
•Sprache gedruckt. Auch eine Uebersetzung des Avesta in Guzerati soll,
wiewohl nur in wenigen Exemplaren, gedruckt sein.
Diese auffallende Verzögerung unserer Abreise hatte zur Folge, dass
wir doch noch genöthigt waren, dem Prinzen unsere Aufwartung zu machen.
E r sandte abermals zu uns, und bestellte uns auf Mittwoch Nachmittag zu
sich. Dieser Prinz, Thamasp Mirza, war der älteste Enkel von Feth Aly
Schah, welcher so viele Kinder hinterlassen haben soll, als Tage im Jahre
sind. Man sagte uns, dass Viele derselben, oder doch Nachkommen von
ihm in Schiräs leben, deren Jeder nur 200 Tomäne (Dueaten) jährliche E inkünfte
habe, während das Einkommen von Thamasp Mirza, dem Gouverneur.
auf 60,000 Tomäne geschätzt wurde. Mirza Aly*-) (Dr. Kosenzweig)
bot sich uns als Begleiter und Dolmetscher an, was wir nicht gut abschlagen
konnten. E r kam schon vor Mittag zu uns, aber erst gegen 5 Uhr Nachmittag
kamen 5 Diener des Prinzen, uns abzuholen. Wir nahmen ausserdem
noch einen Diener des Chän’s mit. Vor dem ersten Thore des Palastes standen
Viele, die uns bei dem Eingang begrüssten. In dem grossen Hofraum
war eine Compagnie Soldaten aufgestellt, welche unter Trommelschlag uns
salutirten. Ein Gleiches thaten die Wachposten unter dem zweiten Portal,
und die unsern Schweizer Thürhütem ähnlichen Polizeisoldaten mit langen
Stöcken und silbernen Knöpfen daran. Durch dieses gelangten wir in den
Garten oder Park, dessen Gänge gepflastert waren, an Beeten entlang mit
Bäumen (Platanen, Orangerie n. s. w.), mit Kosenhecken und ändern Blumen
bepflanzt, unter denen ich besonders die schon in Damascus mir vorgekommene,
gelb und roth blühende, Scheb Sarif „der schöne Jüngling“ genannte,
bemerkte, welche am Tage sich schliesst, nur in der Nacht blüht, und einen
sehr lieblichen Geruch verbreitet. Wir gingen erst den Mittelweg, und bogen
dann rechts ein, wo die zahlreiche Dienerschaft in 2 Keihen aufgestellt war,
und uns begrüsste. Dieser Gang endete bei dem grossen Gebäude, in welchem
etwa 6 Stufen von dem Boden das grosse Selämlik, der Audienzsaal
mit kleinem Flur vor demselben war. Der Prinz sass mit dem Gesichte nach
dem Gang zu gewendet, und musste zweimal begrüsst werden, bevor man
die Stufen hinaufging. Oben angekommen, mussten wir unsere Stiefeln aus-
) Ich bemerke h ie rb e i, dass d e r T ite l Mirza königlichen P rin z en , wie S chreibern
und Gekehrten zokommt. jed o ch m it dem Unte rsch ied e , da ss e r b e i den Letzten» dem
Namen vor. bei den P rin z en a b e r dem Namen n a chgesetzt wird.
ziehen, und gingen dann hinein. E r sass dem Eingang gegenüber auf einem
grossen Lehnsessel, mit weissem Kaftan angethan, die hohe schwarze persische
Mütze auf dem Kopfe. Der Audienzsaal, ein grosses Parallelogramm,
sehr hoch, nach dem Garten zu offen, mit 2 dicken achteckigen Säulen, war
an den Seiten ganz mit Glasscheiben ausgelegt, auch die Säulen, die Decke
bunt gemalt, der Fussboden mit kostbaren Teppichen bedeckt, von denen
jedoch nur der mittelste sichtbar war, auf den Seiten herum waren leichte
weisse Decken, meist mit hellblauen Streifen, darüber gebreitet. Dem Saale
gegenüber im Garten war eine Keihe Soldaten aufgestellt. E r hatte in genügender
Entfernung links von seinem Platze nahe der Thüre 2 Lehnsessel
für uns hinsetzen lassen; der Dragoman stand ausserhalb an der Thüre. Er
empfing uns sehr freundlich, hiess uns niedersetzen, fragte uns nach unsem
Geschäften, wie lange wir in dem Orient seien, ob es uns gefalle, ob wir
schon viel gesehen, ob wir keine Unannehmlichkeiten auf der Keise gehabt
haben, ob wir nichts von ihm wünschten? u. s. w., er meinte, dass wir nach
Kermän gehen müssten, und versicherte zuletzt, dass er Alles, was wir nur von
ihm begehrten, für uns thun wolle. Wir beantworteten seine Fragen, bedauerten,
dass unsere Zeit es nicht verstatte, Kermän zu besuchen, dankten ihm für
seine Gnade, und baten nur um ein Bujuruldü von ihm, was er auch sogleich
versprach. Auf seinen Wunsch, dass wir ihn nochmals vor unserer Abreise
besuchen möchten, entgegneten wir dankend, dass wir schon nach 1 bis
2 Tagen abzureisen gedächten, und daher nicht wohl im Stande sein würden,
seinem Verlangen zu genügen. E r erwiderte: ein so kurzer Aufenthalt
sei schwerlich genügend, um alle Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu
nehmen: wir sagten dagegen, dass wir Erle hätten, wesshalb er sogleich den
Befehl zur Ausfertigung eines Bujuruldü gab, und bestimmte, was uns unangenehm
war, dass ein Mehmandär zu unserer Sicherheit und Bequemlichkeit
uns begleiten solle. Mit diesem Titel bezeichnet man vornehme Beamte des
Hofes, welche den Gesandten und ändern hochgestellten Personen auf der
Keise mitgegeben werden, um für alle ihre Bedürfnisse Sorge zu trag en Sie
sind ein Schrecken der Bevölkerung, weil sie unentgeltlich an allen Orten,
wohin sie kommen, und mit Gewalt von den Einwohnern mehr erpressen,
als die Reisenden bedürfen, die sie dann mit bedeutenden, eine so geringe
Kasse, als uns zu Gebote stand, weit übersteigenden Geschenken entlassen,
und den herbe ¡geschafften Proviant der Keise wohl zehnfach ersetzen müssen.
Aus diesem Grunde kam uns natürlich das Anerbieten nicht erwünscht.