
getrunken, bezähmte aber doch meinen brennenden Durst, als ich die Pfütze
mit Froschlaich sah, bis unsere Diener Thee bereitet hatten.
Donnerstag, den 12. April, ritten wir um Uhr Morgens aus; gegen
Mittag kamen wir an den einzeln stehenden Hügel Teil el hawä genannt,
wo wir frühstückten. Dort waren ebenfalls an mehrern Stellen Ausgrabungen
versucht worden. 2 Stunden später kamen wir bei dem Hügel Teil el
haijäl, und nach abermals 2 Stunden bei einem ändern Hügel Dschom barät
genannt, vorbei; endlich um 6 Uhr fanden wir einige Pfützen mit Regenwasser,
wo wir blieben. Wir hatten den ganzen Tag zur Rechten- den
Dschebel (das Gebirge) Dschüdi, vorher die Gebirge von Sacho, die hintern
sämmtlich mit Schnee bedeckt, und zuletzt die Bergkette von Dschesire.
Zur Linken hatten wir das von Nord nach Südwest sich erstreckende Sin-
dschar-Gebirge, welches gerade parallel mit dem von Dschesire zu endigen
schien, sich aber noch viel weiter erstreckt. Am Morgen und Abend war es
kühl, am Mittag schwül, und es fielen auch einige Regentropfen. Alle Wiesen
waren mit wildem Hafer, Iris, Mohn, und ändern Blumen, theilweise
auch mit hohem Grase bedeckt. Wir sahen den ersten Tag viel Wiedehopfe,
Hudhud, den 3. eine Heerde von etwa 30 Gazellen, und hörten immer den
Gesang von Lerchen und Wachteln. Das Sindschar-Gebirge ist grossen-
theils von Jesidi’s bewohnt, welche ihren eigenen Scheich, Husein Böy,
haben. Dort residirt auch der grosse Scheich der Schemmär, Scheich Ferhän,
unter welchem seine 5 Brüder stehen; nur Scheich Ismail (Einer dieser
Brüder oder naher Verwandter)- hat sich von ihm getrennt. Abd ul kerim
und Abd ur rahmän sind die Namen von 2 ändern Brüdern.
Freitag, den 13., brachen wir um 6 Uhr Morgens auf. Nach l 1/2 Stunde
kamen wir an einem Hügel vorbei, an welchen Basaltstücke ziemlich regelmässig
gelegt waren; wahrscheinlich hatte hier ein Dorf gestanden. Dicht
unter dem Hügel fliesst ein Bach, welcher sich gleich dem folgenden in den
Chabur ergiesst, er heisst Rumeila, und hat nicht sandigen, sondern schlammigen
Boden. Um 1 0 3/4 Uhr ritten wir einen Hügel hinab, der gleich der
gegenüber liegenden Anhöhe ganz mit Basalt übersäet war. Auf der Thal-
ebene weideten mehrere Hundert Kameele, welche zu einer grossen Karawane
gehörten, die von Häleb kam. Ein Fluss mit schönem, klarem Wasser
schlängelte sich mitten durch; die Araber nannten ihn gleich dem folgenden
Chenasir „Schweine“ ), Ungefähr 1 Stunde vorher hatten wir in
der Ferne Leute gesehen, die Araber hielten sie für' Beduinen eines ändern
Stammes, und sagten uns, wir sollten bei ihnen bleiben; wir stiegen aber ab,
und frühstückten ruhig; später sahen wir, dass es 2 kurdische Frauen und
2 Männer waren, welche Holz trugen. Diess waren nächst der genannten
Karawane die ersten Menschen, die wir seit unserm Ausritt von Mosul gesehen,
mit Ausnahme von 4 stark bewaffneten Arabern, die uns am 2. Tage
begegneten, und von dem kleinen Stamme Dschebbür waren, daher sie vor
unsern Begleitern von dem-grossen Stamme Schemmär sich fürchteten. —
Der Fluss, den wir unten sahen und passirteu, wurde mir von einem Kurden
oder Türken Demirkapi („Eisenthor“), die Vertiefung aber zwischen den 2
Basaltbergen Saghire („die kleine“) genannt; woher diese Namen seien, sagte
er mir nicht, wahrscheinlich wusste er es selbst nicht. Wir hielten dort eine
Zeit lang, ritten dann über ein Plateau, und erreichten gegen 12 Ubr das
Dorf Tschilläghä, welches rechts und links vom Wege in 2 Abteilungen
an ein Flüsschen gebaut ist. f l Stunde weiter hatten wir rechts vom Wege
das halb verlassene und zerstörte Dörfchen Abra, vor welchem wieder ein
kleines Gewässer fliesst. Dieses ist von Kurden bewohnt, die, wie sie sagten,
von ’Aly, dem Scheich der Tay, gleich allen Dörfern von Asnawür bis
Dschesire ganz ausgeplündert worden waren. Wir hielten hier, da es sehr
heiss war, bis 4 3/4 Uhr an, und ritten dann noch 1^2 Stunde weiter bis
Atschäna (xjLäXc.), einem kleinen Dorfe, welches wahrscheinlich aus obigem
Grunde fast ganz verlassen war. Wir hörten hier, dass Scheich Ismair
(Ismail) von den Schemmär, und Bruder oder naher Verwandter von Scheich
Ferhän, von diesem sich getrennt, und Rdcha genommen habe. Ferhän und
sein tapferer Bruder Abd ul kerim waren gegen ihn an den Chdbur gezogen.
Der Scheich der Tay hatte vermuthlich den Zug der Türken gegen Jesden-
schir Bdy, der von den Kurden überall, wie wir uns überzeugten, sehr geliebt
wird, zu Nutze gemacht, um mit türkischer Erlaubniss plündern zu
können. Es wäre jedoch auch möglich, dass die Kurden diess bloss Vorgaben,
um unser Mitleid zu erregen, und gutes Bakschisch von uns zu erlangen,
und dass sie nach ihrer herkömmlichen Weise aus ihren im Sommer
unerträglich heissen Lehmhütten ausgewandert waren, und unter Zelten
lebten. Alle Kurden, die wir unterwegs trafen, erkundigten sich mit grösser
Theilnahme bei uns nach Jesdenschir Bdy, und fragten uns, welches Loos
ihm wohl bevorstehen möchte.
Sonnabend, den 14. April, ritten wir erst um 6 Uhr aus. Die ganze
Nacht hindurch hatte ein starker Nordostwind geweht, der auch am Tage
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