
belegt, ein tiefer, tbeilweise mit Wasser angefüllter Graben trennt sie von
der Stadt. Dicht unter ihr, und zwar an der Vorderseite, ist das Serai des
jetzigen Pascha. Früher hatten die Pascha’s ihre Residenz auf einem einzelnen
ausserhalb der Stadt an der Nordseite gelegenen Hügel, Scheich Abu
Bekir genannt, nicht weit von der jetzigen Kaserne, die auf einem ändern
Hügel gegenüber liegt. In der Festung ist an der Nordseite ein tiefer Brunnen,
welcher bis unter die Stadt reichen soll, und treffliches Wasser hat, das
mit einem Pferde heraufgezogen wird. Man zeigte uns in der Festung auch
den Eingang zu einem langen mit Quadersteinen belegten und gewölbten
unterirdischen Gang, welcher von Osten nach Westen geht, dann nach
Süden sich wendet, und in einen grossen Platz, in dessen Mitte ein Brunnen •
sein soll, sich endet. Unser Führer behauptete, es sei eine ehemalige Kirche
gewesen; und dann wurde uns noch der Eingang zu einer besondern
Wohnung gezeigt, welche für Ibrahim (?), den Oberbefehlshaber bei Melik
et Taher, ursprünglich bestimmt gewesen sein soll. Hier und da fanden wir
tigerähnliche Figuren in Basalt gehauen, welche aus der Mauer hervorragten.
Ibrahim Pascha hatte ganz oben an der Nordseite eine Windmühle
anbringen lassen, und an dem obern Eingang der Festung war ein Blitzab- -
leiter, welcher wahrscheinlich von Demselben herrührte. Die Thore waren
von starkem Holz mit Eisenblech überzogen. Die ganze Oberfläche der
Festung war mit einer 4 blätterigen gelben Blume Said kelbi „Hundsjagd“
bedeckt, deren Blätter den Geruch von Kalbsbraten hatten. An der Mauer
sahen wir eine andere gelbe Blume, deren Blätter auf die Stirn gelegt, ein
probates Mittel gegen Kopfweh sein sollen; auch sahen wir oben einen Hahn
und 2 Hühner, welche auf dem Kopfe runde Büschel hatten, und deren Gesicht
eulenförmig war. Col. Brett kaufte sie für 1/2 Sovereign.
Oestlich und südöstlich von der Stadt sind viele Olivengärten an den
sie umgebenden Hügeln. An einem Thore fand ich eine altgriechische
Inschrift. 52)
Wir besuchten auch den amerikanischen Missionar Mr. Forth, der uns
zu Mittag einlud. Bei ihm fanden wir Mr. Schneider, welcher nur zum Besuch
dort war, und in Aintab stationirt ist. E r erzählte mir, dass zu dem
(amerikanischen) Missionar in Arabgir ein Kurdenscheich gekommen war,
und ihm gesagt hatte, er sei mit seinem Stamme nicht Moslem, sondern von
seiner Religion, Christ. E r bat sich eine Bibel von ihm aus, und sagte ihm,
dass sie denselben Glauben haben, die Communion auf dieselbe Weise feiern,
wie sie, und Keinen zulassen, von dem sie nicht überzeugt sind, dass er gläubig,
fromm und gut sei. Auch die Kurden von dem Stamme . Daunajir, dei
zwischen Bire (Biredschik wird gewöhnlich so genannt) und Orfa lebt, waren
zu den Protestanten in Biredschik gekommen, hatten sich Bibeln ausgebeten,
und den Wunsch ausgesprochen, dass ein Missionar im Winter, wo sie Alle
vereinigt seien, zu ihnen komme.
Den 5. Mai machten wir einen Spaziergang nach dem Dschebel
A’dhäm „Knochenberg“, nahe dem Berg Scheich Abu Bekir, wo früher die
Pascha’s residirten. Die obere Lage dieses Berges, etwa 5 6 Iu s s dick,
besteht ganz aus Kalkerde und Steinen mit Muscheln und Korallen darin,
darunter ist Kalkstein. Diess zieht sich an der Nord- und Nordostseite von
Hdleb eine ziemliche Strecke hin. Auf dem nördlichen Theil davon ist ein
muhammedanischer Begräbnissplatz, an dessen Ecke das in Quadrat ummauerte,
mit einer Thür versehene Grab des Generals Bern ist. Weiterhin
ist eine kleine Strecke Kreidefelsen. Mr. Forth begleitete uns. E r sagte
uns, dass die tanzenden Derwische bei Weitem nicht so fanatisch seien, als
die ändern Muhammedaner. Einer von ihnen hatte sich eine Schrift über
die, Göttlichkeit des heiligen Geistes von ihm geliehen, und, nachdem er sie
gelesen, geäussert, dass er noch nie ein so schönes Buch gesehen habe. Er
hatte mehrere Touren in der Umgegend gemacht, und die Ruinen des alten
Apamea zwischen Antakia und Ladakia gesehen, welche_ jetzt s«o<X«
,ri 1(5 | II Medinat el madjak, genannt werden. Um Antäkia herum sollen
viele Spuren alter Städte zu finden sein.
Ich kaufte hier eine arabische Geschichte von Hdleb für lAS1^ Piaster;
eine kleine arabische Bibliothek wurde mir angeboten, doch schien mir der
Preis zu hoch, und die Bücher für uns von geringem Werth zu sein. Ausser-
dem kaufte ich auch eine Anzahl Kupfermünzen, und sah bei einem böhmischen
Glashändler eine ansehnliche Sammlung römischer und griechischer
Silbermünzen, welche dieser sehr billig, wie er sagte, verkaufen wollte; abei
theils reichte meine Baarschaft nicht zu, theils wollte ich eine so bedeutende
Auslage nicht wagen, da ich den mir von Seiten der königlichen Museen
bewilligten Kredit schon weit überschritten hatte. Ich kaufte auch noch
einige Wurzeln, die Hdleb eigenthümlich sein sollen, unter denen mir be„-
sonders eine merkwürdig schien, Machde Stk-S? genannt (ein Convolvulus),
welche die Eigentliümlichkeit haben soll, dass, wenn man sie getrocknet in
Wasser legt, und dann mit diesem Wasser die Pflanzen begiesst, alle Regen