
armenischen Kalender für den Februar die „Fische“ bezeichnet fand. Daneben
aber haben sie auch die syrischen Namen, und nannten denselben Monat auch
„Ab“. Jeder dieser Monate hat 30 Tage, also zusammen 360, zu denen noch
5 Ergänzungstage, Epagomenen, kommen, welche nicht mit gerechnet, und
zwischen der Jungfrau (oderElul) und der Waage (oder Tischrin), also zwischen
dem 6. und 7. Monat, eingesehoben werden. Da das Neujahr der Mandäer aber
auf den Anfang des Wassermanns, oder des Sehabat, fällt, so kommen diese
Ergänzungstage zwischen deu 8. und 9. Monat, was mit den Persern vollkommen
iibereiustimmt. Interessant ist es zu bemerken, dass Krun, der Oberste der Teufel
und Beherrscher der ganzen Unterwelt, 365 Diener hat, und dass Ur, welcher
von Hibil Siva von derselben ausgeschlossen wurde, der 366. ist. Sollte diess
auf einen spätem (denn Ur ist der letztgeborene) vergeblichen Versuch, die
Schaltjahre einzuführen, hindeuten? Bemerkenswerth ist aber auch, dass die
Zahl der Welten auf 365,000, und die verschiedenen Namen des Pira rabba, der
grossen Frucht, auf 365 angegeben wird. Denn Schaltjahre kennen die Mandäer
nicht. Dadurch müssen aber ihre Monate bedeutend verrückt werden, und ich
sollte meinen, dass aus der Vergleichung derselben mit den gleichlautenden
syrischen, oder aus Vergleichung der Sternbilder mit der heutigen Stellung derselben.
die Zeit ihres Ursprungs oder doch die der Bildung ihres Kalenders sich
ergeben müsste. Einen Fingerzeig dafür könnte anch die Bestimmung ihrer
Jahreszeiten geben. Es fiel nämlich in dem Jahre 1854 der Anfang des Sommers
auf den 23. Februar, der des Herbstes auf den 28. Mai, der des Winters auf den
26. August, und Frühlingsanfang auf den 24. November. Berechnet man nun die
Tage, die bis zu dem wirklichen Beginn der respeetiven Jahreszeiten fehlen,
und multiplicirt deren Zahl, da alle 4 Jahre 1 Tag zurückgeht, mit 4, so erhält
man als Ausgangspunct freilich ein sehr spätes Datum, welches uns in den Anfang
des 14. Jahrhunderts zurückführen würde, eine für die Entstehung dieser
Secte gewiss viel zu späte Zeit. Vielleicht, dass damals eine Reform ihres Kalenders
stattfand; oder sollten sie sich erst um diese Zeit von den Manichäern
oder Paulicianern als besondere Religionspartei getrennt haben? Diess Letztere
ist mir darum nicht wahrscheinlich, weil dann sich irgendwo eine Andeütung
davon in ihren Schriften finden, und in dem „grossen Buche“ die Geschichte
weiter als bis auf das 9. Jahrhundert, wovon einige Spuren, angeblich prophetisch
bezeichnet worden wäre.
Ans ihrer Feier des Sonntags und aus der Bestimmung, dass der Donnerstag
dem Hibil Siva geweiht sein soll, ergiebt sich, dass sie die jüdisch-christliche
M oeheneintheilung haben, welche die Perser nicht kannten; die Namen der
YV oclientage stimmen mit denen der Syrer überein.
Sie feiern alljährlich 4 grosse Feste, wie ich oben erwähnt habe. Das erste
Fest heisst Newrus rabba „der grosse Neujahrstag“ . Die Feier desselben dauert
7 Tage, an denen sie nicht arbeiten, sondern sich auf alle Weise, namentlich
durch Essen und Trinken belustigen. Der erste Tag aber ist der eigentliche
Festtag. Er ist das grosse Fest des Pira rabba und des Mana rabba, welches
von der ganzen Lichtwelt mit gefeiert wird, daher an demselben das Thor des
Abathur verschlossen ist, und die Rucha sich alle Welt mit allen Jordanen, die
gleichfalls von Eugeln beherrscht werden, aneignet. Denn alle Engel steigen
da zu der Lichtwelt hinauf. Desshalb dürfen die Mandäer an diesem Tage nicht
aus dem Hause, und namentlich nicht an das Wasser gehen, um nicht in die
Gewalt der Rucha zu fallen, und darum haben sie auch an demselben keinen
Öffentlichen Gottesdienst, da ihr Gotteshaus wegen der Taufe stets an fliessendem
Wasser liegen muss. Dieses Fest fällt auf den 1. Tag des ..Wassermanns“ oder
des Tabet, mit welchem der Anfang des Winters beginnt- Es fällt also ungefähr
zusammen mitunserm Weihnachtsfeste, und könnte wohl ursprünglich das Fest
der Geburt Jesu bezeichnet, haben. Den Grund der folgenden Feste wissen sie
selbst nicht anzngeben. Das 2. Fest, heisst Tirma, ein Wort, dessen Bedeutung
unklar ist. Dieses findet am 18. des „Stieres“ oder des Ajar, also 108 Tage nach
jenem Statt, nnd fallt gewissennassen in die Zeit unseres Osterfestes. 132 Tage
später, also ungefähr zu Ende des August, zwischen der „Jungfrau“ und der
„Wage“ oder des Elul und Tischrin, ist das 5tägige Tauffest, dessen Tage
nicht unter den Monatstagen gezählt werden, und die Epagomenen bilden. Es
heisst Parvanajja. Das 4. Fest endlich fallt auf den 1. Tag des „Schützen“ oder
des Kanun, 60 Tage nach dem grossen Tauffeste, und 60 Tage vor Neujahr.
Diese beiden letzten Feste sind vielleicht, obgleich die Mandäer es läugnen,
Johannes dem Täufer geweiht.
Nur dem Einen dieser Feste, dem grossen Tauffeste, hatte ich Gelegenheit
beizuwohnen. An jedem dieser Tage bereitet und geniesst- zuvörderst der Priester
in dem Tempel, ungesehen von den Laien, welche in dem Vorhofe stehen,
unter bestimmten Gebeten, wie an jedem Sonntage, das heilige Brod und den
heiligen Wein, und bereitet an denselben noch für die Gemeinde besonderes
heiliges Brod in kleinen runden Stücken. Der 1. dieser Festtage ist gleichsam
der Tag der Vorbereitung. An diesem Tage gebt der Priester von Haus zu
Haus, um die Lämmer für das Fest zu schlachten. Diese werden zuerst im
Flusse geschwemmt und dafür geweiht, und dann auf Palmenblätter, die ebenfalls
im Flusswasser gereinigt und geweiht sind, gelegt. Unter einer bestimmten
Gebetformel -schneidet dann der Priester den Hals des Lammes durch. Nachdem
diess beendigt war. taufte er seinen kleinen, dreijährigen Sohn, und weihte
durch 3maliges Untertauchen hinter nnd vor sich die Gelasse und Geschirre
seines Hauses, welche eigentlich an diesem Feste sämmtlich neu sein, oder doch
von ihm von Neuem geweiht, werden müssen. Als diess Alles vollendet war,
schlachtete er für sein eigenes Haus ein Lamm vor dem Tempel, nnd alle Lämmer
— andere 4füssige Thiere dürfen sie nicht essen;— so wie alles Geflügel
für sein Hans muss er selbst vor dem Tempel schlachten und zurecht machen,
da er nichts, was andere Hände bereitet haben, essen darf. Zu dem Ende wurden
Palmeuzweige gebracht, von deren Blättern er einige abpflfickte. um einen
Strick daraus flechten zu lassen. Dann zog er an der Südseite des Tempels
2 Furchen nach dem Wasser zu, und zwar von der Südwestecke bis zu dem
Eingänge des Tempels. Diesen so eingeschlossenen Raum besprengte nun der
Priester, selbst im Wasser stehend, unter Gebeten vielmal mit Wasser. Dann
warf der Diener die gebundenen Palmenzweige in das Wasser, welche der Priester
ebenfalls betend 3 Mal besprengte, und alsdann in den eingeschlossenen
Raum hinbreitete. Hierauf wurde das Lamm von dem Diener in das Wasser
(den Fluss) geworfen, von dem Priester gleichfalls unter Gebet besprengt herausgehoben,
auf die Palmenzweige gelegt, und auf gleiche Weise, wie die
ändern Lämmer, geschlachtet. Sodann wusch er das Messer und die mit Blut
bespritzten Stellen seiner Kleider, stillte das Blut mit einer glühenden Kohle,
schnitt die Füsse auf, und blies hinein, die Haut von dem Fleische zu trennen,
schnitt den Kopf ab, wusch ihn, nnd weidete dann das Lamm ans.
Die 4 folgenden Tage waren lediglich für die Taufe bestimmt, indem jeder
Mandäer wenigstens Einmal an diesen Tagen — eigentlich an jedem derselben,
wie an jedem Sonntage — sich taufen lassen muss. Der Priester kann eine belie