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cleen, Bromelien und Pitcaniien sitzen in den Winkeln
der Aeste und erfüllen jeden Rifs in der Rinde des Baunies.
Die niedliclisten Farrnkräuter, fast luiseren Lycopodien,
fast unserem Eplieu ähnlich^ ranken sich auf der
Oberfläche des Stammes hinauf, von dessen Aesten silbergraue
Tillandsien herabliängen. Nicht zu gedenken der
Unzahl von Schlingpflanzen, welche, einst in der Erde
wurzelnd, auf die Bäume gestiegen sind und daselbst fortwaclisen,
wenn keine Spur von ihrer Wurzel mehr vorhanden
ist. Die inneren langen Stengel dieser Pflanzen
ziehen sich bald von einem Baume zum anderen hin, bald
hängen sie als straffe Taue, in mehr oder weniger schräger
Richtung, bis zur Erde herab, oft auf einer Länge
von 30 und 40 Fufs kein einziges Blatt zeigend. Und
diese aufgespannten Taue dienen den Affen und den grofsen
wilden Katzen zum Hinaufklettern. In der neuen
Welt sind es meistens Bauhinien, Paullinien, Bignonien,
Banisterien und Passifljoren, welche eine solche übermäfsige
Längenentwickehing ihres Stammes zeigen; in der
alten Welt, besonders in Indien und den angrenzenden
Inseln, sind es die Ratang's- oder Calamus-Arten, welche
die verschiedenen Arten von Rohr liefern, die durch den
Handel zu uns kommen. Die Calami bilden eine eigenthiimliche
Abtheilung unter den Palmen und verhalten
sich, sonderbar genug, ganz so, wie die Schlingpflanzen
der neuen Welt, sie ranken am Stamme hinauf, steigen
bis zu dessen Spitze, laufen nach den nahestehenden Bäumen
und steigen an den Stämmen wieder zur Erde hinab,
um von dort aus wieder in die Höhe zu laufen. Viele
von diesen Pflanzen sind mit Borsten und selbst mit starken
Stacheln bedeckt; ihre Länge hat man zu messen gesucht
und sie bereits zu 5- und 600 Fufs lang gefunden,
indessen schwerlich wird man gerade die längsten gemessen
haben; übrigens glaube ich wohl, dafs auch unter den
anderen Schlingpflanzen, den Paullinien, Banisterien und
anderen mehr, eben so lange Pflanzen vorkommen, als
unter den Calamus-Arten.
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Wenn der Reisende in jenen Wäldern der Tropen
umherwandert, so sieht er, wie die Kronen der Bäume in
bedeutender Höhe sich zusammen wölben, und, wie mit
einer dichten Decke den Himmel verfinstern, dafs kein
Sonnenstrahl den Boden des Waldes erreichen kann. Aber
in dieser dichten Blätterdecke verlaufen die Schlingpflanzen
mit Blättern und Bliithen bedeckt, und Hunderte von
diesen Pflanzen-Tauen laufen von Stamm zu Stamm nach
allen Richtungen hin und drehen sich umeinander, Eine
Menge von verschiedenen Blumen erblickt man wohl in
den Kronen der Bäume, zu welchem Stamme sie aber
gehören, das ist nur sqhwer zu entscheiden; man mufs
erst die ganzen Bäume fällen, um jene Blumen zu erreichen.
Eine Menge von Früchten und von Blumen findet
man oftmals auf der Erde liegen, doch zu bestimmen,
welchen Pflanzen sie angehören, das ist nicht leicht.
Kehren wir zu den Orchideen und Aroiden zurück, welche
die gewöhnlichsten Schmarotzergewächse auf den Rinden
der Baumstämme sind, so finden wir, dafs diese Pflanzen,
von einem sehr derben und saftigen Gewebe gebildet , eigenthümliche
Vorrichtungen besitzen, um die Feuchtigkeit
der Luft mit gröfserer Leichtigkeit einziehen zu können.
Ihre Wurzeln sind nämlich mit einer weifsen Hülle von
Zellengewebe umschlossen, dessen Zellen theils ganz aus
Spiralfasern, diesen besonders hygroskopischen Elementar-
Organen bestehen, tlieils auf ihrer innern Oberfläche mit
diesen Spiralfasern besonders versehen sind. Ja die feinen
Härchen vieler parasitischer Orclüdeen, Avomit sich
dieselben den anderen Pflanzen anschliefsen, bestehen ganz
aus einer spiralförmig gewundenen Lamelle, .welche entweder
eine breite Spiralfaser bedeutet, oder selbst wieder
aus zusammengewachsenen, neben einander liegenden
Spiralfasern besteht.
Indessen hiemit ist die parasitische Vegetation in den
Tropenwäldern noch lange nicht erschöpft; die Blätter
der parasitischen Orchideen, der Aroideen und Farm sind
wiederum mit parasitischen Pflanzen bedeckt. Die tropi-
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