen einzeln stehenden Baum, den zweiten,
den wir seit unserm Abmarsch von Kosar bemerkt hatten, ritten abermals
durch einen Bach, passirten gegen 3 Uhr den Basalthügel Teil Mesamir,
mit einem, wie es schien, ausgebrannten Krater, und gegen 4 Uhr den
Basalthügel Teil Atschän, auf welchem früher ein Dorf gestanden hatte.
Die Spitze des Hügels zeigte noch Ueberreste von einer wahrscheinlichen
Qal’ah. Nahe dahinter hielten wir dicht neben einem Bache, den unsere
Araber abermals Girgö nannten. Es war also diess entweder der einzige
Name, der ihnen bekannt war, oder in ihrem eignen Dialect eine Bezeichnung
für „Bach“ . Der liegen hatte an diesem Tage ziemlich nachgelassen,
es war abwechselnd kalt und schwül, und ferner Donner liess sich noch
einige Male hören. Auf dem Dschebel Afs regnete es stark, der Qaradseha
Tagh zeigte noch Schnee, der Dschebel ’Abd ul asis lag schon weit südöstlich
hinter uns.
Wir wollten Sonnabend den 21. sehr früh aufbrechen; aber unsere
Araber meinten, sie könnten nicht durch den Bach' kommen, der in der
Nacht bedeutend angeschwollen war. Wir liessen Einen von ihnen durchgehen,
und da wir fanden, dass das Wasser nicht viel über die Knie ging,
so beschlossen wir aufzubrechen. Erst 61/4 Uhr kamen wir fort, ritten nicht
ohne Mühe durch den Bach, indem die grossen Basaltstücke darin jeden
Augenblick den Sturz der Pferde und Kameele fürchten liessen, und dann
das andere steile Basaltufer hinan, worauf wir in eine Hochebene gelangten,
welche ebenfalls mit Basalt übersäet war, daneben aber üppigen Graswuchs
zeigte. Von oben sahen wir deutlich in einer Entfernung von etwa 2 Stunden
auf einem Hügel 4 steinerne Pfeiler, und nicht weit davon auf einem ändern
Hügel einen einzelnen Pfeiler, beides nördlich von uns — vielleicht die
Ruinen von Tela? Nach 3 Stunden kamen wir wieder an einen Bach, dessen
Ueberschreiten eben so beschwerlich war. Am ändern Ufer frühstückten
wir. Dieser Bach schien eine Art von geognostischer Gränzscheide zu bilden,
indem auf dem westlichen Ufer Basalt über Kalkstein lag, und der
letztere rechts viele Höhlen bildete, die wie künstlich gemachte aussahen.
Der Weg ging bergauf und bergab abwechselnd über Basalt und Kalkstein,
und brachte uns bei einer ändern, wahrscheinlich neuern Ruine vorbei, wo
wir mehrere Cysternen und einen runden, brückenähnlichen Ueberbau, auf
dem anliegenden Hügel aber noch Ruinen von Gebäuden bemerkten. Diese
.nannten uns die Araber Qasr Ejub. Von diesem Ejub sagte uns der allein
Unterrichtete unter ihnen, dass er Maredin, Diarbekir, Orfa und Suverek
unter seiner Botmässigkeit gehabt habe, und ein Sohn von Tamar baschi (?)
gewesen sei. 4— 5 Stunden später ritten wir einen steilen Berg hinan, auf
dessen Spitze die ganz verwitterten Ruinen einer ehemaligen Festung lagen,
nur ein Stück von einer Mauer aus Quadersteinen steht noch. Ein in lebendigen
Felsen gehauener Weg, dessen Sohle natürliche Kalkstemplatten
bilden, führt ziemlich steil hinab, so dass ich abstieg, und mein Pferd hinunter
führte. Diess wird Boghäs Damian*) genannt. Hier soll der genannte
Fürst residirt, und Zoll von jedem Vorübergehenden genommen haben. Von
da an ritten wir zwischen den kahlen Kalksteinfelsen der Basalt hatte
uns seit Qasr Ejub verlassen — einen beschwerlichen Weg hindurch, und
gelangten nach einem fast 12stündigeU Ritt auf einen mit ganz verwitterten
Quadersteinen umgebenen Platz, wo wir endlich Halt machten. Dicht neben
uns war ein Teich, wahrscheinlich von Regenwasser gebildet, und links von
demselben in den Fels gehauen ein längliches mit zugehauenen Steinen
überdecktes Wasserbassin. Links und rechts erhoben sich von diesem Pla*)
Boghäs „Schlund“ nennt man diese Pa ssag e , weil die F elsen au beiden
Seiten Überragen, und D an d an soll ein Onomatopoeticon sein, hergenommen von dem
Dröhnen des Hufschlags der Pfe rde auf den Ste in p la tten . — Nicht weit davon sahen wir
links au f d e r Spitze eines Be rg e s unbedeutende Kuinen, und von D an d an aus ko n n ten w ir
deutlich das Mina ret und die F estungswerke von C h a rran (dem G eburtsorte Abrah am ’*)
bemerken, welches j e tz t eine unbedeutende Qassäba, und n u r 4 Stunden von dort en tfe rn t
ist. — Noch bemerke ich, dass mir in Orfa v e rsich e rt wurde, in Boghäs D andan finde
sich ein Stein m it a ltsy risc h e r und g riechischer In sch rift. L eider h a tte ich ihn bei dem
Vorü b e rre iten nicht bemerkt.