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niclit immer genau überein, wolil aber erkennt man sclion
die Uebereinstimnmng in den Gesetzen, wenn man gröfsere
Flächen mit einander vergleicht, nnd so kann man
mit Recht behaupten, dafs die F o rme n der verschiedenen^
P f l anz e n in gegens e i t iger Abhängigkeit
von einander stehen.
Allerdings sind gewisse Pflanzen - Griipi3en nur für
bestimmte, oft sehr beschränkte Gegenden der Erde angewiesen,
aber die gröfste Zahl der Pflanzen-Familien
ist über den ganzen Erdkreis verbreitet, und überall, wo
eine fruchtbare Erde der Luft und dem Lichte ausgesetzt
ist, da zeigen sich die einzelnen Repräsentanten jener
Gruppen.
Nur die Schneegrenze, weniger die Kälte, begrenzt
auf unserer Erde die Vegetation gegen Norden und in
grofsen Höhen; doch wo der Boden nur aus Substanzen
besteht, welche für die Ernährung der Pflanzen gänzlich
untauglich sind, da hört alle Vegetation auf, selbst wenn
er unter dem Aequator und im Niveau des Meeres gelegen
ist. Bei den gröfsten Höhen in der Cordillere des
südlichen Peru, überall wo die Schneedecke fehlte, und
wo ein Humus-haltiger Boden war, da habe ich Vegetation
gefunden; doch der nackte harte Felsen, wenn er von
starkem Winde beweht wird, welcher das Ansetzen von
organischen Substanzen verhindert, zeigt keine Vegetation,
selbst wenn er nocli in Höhen liegt, die reich daran sind.
Auf dem Kegel des Feuerberges von Arequipa und eben
so auf dem des Feuerberges von Maipu bin ich weit über
die Grenze aller Pflanzen gestiegen, obgleich keine Schneedecke
diese Region andeutete; aber der Kegel des Feuerberges
von Arequipa erhebt sich weit über 18000 Fufs
und mehr, als 2500 Fufs von seiner Spitze wird von
schwarzer Lava-Asche gebildet, aus welcher hie und da
einige regelmäfsige Säulen von grauen und röthlichen
Trachyten hei-vorbrechen. In dieser Asche, etwa von
15000 Fufs an, ist keine Vegetation zu finden, bis dahin
aber wächst ein sonderbarer Pilz, gleichsam eine Art von
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Lycoperdon mit langer Wurzel, die tief in der Asche
steckt, ferner kleine Malvaceen, äufserst niedliche Formen
von der Gattung Sida und fremdartig gestaltete Bacchariden
begrenzen bis dahin die phanerogame Vegetation.
Im Allgemeinen bemerkt man bei der Vertheilung der
Gewächse, dafs sowohl die Arten der Gattungen, so wie
die Gattungen der Familien entweder von einem Punkte
ausgehen und sich um diesen gleichsam in concentrischen
Kreisen anreihen, oder sich strahlenförmig nach verschiedenen
Richtungen hin verbreiten, oder, was noch gewöhnlicher
ist, sich in mehr oder weniger breiten, bandförmigen
Gürteln vertheilen, welche bald den Meridianen, bald
den Parallel-Kreisen parallel verlaufen. Bei allen diesen
Arten der Vertheilung, sowohl der kleineren als der gröfseren
Gruppen der Pflanzen, tritt der gesellschaftliche
Wuchs der Pflanzen und das isolirte Wachsen derselben,
als ein sehr wichtiges Moment auf, welches, hauptsächlich
auf den Charakter der Vegetation von dem gröfsten Einflüsse
ist. Aufserdem ist es' hiebei wichtig, zu wissen, ob
gewisse Pflanzen - Gruppen nur neben einander gestellt
sind, oder ob ihre Verbreitungs-Bezirke in einander eingreifen;
in diesem Falle stehen nämlich die Gewächse verschiedener
Pflanzen-Gruppen bunt durch einander. Z.B.
die Coniferen und die Casuarinen sind in der alten Welt
sehr bestimmt geschiedene Familien, deren Verbreitungs-
Bezirke kaum an einander grenzen, doch auf Neu-Holland
greifen sie in einander über, denn Casuarinen, Araucarien
und Cypressen wachsen daselbst durch einander.
Sowohl die Gattungen wie auch die Familien^ diese
sind die gröfseren Gruppen nämlich, erreichen an irgend
einem Orte der Erde ihr Maximum, d. h. sie haben an
jenem Orte die gröfste Arten-Zahl aufzuweisen, wärend
an einem anderen Orte ihr Minimum befindlich ist, d. i.
wo ihre Arten-Zahl sehr gering ist. Man drückt diese
Bedeutungen auch dadurch aus, dafs man sagt: Diese
G a t t u n g oder diese Familie herrscht an diesem
O r t e vor, oder sie fehlt daselbst.
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