
h
172
<I. •
i'T
' »i
i
tl
I
I .
.
Ii
'Ii : ••
K ^
\ •
rv
1
f ^j .
hing bekannt gemacht hat. Stattliche Cereen - Stämme,
von 30 — 40 Fufs Höhe, sind in Brasilien nicht selten,
sie erscheinen (hiselbst bald bis zur gröfsten Höhe verästelt,
bald in Form vielarmiger Candelaber, oder in dichte
spalierähnliche Reihen zusammengedrängt und haben zuweilen,
an ihrer Basis, eine Dicke von Fufs Durchmesser,
So ganz entgegengesetzt der langen und schlanken
Form der candelaberartigen Cacten erscheinen die der kugelförmigen
Gattinigen: Melocactus, Echinocactus
und Mammi l laria. Es sind mehr oder weniger grofse
kugelförmige Gewächse, über und über mit regelmäfsig
gestellten Warzen und sternförmig gestellten Stacheln besetzt,
oft von ganz enormer Gröfse und unmittelbar auf
der unfruchtbaren Erde, oder in den Klüften der nackten
Felsenmassen sitzend. In den ödesten Gegenden, wo alle
übrige Vegetation fehlt, da scheinen diese sonderbaren
Gewächse am besten zu gedeihen; eben so in anderen
heifsen Gegenden, wo zur trockenen Jahreszeit fast alle
Vegetation schwindet, da sind sie es, welche eben so frisch
grünen, w^ie bei dem gröfsten Wasserreichthnm. Da sie
in ihrem markigen Gew^ebe eine grofse Menge von Flüssigkeit
enthalten, so werden sie von den durstenden Thieren,
welche jene wasserlosen Wüsten Südamerika's durchlaufen,
aufgesucht und ausgesaugt, nachdem diese die stachelige
Decke mit dem Hufe entfernt haben, wobei sie
sich oftmals so stark verletzen, dafs sie nicht mehr laufen
können und zuletzt ihren Tod finden. Die Reisenden
pflegen in Zeiten der Noth jene saftigen Gewächse, welche
man die Quellen der Wüste genannt hat, mit dem
Messer zu öffnen und den Genufs ihres Saftes den Thieren
gefahrlos zu machen.
Diese kugelförmigen Cactus sind etwas weniger weit
verbreitet, als die säulenförmigen, indessen es scheint,
dafs die tropische Zone der nördlichen Hemisphäre das
Maximum dieser Gewächse aufzuw^eisen hat; doch sind
sie auch in der südlichen Hemisphäre gar nicht selten
l:
173
i4
und selbst im gliickliclien Chile, innerhalb der subtropischen
Zone kommen die Melocacten von aufserordentlicher
Gröfse vor. Die Angaben über die gröfsten Höhen,
in welchen die Melocacten noch vorkommen, möchten bis
jetzt fehlen, doch scheint es mir, dxifs dieselben nicht so
besonders hoch gehen, sondern dort hauptsäclilich durch
Opuntien vertreten werden; die Pereskien sind es besonders,
welche so aufs er ordentlich hoch hinauf, fast bis an
die Schneegrenze gehen. Noch an den Ufern des See's
von Titicaca sieht man hochstämmige Pereskien mit prachtvollen,
braunrothen Blüthen, und in noch bedeutenderen
Höhen treten niedere Formen auf, welche mit um so längeren
Stacheln bewaffnet sind. Auf dem Plateau des südlichen
Peru, nahe der Vegetationsgrenze, findet man mehr
oder weniger grofse Haufen von 1 bis Fufs Hölie,
welche mit gelbrother Farbe geschmückt sind, und von
Ferne her oft ganz täuschend dem ruhenden Wilde ähneln.
Doch bei näherer Untersuchung verhält es sich
ganz anders; jene Häufchen werden durch niedere Cacten
gebildet, deren Blätter dicht an einander gedrängt sind,
und gelbrothe Stacheln von 2 — 3 Zoll Länge zeigen, welche
die ganze Oberfläche des Haufens bedecken und denselben
jene gelbrothe Farbe ertheilen. Aus der Tiefe jener
Stacheln ragen die l31üthen hervor, gehen jedoch nicht
über ihre Oberfläche hinaus. In jenen öden Gegenden,
wo nur ähnliche Haufen von Azorellen, Bolax, Fragosen,
zwergartige Verbenen und Lycopodien die Erde und die
Felsen überziehen*), da tragen jene sonderbaren Gewäclise
Vieles zur Darstellung des Charakters der Gegenden
bei. Auch in Chile, selbst auf den kahlsten Felsen
der hohen Anden, kommen Opuntien in rasenförmigen
Ausbreitungen vor.
Eben so charakteristisch sind die grofsen unförmlichen
und mannigfach verästelten Tunas; sowohl der Cactus
Ficus-Indica L. wie die Opuntia Tuna mit ihren lan-
- HV
.' I1
—•k1SJ :'
^sr
S. Meyen^s Reise, I. p. 453.