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Schatten unserer Bnclienhaine nnd das Heer der fröhlichen
Sänger wird dortcn vergebens gesucht. Doch die Pcilme
ist die edelste Pflanzenform, sie gehört fast ansschliefslich
den heifseren Gegenden an, wohin man einst die Wiege
des Menschengeschlechts setzte, nnd ihr Lob schliefst d^is
der ganzen Avärmeren Zone mit ein, denn wo die Palmen
waclisen, dahin versetzt man das gliickliclie Clima, wo die
Natur selbst, ohne Zuthun des Menschen, eine Fülle von
herrlichen Nahrangsmitteln erzeugt, wo die Rinde der
Bäume die hinreichende Kleidung giebt, und jeder Ort,
unter dem Schutze eines leichten Blätterdaches, dem Menschen
die angenehmste Wohnung darbietet. Dahin, wo die
siifse Frucht der Dattel reift, wo die Cocos-Palme majestätisch
sich erhebt, setzt man den Sitz des glücklichen
Naturmenschen. Der fantasiereiche Dichter preist das
Land, wo der Mensch noch in solchem Naturzustande lebt.
Die Form der Palmen nimmt im Allgemeinen an Schönheit
zu, je mehr man sich dem Aequator nähert; geradestämmig
und unverästelt ist ihre Normalform, doch die
schöne Palme von Theben, die Cucifera thebaica^), nimmt
einen verästelten Stamm an.
Eine kleine Unterabtheilung in der Palmen-Form bilden
die Cycadeen, einschliefsend die Gattung Cycas
und Zamia. Die Arten der Gattung Cycas gehören der
Form nach gänzlich zu den Palmen, obgleich die Struktur
ihrer Früchte die Gattung näher den Coniferen stellt; sie
sind nur der alten Welt, hauptsächlich den östlichsten
Gegenden derselben eigen. Die Zamien dagegen weichen
bedeutender von der Form der Palmen ab, und die afrikanischen
und neuholländischen Arten dieser Gattung bieten
oftmals die sonderbarsten Gestalten dar. In den trockenen
und vegetationslosen Ebenen des südlichen Afrika's,
da wo der Straufs seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, da
Eine schöne Abbildung dieser Pflanze findet sich in dem
grofsen französischen Werke über Aegypten.
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stehen die Zamien mit ihren bizarren Formen es sind
unförmlich dicke Stämme, nur wenig hocli und auf ihren
Gipfeln mit einem Schöpfe weit aus einander stehender
Wedel besetzt. Es liegt, wie ich sagen möchte, etwas
höchst ungeschicktes und unproportionirfces in der Gestalt
dieser palmartigen Gewächse^ welches ganz zu der Einförmigkeit
einer südafrikanisclien Landschaft pafst,
7) Die Farm-Form.
So aufserordentlich verschieden die Form der Farrnkräuter
ist, so sind die hohen und stämmigen Arten und
Gattungen dieser Pflanzen den Palmen so nahe stehend,
ihrer Form nach wenigstens, dafs es zuweilen möglich
wird, die Stämme dieser beiden Pflanzenformen mit einander
zu verwechseln; dafs dieses auch oftmals schon
statt gefunden hat, beweisen die Angaben von den vielen
versteinerten Palmen in unsern nordischen Gegenden, welche,
wie neuere Untersuchungen nachgewiesen haben, fast
durchgängig den Farm und Cycadeen angehören.
Die Farrnbäume vereinigen in sich den edlen Wuchs
der Palmen mit der Zartheit der niederen Farm, und erlangen
dadurch eine Schönheit, wie die Natur wohl nichts
Aehnliclies wieder aufzuweisen hat.
Von den F'arrn sind es hauptsächlich die hohen mehr
baumartigen, welche auf die Physiognomie der Vegetation
einen besondern Einflufs ausüben, und diese sind es auch,
welche den Palmen am meisten ähneln.
Man kann die ganze Gruppe der Farm ihrer Form
nach in drei verschiedene Abtheilungen bringen, nämlich
in krautartige, in strauchartige und in baumartige Farm.
Die Zahl der krautartigen Farm ist hauptsächlich den
temperirten und kalten Zonen eigen; hier sind nur äufserst
wenige Arten, welche einen kleinen Stamm bilden
Sielic lüezu die bildlicben Darstellnngen über das Vorkommen
dieser Pflanzen, in der allgemeinen Gartenzeitung von 1834
Nro. 11. Tab. I. und Tab. IV.
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