
Das Haar wird zu grcrben Stoffen verarbeitet; das der Kameele von Kurdistan
und ändern kalten Ländern ist weit gesuchter, weil es länger und feiner ist, und
vortheilhafter verwendet werden kann.
Die Kameelmilch wird als menschliche Nahrung gebraucht; doch brauchen
sie auch einige Stämme, wie die Beni Sahr, zur Ernährung der jungen Füllen.
Von dem K in d v ieh .
Syrien erzeugt viel Rinder, besonders Dscliulan , Damascus und Baalbek.
Dschulan steht in dem Kufe, die besten zu liefern. Man hält allgemein die
schwarzen für die stärksten. Die Syrer nehmen kein Rindvieh aus einem
ändern Lande, und behaupten, dieser Import würde verderblich für die Thiere
sein; sie exportiren sie aber nach Aegypten.
Der Preis der besten Ochsen, wenn sie schwarz sind, ist 7— 800 Piaster
(43 — 50 Thlr.) ; die mittlere Sorte gilt 4— 500Piaster (25—31 Thlr.), ein magerer
Ochse nicht über 200—250 (13—15 Thlr.), ist er sehr mager, sogar nur 50 — 60
Piaster (3—4 Thlr.). Ein einjähriges Kalb von mittlerer Stärke wird für24Pia-
ster (1 '/a Thlr.) verkauft; sind die Thiere sehr gesucht, so kann sich der
Preis bis 150 Piaster (9V3 Thlr.) steigern. Die schwersten Ochsen wiegen nicht
über 80—100 Rotl (4—500 Pfd.), die meisten nur 60—80 Kotl (3 —400 Pfd.).
Die Bullen werden in dem Alter von 2 — 3 Jahren castrirt; das dabei
gebräuchliche Verfahren ist die Hodenverdrehung.
Der Preis einer guten milchenden Kuh ist 3 — 400 Piaster 19—25 Thlr. Die
Kuhmilch wird durchaus zur Käsebereitung verwendet ; der Preis des Käses ist
nach Qualität verschieden, von 5—8 Piaster (10—15 Sgr.) à Kotl. Die Molken
werden in den Dörfern verbraucht, die Fellah’s nähren sich davon , indem sie
Brod und selbstbereiteten Teig (des pâtes) darunter mischen. Von Kuhbutter
kann man nicht sprechen, da nur sehr wenig bereitet wird. Die besten Milchkühe
bringen täglich 3—4 Kotl (15—20 Pfd.), und geben, das Kalb mit eingerechnet,
jährlich ein reines Einkommen von 600 Piastern (37^38 Thlr.).
Die gewöhnliche Nahrung der Rinder besteht in Eichenblättern, Stroh,
Wicken und zur Frühlingszeit in grüner Gerste (die noch nicht in Aehren
geschossen ist), Klee, wilden Kräutern, die auf den Feldern, oder am Rande der
Flüsse, oder am Wege wachsen. (Einen grossen Theil füttert man auch mit den
Ueberbleibseln der Seidenraupen, magnaneries). Wenn die Ochsen arbeiten,
fügt man jeder Mahlzeit noch einige Hände voll Gerste in Körnern zu. In dem
Norden von Syrien und auf der Insel Cypern verbraucht man viel Baumwollenkörner
zur Fütterung dieser Thiere. Ich werde weiter unten die Nachtheile,
welche aus dem Gebrauch derselben erwachsen, angeben. In Aegypten erhalten
die Arbeitsochsen nach dem Grünen noch eine Kation von Kernbohnen ; aber da
diese zu wenig angebaut werden, so ist ihr Preis für die Fütterung zu hoch.
Ein Ochse oder eine Milchkuh kosten, wenn sie gut gefüttert werden, täglich
3 Piaster (6 Sgr.). Man braucht die Ochsen nur zum Feldbau.
Ochsen- oder Kuhfleisch wird nur von den Armen genossen. Die Reichen
würden glauben, sich zu entehren, wenn sie von diesem Fleische oder dem des
Kameels essen würden ; sie verspeisen nur Hammelfleisch. Es ist diess übrigens
kein blosses Vorurtheil von Seiten der Wohlhabenden, sondern sie enthalten sich
dessen, weil es in der That schlecht ist, da man nur solche Thiere schlachtet,
welche krank, alt und schwach, zur Arbeit untauglich sind, oder keinen Nutzen
mehr bringen, und zwar gewöhnlich kurz vor ihrem Absterben, zuweilen èrst
nach demselben. Daher ist der Genuss dieses Fleisches oft selbst gefährlich;
das beste ist hart, zähe, schwer zu kochen und zu verdauen. Die Armen bereiten
sich davon, gerade wie von dem Kameelfleisch Kubbe s, und lassen es so in dem
Ofen kochen, braten, brühen u. s. w. Das Kalbfleisch wird wenig gegessen,
und ist sehr selten.
Die Haut des Ochsen gilt 3 0 -4 0 P. (IThlr. 26 Sgr. - 2 Thlr. 15 Sgr.). Die
fettesten Thiere geben 7 - 8 >/2 Rotl (3 5 - 42>/2 Pfd.) Talg, welcher gleich dem
der Kameele verkauft, und zu Lichtern verbraucht wird. ■
Das Schlachten geschieht auf folgende Weise: Man bringt das Thier in
das Schlachthaus, bindet ihm mit Stricken die Beine, tödtet es, .und zieht die
Haut a b , ohne hinein zu blasen. Der Körper bleibt ausgestreckt auf der innern
Fläche der Haut liegen, damit der Staub, Koth und anderer Schmuz das Fleisch
nicht verunreinigen. Wenn die Abfälle entfernt sind, nimmt der Schlächter ein
Beil, und zerhackt das Fleisch aufs Geradewohl gleich einem Holzhacker,
während ein Wasserträger (Saqqa) nach und nach etwa 100 Mass Wasser auf
diesen Fleischhaufen giesst, und dabei die Stücke eins mit dem ändern wäscht,
damit das Blut bis auf die kleinsten Theilchen gänzlich verschwinde. Sobald
diese Abwaschungen beendigt sind, hängt man diese ganz unappetitlichen Stücke
zum Verkauf auf dem Markte (Basär) an eisernen Haken auf. Das so zubereitete
Fleisch verdirbt schnell, geht sehr bald in Fäulniss über, daher man ein dickes
Stück mageres Fleisch herausnimmt, und sich beeilt, riHgs herum eine Lage
von der Dicke eines Fünf-Franc-Stückes davon abzuschneiden.
Die empirischen Thierärzte (der Araber) erkennen nur 4 Hauptkrankheiten
bei der Rindergattung an; die ändern pathologischen Fälle leiten sie von
diesen 4 Urkrankheiten (primordiales) ohne allen Sinn und Menschenverstand
ab. 1) Le Dalane (wohl Tä ’un, , j ^ U s ) oder Anthrax oder Milzbrand, an der
s i e fa st augenblicklich sterben. 2 ) El Taschwisch cl mal im )
oder „die verdammte Krankheit“ . 3) El Taschwisch abu hedschalane oder die
„Krankheit des Schwindels“. 4) Alle Zufälle, welche aus dem Gebären oder
Abortiren entspringen. Die erste ist ganz einfach das acute Beulenfieber, und
hat unter dieser Form oft genug seuchenartige Verheerungen in Europa angerichtet.
Die zweite bezieht sich auf Indigestionen, verbunden mit Gasentwicklung
in der Ranzenhöhle, so dass die Respiration unterbrochen wird, und das
Thier an Erstickung stirbt. Die Charlatane des Landes begnügen sich damit,
das Thier zu beräuchern, indem sie Stroh unter dem Bauche verbrennen. Die
dritte entspricht den Krankheiten des Schwindels, deren Gefahr stets sehr
gross is t, aber die Araber vermehren sie noch durch die Anwendung von Räu-
cbcrungcu. Von der vierten Art ist nichts wcitei zu sagen. ,
Unter einem fetten und magern Rind versteht man nicht dasselbe r wie in
Europa. Man nennt es mager, wenn es nur aus Haut und Knochen besteht, und
es so schwach ist, dass es kaum mehr gehen kann, fett dagegen, wenn es gut
genährt ist, jedoch so, dass seine Wohlbeleibtheit ihm bei der Arbeit nicht hinderlich
wird. Von derFettigkeit unserer Rinder bis zu 3000Pfd. haben die Orientalen
keinen Begriff, können sie auch jetzt nicht hersteilen.— Man hat keine
natürlichen guten Weideplätze für die Rinder ; die Stellen, wo die Gräser von
selbst wachsen könnten, sind mit Dornensträuchern und Disteln von ubermassiger
Grösse bedeckt; an ändern Orten vertrocknen diese Pflanzen sehr schnell;
Klee Luzern, Esparsette und andere künstliche Wiesenkräuter würden prächtig
gedeihen: aber, da die menschliche Arbeit nicht allein sehr theuer, sondern auch
verhindert wird , so ist es im Allgemeinen nicht möglich, etwas Gutes zu erhalten.