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pcrirteii und in der .siiharctisclien Zone, hat aber auch
in der südlichen Hemisphäre ihre Repräsentanten. Der
Einiliifs, welchen die Weiden in unseren nordischen Zonen
auf den Charakter der Vegetation zeigen, ist nicht zu
verkennen; sie lieben die feuchteren Gegenden, besonders
die Einfassungen der Flüsse und Teiche, einige Arten
nehmen aber auch mit dem schlechtesten BoVlen vorlieb.
An den Ufern unserer Flüsse bilden sie ähnliche Einfassungen,
wie die Mangrove-Wälder auf den Ufern der tropischen
Meere. Viele Weiden überziehen gesellig, in Form
niederer Sträuclier und in gröfster Masse die feuchteren
Gegenden luiserer Zone; sie zeigen oftmals ein angenehmes
silberglänzendes Laub, indem ihre untere Blattfläche
mit feinen Härchen bedeckt ist. Die Weiden zeichnen
sich auch dadurch aus, dafs sie schon früh, wenn die
übrige Vegetation noch weit zurück ist, ihre Blüthen entwickeln
und später erst die Blätter treiben. Viele von
diesen Weiden haben so grofsc Blüthen, wie wir sie an
unseren Waldbäumen nicht gewohnt sind zu sehen, und sie
machen daher auch, wenn sie in grofsen Massen auftreten,
einen höchst befremdenden, aber angenehmen Eindruck,
besonders da die Zeit ihrer Blüthe in eine Periode fällt,
wo unsere Fluren und Felder noch arm an Blüthen sind.
Auch zur Sommerzeit, wenn die weiblichen Kätzchen zur
Reife gelangt und mit einer weifsen Wolle bekleidet sind,
zeigen die Weiden eine eigenthümliclie Pliysiognomie.
Die schönste aller Weidenformen ist die der Trauerweide
(Salix babylonica), welche bei mis, wie die Casuarinen,
mit hängenden Aesten auf .den Polynesischen Inseln
zum Zeichen der Ruhestätte unserer Vorgänger dient und
durch ihre Physiognomie viel deutlicher spricht, als irgend
eine Denktafel.
Die Laubhölzer mit grofsen und besond
e r s schön geformten Blättern gehören alle der
heifsen Zone an, so wie die Laubhölzer mit zarten Blättern
unserer temperirten Zone eigen sind. Die auffallendsten
Bäume dieser Form halben jnehr oder weniger stark
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behaarte Blätter, oft von ganz enormer Gröfse, wie die
Cecropia j^eltata in den Wäldern Brasiliens, oder besonders
niedlich ausgeschlitztes Laub, wie die Broussonetien
und der Artocarpus incisa, und durch ihre Behaarung,
welche wenigstens in den meisten Fällen vorhanden ist,
oft mit Silberfarbe glänzend, bilden sie wunderliche Contraste
mit dem dunkelgrünen, meistens gefiederten Laube
der danebenstehenden Vegetation. Die Familie der Urticeen,
der Euphorbiaceen und der Malvaceen zeigen hauptsächlich
diese Pilanzenform. Das schöne Blatt des Brodbaumes
das silbergraue Laub der Broussonetien und
Boemehrien wie der Crotonen ist oftmals von ausgezeichnet
schöner Form und, in grofsen Massen neben einander
auftretend, gewähren sie einen eigenthiimlich überraschenden
Anblick. Oftmals treten grofse und prachtvolle Blüthen
zu dieser Blattform Ivinzu und vermehren alsdann
den Reiz der Scliönheit dieser Pflanzen. Dieses letztere
findet hauptsäcldicli bei den Malvaceen statt, wo die Gattungen
Sterculia, Lavatera, Hibiscus und Ochroma diese
Laubhölzer repräsentiren, welche Herr Alexander von Humboldt
unter der Malvenform speciell zusammengefafst
hat. Der Anblick eines Hibiscus chinensis in Indien, über
und über mit seinen herrlichen scharlachrothen Blüthen
bedeckt, oder der schöne schattenreiche Baum des Hibiscus
tiliaceus auf den Südsee-Inseln, reich geschmückt mit
den grofsen prachtvollen Blumen, giebt erst einen vollständigen
Begriff von der Schönheit, welche diese Pflanzenform
aufzuweisen hat.
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13) Die Cactus-Form.
Keine andere Pflanzengruppe zeigt so auffallende Formen,
als die der Cactus; diese Gewächse, so mannigfach
ihre Form unter sich ist, imponiren mehr durch das Selt--
same in ihrer Gestalt, als durch liebliche Scliönheit, wel-
Y) Artocarpus lucisi) \j.
) AiisirliU'u ilcr Nalur. IS. pag. 31.