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horon liieher, von letzteren sind jedoch sehr viele Arten
niclit ])arasitiscli3 sondern wachsen in der Erde nnd bilden
Jiolie Straiichor. Das Viscnni in iinseren Gegenden l\at
mir wenigen liinilnfs anf die Physiognomie der Vegetation,
höchstens l)enierkt man es znr Winterzeit anf blattlosen
Jîaumenj besonders in frnchtbaren Gegenden, wo diese
Mispel mein- oder weniger grofse nnd dichte Hänfen von
grünen Blattern bihlet, welche znr Winterzeit, bei der besclineoten
Eltone, innerhalb der blattlosen Aeste ganz eigenthiimlich
erscheinen. In den w^irmeren Gegenden aber,
wo der Loranthns wächst, da zeigt die Vegetation durch
ihn, luinfig den herrlichsten Farbenglanz, welchen die
scharlachrothen lîlnmen dieser Parasiten zwischen dem
dunkeln (îriin der lilätter ihrer Mutterpflanzen erzengen.
In Chile überzieht ein blattloser Loranthus die Oberfläche
eines grofsen candelaberförmigen Cactus wie mit einem
scharlachrothen Teppiche, ans dem die grofsen, 8 bis 9
Zoll langen schneeweifsen Blüthen des Cactns hinausragen
und einen herrlichen Anblick gewähren.
3) UneigentHche Parasiten (Epidendra sen
E p i p h y t a ) . Ilieher gehören solche Pflanzen, welche
zwar auf der Oberfläche anderer Gewächse wachsen, aber
ihre Wurzeln nicht in die Substanz der Bodenpflanze
hineintreiben, also auch nicht die Nahrung aus derselben
ziehen können. Sie sitzen meistens in den Ritzen und
Vertiefungen der Rinde der Bäume, setzen sich aber später
daselbst so fest, dafs sie nur mit bedeutender Kraftanstrengung
losgerissen werden können. Pflanzen der
Art kommen in allen Gegenden der Erde vor, sie sind
nicht bestimmt auf gewisse Arten und Gattungen angewiesen,
sondern wuchern überall da, wo sie irgend einen
Anhaltspunkt finden. In unsern nordischen Gegenden ist es
bekannt, welch eine grofse Menge von Flechten, von Moosen
imd Jungermannien auf der Oberfläche der Baumstämme
festsitzen; sie haben diese fremden Pflanzen zum
Boden, aber sind darin nicht unbedingt gefesselt, sondern
können, unter ähnlichen,Verhältnissen, auch an andern Or-
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ten wachsen. Je glätter die Oberfläche der Rinde ist und
je trockener der lioden ist, auf welclicm die Bäume
wachsen, um so geringer ist die Anzahl dieser Epiphyta^
aber um so gröfser ist sie, je feuchter der Boden und
also auch die Luft ist, in welcher die Bäume wachsen.
Weim man durch die Kiefervvaldungen unserer trockenen
Sandgegenden wandert, so wird man zwar hie und da einige
Flecliten und Moose an den Stämmen jener Bäume
bemerken, aber keinen Begriff kann man sich hienach
von der Masse von Pflanzen machen, welche schon auf
den Bäumen der feuchten Wälder unserer nordischen Gebirgsgegenden
vorkommen. Die Usneen, welche auf den
Bäumen unserer trockenen Gegenden kleine und wenig
ausgebildete Exemplare darl)ieten, sind in den feuchten
Wäldern des Harzes und des Riesengebirges mehr als
fnfslang und ähneln, diu'ch ihre grüngraue Farbe, in mancher
Hinsicht den Tillandsien der Tropen. Auf der Insel
St. Helena, wo das Clima auf der westlichen Seite äufserst
feucht ist, da kommt eine röthliche Varietät der Usnea barbata
vor; sie überzieht die Bäume der Conyza arborea,
welche in der Nähe von Napoleon's Wohnung eine Allee
bilden, in einem solchen Grade, dafs diese herabhängende
Pflanzendecke vor Allem das Auge des Reisenden reitzt.
Ganz anders verhält es sich, in Hinsicht des Vorkommens
der uneigentlichen Parasiten auf der Oberfläche
anderer Gewächse, in tropischen Gegenden; bei uns kommen
nur Cryptogamen, ja nicht einmal Farm parasitisch
iiuf den Bäumen vor; dort aber', wo die Luft, bei einem
hohen Grade von Wärme, eine ganz aufserordentliche
Menge von Feuchtigkeit enthält, da sind oftmals eine so
grofse Menge von verschiedenartigen Gewächsen auf einem
einzigen Baume zu finden, dafs sie, wollte man mit denselben
die Erde bepflanzen, einen grofsen Flächen-Raum
einnehmen würden.
Hier wachsen Pothos-Gewächse auf den Aesten der
höchsten Bäume, durch deren prachtvolle Blätter sich die
grofse weifse Blume erhebt. Sonderbar gestaltete Orchi-
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