
nigs Belsazar (Dan. 7, 1) gelesen habe. — Da die Engländer in diesen Gegenden
Alles ankaufen, was von Antiken zu haben ist, so hatte ich fast
gar keine Gelegenheit, in Süq etwas der Art zu erwerben.
Um endlich noch einige Worte über die Witterung in Süq esch Schiuch
zu sagen, so wiederhole ich, dass ich zuvörderst bei meiner Ankunft daselbst
sehr kalte Tage hatte, und man mir sogar versicherte, dass es in einer Nacht,
Ende Januar, gefroren habe. Es erfolgten dann einige Regentage mit Sturm,
worauf den 4. Februar wieder heitere und milde Witterung eintrat, mit welcher
nur selten der Regen abwechselte. In der Nacht aber vom 27. zum
28. März fiel nach einem mehrere Tage anhaltenden, heftigen und heissen
Südostwind ein starker, furchtbarer Regenguss, welcher die Luft wieder
emjgermassen abkühlte. Am Palmsonntag, den 11. April, war es am frühen
Morgen schon, sehr warm, es fielen wieder einige Regentropfen, der
Himmel war ganz bedeckt. Um 10 Uhr Morgens hörte man fernen Donner
welcher fortdauerte, bis gegen 1 Uhr Mittags ein starkes Gewitter mit heftigem
Regen heranzog, und einige Minuten lang Schlossen bis zu der Grösse
von kleinen Haselnüssen fielen, welche den Hofraum des Chan’s ganz weiss
bedeckten. Diess wiederholte sich gegen 3 Uhr Nachmittags; aber kurz
darnach hörte das Gewitter auf. Den 14. April hatten wir wieder den heissen
Südostwind, den 15. war es am frühen Morgen empfindlich kalt, dann
fing es an zu regnen; es wurde wieder heiss, und zwischen 3—4 Uhr erhob
sich plötzlich ein gewaltiger Sturm, welcher 1 Stunde lang fortdauerte. Von
dem heissen Gluthwind, den man Scherki „Ostwind“ nennt, haben die
Araber in Süq eine verschiedene Ansicht; die Einen sagen, er komme aus dem
höllischen Feuer, der kühlende Nordwind aber aus dem Paradiese. Andere sagen,
der Scherki komme aus dem Paradiese, und durchziehe dann die Hölle,
der Nordwind aber komme aus der Hölle, und gehe dann durch das Paradies.’
Den 28. bis 30. April wehte ein brennend heisser Südostwind, welcher den
30. gegen Abend plötzlich unübersehbare Schaaren von Geizen brachte, so
dass mein Tisch im Nu davon ganz überdeckt war. Ein Feuer, welches
wir im Hofe anzündeten, vertilgte viele Tausende von ihnen. Die Hitze
nahm fast mit jedem Tage zu, das oft wiederholte Besprengen des Hofraums
genügte keineswegs zur Abkühlung der Luft. Die Fliegen verhinderten
das Schreiben und vertilgten die Schrift, und der Scherki schien constant
werden zu wollen. Alles dieses vermehrte noch die vielen Unannehmlich-
eiten meines Aufenthaltes; zudem hatte ich während meines dreimonatliehen
Aufenthaltes fast alle die mandäischen Schriften gelesen, in deren
Besitz der Priester war: und so hörte ich mit sichtbarem Wohlgefallen die
Erklärung des Priesters, dass fast alle seine Glaubensgenossen den Ort wegen
des Drucks der Beduinen heimlich verlassen haben, und dass auch er
desshalb sich zur Auswanderung genöthigt sehe. Der Scheich der Monte-
fik, Mansur, war nach Bagdad gereist, um dem Pascha ausser ändern reichlichen
Geschenken, namentlich an Pferden, einen Tribut von 80,000 Schami
d. i. 40,000 Thalern zu überbringen, welche Summe er von seinen Untergebenen
durch Auflegung bedeutender Contributionen erpresst hatte. Natürlich
waren dabei^die Mandäer vorzugsweise berücksichtigt worden.
Scheich Nasir, sein Bruder, war mittlerweile sein Stellvertreter, welcher
nun die kurze Dauer seiner Regierung möglichst zu benutzen trachtete, und
noch grösseren Druck ausübte, als sein Bruder, welcher zu der obengenannten
Steuer an den Pascha gewissermassen gezwungen war, da er einen Nebenbuhler
hatte, welchen der Pascha gefangen hielt, und fürchten musste,
dass dieser ihn im Weigerungsfälle frei lassen, und ihn selbst dadurch seiner
Würde verlustig erklären und berauben könnte. Scheich Nasir aber
dachte nur an sich, und, benutzte jede Gelegenheit zu neuer Belastung seiner
Unterthanen. So wurde in den letzten Tagen des April ein Schwarzer,
ein Sclave, ermordet, und, da der Thäter nicht ermittelt werden konnte, so
legte der Scheich der ganzen Ortschaft eine Sühne von 400 Schami d. i.
200 Thaler auf. Diess gab den Ausschlag*); der Priester versicherte mir,
dass nun alle noch übrigen Mandäer den Ort verlassen würden; er liess seine
Habseligkeiten vorläufig der Sicherheit wegen zu mir bringen, dann heimlich
fortschaffen, und ging bald darauf mit seiner ganzen Familie wahrscheinlich
ebenfalls in derselben Nacht fort. Da er auf diese Weise mir
keinen Unterricht mehr ertheilen konnte, so miethete auch ich mir ein Boot,
um wieder den Euphrat hinauf zu fahren, und nach Bagdäd zurück zu kehren.
*) Die Muhammedaner v e rste ck ten s ic h , so lan g e seine Schergen um h e rg in g en , die
Ju d e n wurden theilweise e in g e s te c k t, und die Mandäer entzogen sich der Steuer durch
heimliche Flucht.