
brochenen Palmenzweige. Zuletzt werfen sie das Grab mit Erde wieder zu.
Ist dieses vollendet, so zieht der älteste Schganda mit dem Messer, welches
.durch eine eiserne Kette an das genannte eiserne Petschaft befestigt ist,
3 Kreise um das ganze Grab, steckt das Messer an dem Kopfende in die
Erde, und drückt, indem er dreimal dieselben Worte sagt, bei dem letzten
Worte jedesmal das Siegel auf das Grab. Damit endigt die ganze Feier,
nach deren Schluss an diesem, wie an den 2 folgenden Tagen, so wie an
dem 7ten Tage nach dem Tode die Gemeinde in dem Hause des Verstorbenen
bewirthet wird, wobei der Priester ihr Vorlesungen aus dem „grossen
Buche“ hält. Diese Bewirthung darf aber nicht auf Kosten Anderer aus
der Gemeinde geschehen, sondern muss aus der Hinterlassenschaft des
Verstorbenen bestritten werden, selbst, wenn dieser noch so wenig hinterlassen
hat.
hi ach dem Tode eines Mannes erbt dessen Frau Alles 5 heirathet sie
wieder, so fällt Alles an die Kinder, und ebenso, wenn sie stirbt. Ist kein
Testament da, so erben die Töchter nur so viel, als ihnen die Söhne geben
wollen; doch können die Eltern auch testamentiren; aber nie dürfen die
Töchter so. viel erben als die Söhne.
Wenn ungetaufte Kinder sterben, so werden keine Gebete gelesen,
und es findet überhaupt keine Feier Statt, weil diese gar nicht als Mandäer
betrachtet werden, sondern ihre Seelen unmittelbar in den Rachen des
L r verfallen. Es ist desshalb verboten, ein ungetäuftes Kind zu küssen.
Aeusserlich unterscheiden sich die Mandäer nicht von den Muhammedanern,
in deren Mitte sie leben. Sie tragen meist eine blaue oder braun
und weiss gestreifte Kutte, und über den Kopf ein farbiges Tuch, welches
durch einen darum gewickelten Strick festgehalten wird, ganz wie die dortigen
Fellahs und Beduinen. Viele von ihnen tragen Rosenkränze, Ringe
mit Antiken und mit Türkisen, Frauen und Mädchen Kasenringe mit Türkisen
, Kinder Stirnbänder mit Türkisen und weissen Muscheln, und silbernen
Beinspangen. Ihre eigentliche Tracht ist weiss, was sie, wahrscheinlich
gleich vielem Ändern von den Parsen entlehnt haben. Allein, da die
Muhammedaner diese Farbe für sich allein vindicirt haben, so müssen sie
sich in so weit accommodiren. Ausserdem lieben sie nicht die dunkeln F a rben,
als die Farben der Finstemiss, der Hölle, und namentlich ist ihnen
verboten, gefärbte Zeuge zu tragen. Doch auch dieses Gebot können sie
aus Rücksicht gegen die Moslemen nicht streng halten. Dass sie keinen
besondem Widerwillen gegen die blaue Farbe haben, wie man behauptet
hat, ersieht man daraus, dass sie sich gern mit Türkisen schmücken, Die
Männer tragen meist ihr Haar lang und in Zöpfen geflochten, Frauen und
Mädchen dagegen kurz. Sie haben besondere Speisegesetze, dürfen Vögel
und Fische aller Art essen, von Ifüssigen Thieren sind ihnen aber nur
Lämmer, und zwar männliche, erlaubt. Diese, wie die Vögel, soll eigentlich
stets ein Priester schlachten, doch wird dieses Gebot nicht streng beobachtet,
und es geschieht jetzt höchstens nur bei den Lämmern.*) Ein eigentliches
Glaubensbekenntniss haben sie nicht, aber es existiren 180 Gebote
für sie, und 4 besondere noch für die Priester, die ein Jeder von ihnen auswendig
wissen soll. Der Priester versicherte mir jedoch, dass die Wenigsten
von ihnen sie kennen, und ihr ganzes Wissen meist nur in der Taufformel
bestehe, die ihnen der Priester vorsagt. Militärdienste zu thun ist ihnen
untersagt.
So viel von den Mandäern. Der Priester Jah ja hatte sich für ein ziemlich
bedeutendes Honorar verpflichtet, mich täglich 6 Stunden zu unterrichten,
und blieb auch mit Ausnahme des Sonntags, an dem er nicht arbeiten
durfte, und ich dafür einige Stunden zu ihm kam, in der Regel so lange bei
mir. Um ganz ungestört mit ihm arbeiten zu können, setzten wir uns in
mein auf dem Dache aufgepflanztes Zelt; aber auch hier wurden wir oft
von Besuchen heimgesucht. E r war der einzige Gelehrte seiner Gemeinde,
und, wenn daher Einer seiner Glaubensgenossen einen Brief, eine Quittung,
*) E in e e ig e n tüm lic h e , eine L ie b lin g s - und Festsp e ise der M a n d ä e r, welche auch
die Seligen im Himmel essen so lle n , und in d e r T h a t seh r angenehm schm e ck t, th e ilte
m ir d e r P rie s te r einmal mit. Sie wird von ihnen Heb e ch sa g en an n t, und au f folgende
Weise b e re ite t: Man nimmt Z immt, HM (ein den N elken ähnliches Gewürz), Ingwer,
Muskatnuss und N e lk e n , und z e rm ah lt diess mit ro th em Reis zusammen in einer Mühle.
Dann wird es m it W a sse r zu einem flüssigen T e ig g e k n e te t; dieser wird in eine eiserne
Pfanne gegossen und g e strichen, die man au f das F e u e r se tz t, so dass d e r T eig zu einem
ganz dünnen Brode gebacken wird. Dieses z e rs tö s s t man, s e tz t S e samkörner trocken an
das F e u e r , damit die Schale leich t a b g e h t, und z e rstö s st diese dann in einem eise rn en
Mörser desgleichen auch abgeschälte süsse Mandeln. D a rau f nimmt man D a tte ln , macht
die K ö rn e r heraus, bricht die Spitze ab, und d rü ck t sie zusammen zu ein e r dichten Masse.
Diese th u t man in ein irdenes oder p o rz e llan en e s Gefass, s e tz t sie an ein gelindes Kohlenfeuer,
und s c h ü tte t a lle s ü e b r ig e gehörig zusammen g ek n e te t d a rü b e r. Nun endlich
ist die Speise fertig , welche m it z e rla ss en e r B u tte r, Milch od e r Sahne a u f die se lb e Weise
genossen wird, wie man den P ilau m it sau e re r Milch isst. D e r oben erwähnte S e ile r aus
K erkük v e rsich e rte m ir, dass dieses G e rich t auch in se in e r Heimath a ls ein L ie b lin g s essen
d e r Christen b e k a n n t sei, u n d d o rt wegen d e r vielen dazu kommenden In g red ien zen
S e ttin ije (aus 60 bestehend) gen an n t werde.