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Sonst ist Ispahan und Dschulfa sehr gesund und fruchtbar. Einmal kam
ein Bettler zu uns, der 110 Jah r alt, und noch ziemlich kräftig, aber halb
erblindet war. Die Umgegend ist ihrer Fruchtbarkeit und des guten Obstes
wegen berühmt. Es giebt hier Wein, Aepfel, grosse, grüne, sehr saftige
und wohlschmeckende Birnen, gelbe Pflaumen, Alu sert yJi genannt,
welche, wenn man warmes Wasser dazu trinkt, ein gutes Mittel gegen Verstopfung
sein sollen, 2 Sorten Aprikosen, Scheftälu und Dschelil oder Schelil,
die letztere, gelb mit rothen Flecken, war erst seit 8—9 Jahren aus Mesch-
hed dahin verpflanzt worden, und soll vom Morgen bis Abend genossen sein-
gesund, ja sogar ein Präservativ gegen alle Krankheiten sein*); ferner
sehr saftreiche Pfirsichen von ausserordentlicher Grösse, Hulu genannt,
aber keine Wassermelonen; dagegen haben sie 6 verschiedene Arten von
ändern Melonen: zuerst kommt Germek, dann Tälabi, ferner Huseini,
hernach Suski, dann Gulabi, und endlich Latif, welche den ganzen Winter
über bleibt; nur von dieser letzten Sorte konnte ich keine Samenkörner
bekommen. Ausser Waizen und Gerste, Baumwolle mit Bicinus,
wird auch hier Safran erbaut, und Mohn. Man kennt in Ispahan 2 Arten
von Theriak oder Opium, den die Muhammedaner in den Tabak mischen,
und mit demselben rauchen, die eine heisst Cheschchasch (diess
ist der Name des Mohns), und wird hier vielfach bereitet; man braucht es
auch gegen Zahnschmerzen, indem man die Backe auswendig damit bestreicht,
und gegen Kopfschmerzen durch Bestreichung der Stime; die andere
Art heisst Benk, ¿JUo, und wird nur zuweilen, wie man sagt, von
Derwischen aus Indien gebracht. Diess ist wahrscheinlich der in Syrien
und Arabistan bekannte Haschisch, welcher aus dem Samen der Cannabis
Indica bereitet wird; der beste soll, wie man mir in Damascus versicherte,
aus Bochära kommen. Auch Sesam wird hier viel gebaut, die Körner, wie
in Konstantinopel, auf das Brod gebacken, und das aus demselben gepresste
Oel zur Zeit der Fasten bei den Armeniern andere Christen giebt es mit
alleiniger Ausnahme der Nestorianer in dem äussersten Nordwesten, in ganz
Persien nicht — zur Bereitung der Speisen, sonst aber zum Brennen gebraucht.
Kartoffeln waren erst seit etwa 15 Jahren bekannt, und eingeführt,
wie in dem Libanon, so wahrscheinlich auch in Persien (die ersten glück-
*) In Damascus g ilt d e r Genuss von Aprikosen und gewöhnlichen Melonen für
sc h ä d lic h , u n d namen tlich so ll d e rse lb e F ie b e r und D y s en te rien erzeugen.
liehen Versuche hat der Engländer Malcolm gemacht), durch die amerikam -
sehen Missionare. Sie werden auch hier nur von Christen, d. h. Armeniern
angebaut, und genossen. Als Zierpflanze in den Gärten findet sich auch
hier die wohlriechende Blume, eine Convolvulacee, wie es scheint, welche
in Damascus Scheb Sarif, hier aber Sambür genannt wird, am Tage sich
schliesst, und nur in der Nacht geöffnet ist. H Die der Kornblume ähnliche
blaue Blume heisst hier Guli kasni; aus ihr wird ein Arak bereitet, welcher
als Medizin gebraucht wird. — Eine der ersten Erkundigungen, welche ich
einzog, war die über das Insectenpulver, dessen Pflanze, wie-mir ein Ispa-
häner in Süq esch Schiuch gesagt hatte, dort zu finden sei. Von dem Pulver
wusste inan dort nichts;, dagegen hat man allerdings dort eine Pflanze,
die ein treffliches Mittel gegen alle Insecten sein soll. Sie wächst wild, und
w i r d nicht verkauft; Jeder sucht sie sich selbst auf, und, wenn ich nicht
irre, so habe ich sie fast überall in Persien, namentlich auf dem Wege zwischen
Bushihr und Schiràs gesehen. Man legt sie ganz einfach auf Teppiche,
Matratzen und Betten, und vertreibt durch ihren Geruch alles Ungeziefer.
Ich liess mir durch meinen armenischen Diener einige Exemplare
besorgen, und sah, dass die gelbe Blume derselben unserer Schafgarbe ähnlich
ist. Wenn man sie in das Wasser setzt, so lebt sie wieder auf, und der
Geruch 'soll dann stärker werden. In-der Blüthe sollen schwarze Samenkörner
sein, die ich aber, vermuthlich, weil es noch zu früh war, nicht bekommen
konnte. Diese Pflanze nennen die Perser Bimaderun,
diè Armenier jKmgJVÌ.u,^ Batzmenak. • - Malve, welche hier, wie überall
wild wächst, nennt man üsehenbelit oder auch Tachtkur, Hahnenkamm
Sülfe arüs, und jedes Kraut, was die Araber Haschisch nennen,
wird in Ispahan Alef genannt.
■ In Ispahän kennt man nur 3 Jahreszeiten: 1) den Frühling,
Behàr, welcher 51/2 Monat dauert, von Nu rüs, Neujahr an, welches nach
altpersischer Sitte auf Frühlings-Anfang fällt, bis Ende August, also so
ziemlich Frühling und Sommer umfasst, 2) den H e r b s t B a j i s , 31/2 Monat,
von Anfang September bis Mitte December, und 3) den Winter,
(Semestün), von Mitte December bis Neujahr (d. i. 21. März), also
circa 3 Monate. Der Winter ist ziemlich hart in der Umgegend, es fällt viel
Schnee, welcher bis gegen Neujahr (März) gewöhnlich liegen bleibt, und
das Wasser gefriert oft fingerdick zu Eis. Da man auch hier natürlich keine
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