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splüire, wie z. B. Aloo vulgaris DG Caiid. in Griechenland,
in Aral)icn und weiter östlich nach Indien hin, selbst auf
den Mascarenischen Inseln konniit noch eine Art dieser
Gattung, nändich Aloe niacra Ilaw. vor, doch in der neuen
Welt fehlt diese Piliinzengruppe gän/Jich; einige Arten
sind gegenwärtig daselbst eingeführt und werden angebauet.
Audi die Aloe-Gewächse zeigen mitunter ganz
riesenhafte Individuen; die Aloe dichotoma, welche auch
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in unseren Gewächshäusern eine bedeutende Gröfse erreicht,
soll am Cap der guten Hoffnung zuweilen einen
Umfang von/3 bis 4()0Fufs erreiclien, und dennoch ist der
Boden im Allgemeinen nirgends trockener, als gerade in
diesen Gegenden, wo die Aloe-Gewächse vorkommen.
Durch einige Lachenalien schliefsen sich die Aloe-Gewächse
an das Phormium von Neu-Seeland und durch
dieses an die Pcindanen-förmigen Gewächse.
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6) Die Palmen.
Als die edelste aller Pflanzenformen betrachtet man
die Palmen; so vielfach verschieden sie auch sind, so besteht
ihr Cliarakter dennoch in einem hohen nnd schlanken
Stamme, auf dessen Gipfel ein mächtiges Büschel von
riesenmäfsigen Blättern emporsteigt. Die Palmen erreichen
mitunter die aufserordentlichste Höhe, so dafs sie
hoch iiber die Gipfel der höchsten tropischen Wälder hinaussteigen.
Palmen von 70, 80 und 100 Fufs sind gar
nicht selten, doch die Wachspalme aus der Cordillere von
Quindiv., w^elche Herr Alexander v. Humboldt und Bonpland
beobachtet haben, erreicht eine Höhe von 160—180
Fufs und noch dazu, was aufserordentlich auffallend ist
in einer Höhe von 9000 Fufs, wärend die Palmen innerhalb
der Wendekreise nur selten iiber 3000 Fufs hinausgehen.
Wie auffallend contrastiren dagegen die stammlosen
Palmen, welche den Gattungen Chamaerops und Nipa
angehören, nur selten erreichen diese in freier Natur einö
Höhe von 5 — 6 Fufs, dagegen wird Chamaerops humilis
in Gärten zu einem hohen Baume gezogen mit schlankem
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Stamme. Ganz abweichend von diesen hochstämmigen
Palmen sind die rohrartigen mit dünnem, gewundenen
Stamme, wozu die Gattung-Calamus gehört; sie sind die
stacheligten Schlingpflanzen in den Wäldern der heifsesten
Region Ostindiens. Oft eine Länge von 4-, 5- und
600 Fufs erreichend, steigen diese sclilanken und meistens
sich windenden Stengel auf die Gipfel der höchsten Bäume,
von wo aus sie wieder lierabsteigen oder nahestehende
Bäume umscliliefsen, und diese auf das festeste, mit einander
verbinden. Doch das schöne gefiederte Blatt dieser
Ivohrpalme, welches mit dem schlingenden Stengel auf der
Rinde dicker Baumstämme hinaufsteigt, dient nicht wenig
zur Belebung und Verzierung jener Urwälder. ^
Nicht nur die Form der Blätter, w^elche bald lang und
einfach ist, bald gefiedert und bald fäclierförmig ist, nicht nur
das dunkele glänzende Grün, oder der silberweifse Anflug,
welchen die Blätter vieler Palmen zeigen, sondern die
Richtung und die Gröfse dieser Blätter, im Verhältnisse
zu der Höhe des ganzen Stammes sind es, welche den
Pabnen ein so verschiedenartiges Ansehen geben. Welche
Majestät mufs die Jagua-Palme zeigen, welche die Granitfelsen
in den Katarakten von Atures und Maypure umkränzt?
Ihre schlanken und glatten Stämme erheben sich, wie Herr
Alexander von Humboldt erzäldt, bis 60 und 70 Fufs
Höhe, so dafs sie iiber das Dickigt des Laubwaldes, ,wie
Säulengänge hinausragen. Ilire Blätter, meistens nur 7 bis
8 Stück, gehen fast senkrecht, 14 bis 16 Fufs hoch-auf-
Avärts, und bilden ein luftiges, leicht sicli bewegendes Kapital
zu jenen Säulen. Welche Ueppigkeit und welche
Pracht zeigen dagegen die Fächer- und Schirm-Palmen,
deren ausgedehnte Wedel, mehr oder weniger horizontal
laufend, die ganze Umgegend beschatten, wenn sie, hoch
genug, durch den Stamm emporgehoben sind. Die Manicarla
saccifera Gaertn., die einzige brìi,silianische Palme
mit ungetheilten Blättern, bringt dieselben von 20 Fufs
Länge und 6 Fufs Breite hervor. Diese Blätter werden
ihrer Gröfse und Festigkeit wegen ganz vorzüglich zum
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