
192 lîa k sc h i Redscheb. Nakschi Rustem.
Da die Ebene sumpfig war, so betteten wir uns auf dem Plateau unmittelbar
vor dem durch die Ungeheuer bewachten Eingang.
Mittwoch, den 12. Juli, ritten wir nach dem nur 1 Farsach entfernten
Nakschi Bustem, erst in nördlicher Eichtung, dann wendeten wir uns rechts,,
immer den Felsen entlang, und kamen nach etwa 3/4 Stunde nach Nakschi
Eedscheb. Hier sieht man rechts einige Schritt von dem Wege ah in den
Felsen gehauen 3 Tableaux, von denen das eine in der Mitte, 2 andere zu
beiden Seiten. Auf dem zur Linken an der Ostseite sieht man einen Eeiter,
und hinter demselben 9 Personen zu Fusse. Der Kopf des Eeiters wie des
Pferdes sind sehr verstümmelt. Vor dem Pferde ist eine Pehlewi-Inschrift,
und ebenso auf der Brust des Pferdes, unter welcher auch die griechische
Uebersetzung steht. Aus derselben geht hervor, dass diess Denkmal von
Artasches (Artaxerxes) I., dem Gründer der Dynastie der Sasaniden, her-
riihren soll; jedoch ist die Schrift nicht so tief gemeisselt als die andere, und
scheint spätem Ursprungs zu sein. An der Mittelwand sind 2 Männer,
welche einen Eing halten, zwischen ihnen 2 Kinder, der Eine (König) links
hat die Kugel auf dem Kopf, hinter ihm stehen 2 Männer, von denen der
Eine einen Wedel hält. Die Wand zur Eechten, an der Westseite, welche
am meisten gelitten hat, zeigt 2 Männer zu Pferde, die ebenfalls einen E ing
halten. — Kurz hinter dieser Stelle gingen wir von dem Wege ab, um einen
bedeutenden Umweg zu ersparen. Wir ritten an Eeisfeldern hin, wo das
Durchreiten beschwerlich und gefährlich war, mussten, da kein Weg war,
oft in der Irre umher reiten, öfter absteigen, uns theilweise über das Wasser
tragen lassen, und gelangten endlich nach Stunde nach Nakschi Eustem.
Hier sieht man nichts als Gräber, welche hoch oben in der Mitte des senkrecht
abgehauenen, 150 Fuss hohen Felsen eingehauen sind. Dem Aeussern
nach sind sie ganz wie die von Tachti Dschemschid mit derselben *Façade,
nur dass hier die Löwenreihe fehlt. Um zu ihnen zu gelangen, muss man
sich an Seilen hinaufziehen lassen, was wir unterliessen, Manekdschi, der
Parse, unser Beisegefahrte, jedoch that, weil, wie er uns sagte, seine Glaubensgenossen
darüber nicht im Klaren wären, wie ihre Vorfahren die Todten
begraben haben. Diese Gräber sollen sämmtlich geöffnet sein. Zuerst sieht
man ein Grabmal an- der südlichen Seitenwand des Felsen mit der Façade
nach Norden gerichtet, während alle ändern an der Ostwand stehen, und
ihre Façade nach Westen geht. Dann sieht man an der grossen westlichen
Wand zuerst einen glatt gemeisselten grossen Stein mit einer arabischen
Nakschi Eustem. 193
Inschrift, die ich leider nicht lesen konnte, da sie zu hoch war. Weiterhin
unten ist ein grosses Belief, 2 L e ite r darstellend, welche einen Eing halten,
wie bei Nakschi Eedscheb, zwischen beiden ein Knabe stehend; hinter dem
Einen steht ein Mann mit phrygiseher Mütze. Hierauf kommt wieder ein
Grab in der Mitte des Felsen, darunter ein Perser zu Pferde, welcher einen
reitenden Eömer mit der Lanze durchbohrt. Dieselbe Darstellung zeigt sich
zweimal hinter einander. Hierauf sieht man 2 Ellen von dem Fussboden
den Perserkönig zu Pferde, , und hinter demselben eine vielfach durchbrochene
lange Pehlewi-Inschrift. Der König hat auf dem Helm die Weltkugel,
ein Mann hält vorn das Pferd, davor ein Anderer mit dem linken Fuss halb
knieend und in bittender Stellung. Dann folgen wieder zwei Gräber; unter
dem letztem ein Eömer mit der Lanze durchbohrt wie oben. Weiterhin nach
Norden sieht man oben auf dem hier niedrigen Felsen eine einzeln stehende
Säule ohne Kapital, unter-derselben in den Felsen gehauen abermals 2 Könige,
von denen der eine, der persische, die Kugel auf dem Kopf hat, einen
Eing haltend. Hinter dem Perserkönig steht ein Mann mit einem Stab, oder
vielmehr Fliegenwedel. Hinter dem Eömerkönig ist wieder ein Tableau, in
dessen Mitte ein König mit der Kugel auf dem Haupte, rechts und links je
3 Brustbilder, d. h. Männer hinter einer Brustwehr, rechts dahinter auf
Polstern, ihn ansehend; darunter eine Tafel, • auf welcher aber nichts steht;
vielleicht sollte dahin eine Inschrift kommen; eine solche in Pehlewi sieht
man auf den beiden Pferden, jedoch scheint sie erst später eingegraben
zu sein.
Endlich erblickt man weiterhin nach Norden, etwa 100 Schritt, rechts
vom Wege dicht neben einander auf einer kleinen Anhöhe 2 wahrscheinliche
Feueraltäre mit 5 Erhöhungen (Spitzen, Hörnem) an jeder Seite, und
an den Seiten kleine Einbiegungen wie Nischen; sie sind höher als breit,
und haben Mannshöhe. Oben in der Mitte haben sie ein 4 eckiges nicht tief
gehendes Loch.
Dem letzten Grabmal gegenüber und dicht am Wege, auf der linken
Seite, wenn man von Tachti Dschemschid kommt, liegt ein eigenthümliches
Gebäude, von dicken Quadersteinen aufgeführt, aber ohne alle Sculptur. Es
fiat 4-Ii<;5 Ellen von dem Fussboden ein offenes Gemach, das einzige des
ganzen Gebäudes, welches etwa 10 Schritt in Quadrat hat, dick und fest,
und ziemlich hoch ist.
Den folgenden Tag, Donnerstag den 13., reisten wir von Tachti
P e t e r m a n n , Reise im Orient. II. 13