
Cyrillus V., Enkel des Patriarchen Macarius III.*), war Priester "in Damas-
cus. Man wählte und ordinirte ihn wegen seiner vortrefflichen Eigenschaften,
und erwirkte ihm auch das Berät von der hohen Pforte. Allein ein Theil der
Damascener und Halebenser war mit dieser Ernennung nicht zufrieden, und
wählte Neophytus Schameh, welcher lange Zeit stellvertretender Maträn des
voiigen Patiiarchen gewesen war. Dieser ging darauf nach Konstantinopel, wo
er mit dem Berät zugleich den Fermän zur Absetzung des Cyrillus von der Regierung
erlangte. Er kam damit nach Damascus, setzte sich in Besitz des Patriarchats,
starb aber schon nach 3 Jahren, 1675 n. Chr. in Ladakia. Nach seinem
Tode trat Cyrillus wieder in seine Würde ein, und blieb 11 Jahre lang
unangefochten im Besitz derselben. Er neigte sich zur Vereinigung mit der
römischen Kirche mit Vielen seiner Bischöfe, welche dem Papste ein Glaubens-
bekenntniss vorlegten. Der Vornehmste unter Diesen war Euthymius es Seifi,
der Damascener, der berühmte Eiferer für die Ausbreitung der katholischen
Lehre^ Verfasser des Buches „der glänzende Beweis“, Oberhaupt der Bischöfe
von Sür und Saida, und Erbauer des berühmten Klosters el Muchallis (des Erlösers)
bei Saida. — Den 25, Juni 1686 n. Chr. gaben die Halebenser dem Athanasius
IV. die Patriarchenwürde, weil er sich offener als Cyrillus für die Vereinigung
mit dem römischen Stuhle aussprach. Dieser erwirkte durch Vermittelung
seines Oheims, Michael Sehäbesem, des Oberschneiders, ein Berät von
der hohen Pforte, setzte Cyrillus ab, und behielt 6 Jahre die Patriarchenwürde.
Cyrillus aber reiste nach Rumelien,'brachte Gelder zusammen, überreichte diese
in Konstantinopel, und erlangte von der hohen Regierung den Befehl zur Absetzung
des Athanasius, mit welchem er nach Damascus kam, und den Patriarchenstuhl
wieder einnahm. Athanasius machte nun ebenfalls Rundreisen, uni
Gelder einzutreiben, mit deren Hülfe er sich einen Befehl von Konstantinopel
verschaffte, auf den Patriarchenstuhl zurück zu kehren, und Cyrillus in der
Festung von Damascus gefangen zu setzen. Diess geschah. Als Cyrillus eine
Zeit lang im Gefängnisse gesessen hatte, versprach er dem Gefängnisswärter
eine Summe Geldes, wenn er ihm erlauben würde, heimlich auf eine bestimmte
Zeit heraus zu gehen. Dieser ging darauf ein, und liess ihn in Frauenkleiduno'
aus dem Gefängniss. Cyrillus reiste sogleich nach Konstantinopel in das Lager
der Janitseharen, und setzte für den Patriarchenstuhl eine bestimmte jährlich
zu zahlende Summe fest. Darauf erschienen Befehle der hohen Regierung,
Cyrillus aus dem Gefängniss zu entlassen, ihm das Patriarchat wieder zu übergeben,
und die Bestrafung des Athanasius ganz seiner Willkühf zu überlassen.
Nach einer 60tägigen Abwesenheit kehrte Cyrillus in das Gefängniss zurück,
und gleich nach seiner Ankunft kam auch ein kaiserlicher Bote mit den Befehl
e n deS Sultans, worauf der Vezier alsbald den Cyrillus befreite, ihm die Befehle
ein händigte, und ihn bat, kund zu thun, was er mit Athanasius beginnen wolle.
Cyrillus aber vergalt dem Athanasius Böses mit Gutem, und gab ihm die Präd
a rin auf eme k ü n stlich e Weise die Lampen von oben anzündete, um das Volk zu täu schen,
und g lauben zu machen, dass F eu e r vom Himmel herabgekommen sei.
E l Mustansir billah, d e r E n k e l des Häkem b e am r illah liess sp ä te r 5000 gefangene
Christen frei, damit sie die von seinem G rossvater z e rs tö rte K irche w ieder aufbauten,
u nd sandte auch L eute fü r den Bau derselben, wofür d e r griechische K a ise r grosse Summen
aiisgab.
) D e r P a tria rc h Macarius III. w a r als P rie s te r v e rh e ira tb e t gewesen, seine F ra u
a b e r g e sto rb en , d ah e r er dann zu h o h em Würden gelangen k o n n te .
fectur über die Diöcese von Häleb unter der Bedingung, dass er fortan sich
unterschreiben solle „Athanasius, vormals Patriarch von Antiochien“. Darauf
ging auch dieser ein, wie aus den von ihm seit jener Zeit gedruckten Büchern
hervorgeht.
Man meinte, dass Athanasius mehr katholisch gesinnt sei als Cyrillus, weil
er durch Vermittelung der jesuitischen Väter mit dem apostolischen Stuhle
correspondirte. Desshalb nannte auch der Papst Clemens XI. den Cyrillus in
seinem Schreiben an ihn vom 9. Januar 1716 nicht „Cyrillus V., Patriarch von
Antiochien“, sondern die Ueberschrift dieses Briefes lautet: „An den verehrten
Bruder Cyrillus, Oberhaupt der Bischöfe von Damascus, welcher dem griechischen
Ritus folgt“ u. s. w. Diesen Brief sandte er durch den damascenischen
Priester Seraphim Tanas, Schüler des Collegiums der Propaganda (dieser war
Schwestersohn des Maträn Euthymius, des Oberhauptes der Bischöfe von Sür
und Saida, welcher den Beinamen „Korb des Wissens“ erhielt). Nach der Ankunft
dieses Sendschreibens veröffentlichte Cyrillus V. sein katholisches Glau-
bensbekenntniss mit den 5 Hauptpuncten, setzte eine Antwort an den Papst auf,
welche ebenfalls sein Glaubensbekenntniss enthielt, und sandte diese mit dem
Hirtenstabe nach Rom, um damit anzudeuten, -dass er nur mit Erlaubniss des
Papstes das Patriarchat annehmen wolle. Diess geschah durch denselben Priester
Seraphim Tanas, welcher darauf mit einem päpstlichen Handschreiben,
datirt vom 21. Mai 1718 zurückkehrte, worin Cyrillus V. Patriarch genannt wird.
Denn die Aufschrift war: „An den verehrten Bruder, Cyrillus, Oberhaupt der
Bischöfe von Damascus, der da folgt dem griechischen Ritus, dem Patriarchen
von Antiochien, Gruss in dem Herrn“ u. s. w. Damals begann Cyrillus V. den
katholischen Glauben zu befestigen, und das Schisma aufzuheben. Er starb als
Orthodoxer am heiligen Abende vor dem Feste Epiphanias des Jahres 1720 in
Damascus. Nach seinem Tode ergriff Athanasius IV. die Zügel des Patriarchats.
Darauf ging er nach Konstantinopel, vereinigte sich mit den Nichtkatholiken,
und war gegenwärtig bei ilirem Concil im J. 1723 n. Chr., dessen feindselige
Acta aus dem in arabischer Sprache 1727 zu Bucharest gedruckten Buche hervorgehen.
Nachher kehrte er nach Häleb zurück, und gab vor, dass er diess
nur gethan habe, um ein grosses Unglück von den Katholiken abzuwenden.
Aber am Ende seines Lebens konnten die jesuitischen Missionare nicht von
ihm erlangen, dass er sein Glaubensbekenntniss aufsetzte-, und er starb, wie
man sagt, von den Hälebensern vergiftet in Häleb im J. 1724, wahrscheinlich
als Nichtkatholik, da er noch kurz vor seinem Tode die Halebenser überredete,
einen Cyprier, den Diakonus Sylvester von dem heiligen Berge (dem Berge
Athos) zum Patriarchen zu erwählen. Diess geschah auch. Die Grossen dieser
Stadt berichteten dessen Wahl nach Konstantinopel, wo Sylvester mit Beibehaltung
seines Namens den 27. Elul (September) 1724 die Weihe zum Patriarchen
von Antiochien erhielt. Eine Woche vorher jedoch, den 20. Elul, war der mehrerwähnte
Priester Seraphim Tanas von 3 Matränen, dem Maträn von Sidnaja,
dem Maträn von Banias, und dem Maträn von el -Fursul (in der Beqaa) mit Zustimmung
des türkischen Veziers Osman Pascha Abu Tuk, welcher die Christen
liebte, und ein besonderer Freund von dessen Oheim, Euthymius, Matran von
Sür und Saida war, in Damascus als der 133. Patriarch unter dem Namen Cyrillus
VI. gewählt und geweiht worden. Dieser predigte öffentlich die katholische
Lehre, welche nun wie eine Saat gedeihlich aufschoss.
Sylvester ging gleich nach seiner Ernennung nach Häleb ausgerüstet mit
grossherrlichen Befehlen, und bekannte sich öffentlich zu der Lehre der nicht
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