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Illing kommen von 109 Gattungen, welche Buenos-
Ayres angehören, 70 derselben in Europa vor, und 85
davon kommen in der nördlichen temperirten Zone vor.
Obgleich die Nachrichten über die Vegetation des ausgedehnten
Chile's noch vor einem Jahrzehn sehr unvollkommen
waren, so hat dennoch Herr Schouvv schon damals?
sowohl dem chilenischen Reiche, als dem Gebiete von
Buenos-Ayres und der Einfassung des Rio de la Plata
eigenthiimliche, pflanzengeographische Reiche zuertheilt.
Glaubend, dafs dieses Land auf der westlichen und auf der
östlichen Seite der langen Cordillere ganz verschiedenartige
Vegetation besitze, hat Herr Schouw der subtropischen
Zone Siidamerika's diese zwei Reiche zuertheilt,
und das Land östlich der Cordillere als das der baxmiartigen
Syngeliesisten bezeichnet- Gegenwärtig, nachdem
wir schon viel genauere Einsicht in die Floren dieser beiden
Ländermassen besitzen, liefse sich die Trennung dieser
beiden Reiche nicht melir durchführen. In Südamerika
ist bekanntlich die östliche Küste mit einem wärmeren
Clima als die westliche begabt, und dieses hat allerdings
zur Folge, dafs die Vegetation auf beiden Seiten, mit einander
verglichen, bei entsprechenden Breiten, mehr üppig
und tropischer auf der Ostküste, als in Chile ist. Das
ganze Land östlich der Cordillere ist niedrig, ja selbst bei
Mendoza erreicht es noch nicht die Höhe von 2500 Fufs
daher mufs man die Physiognomie der Vegetation dieses
Landes auch nur mit derjenigen der niedrigsten Region
von Chile vergleichen; hiebei wird man aber finden, dafs
diese sehr übereinstimmend sind. Diese hohen holzigen
Sträucher der Syngenesisten, welche in dem Gebiete von
Buenos-Ayres so zahlreich sind, sind es auch in Chile;
die wenigen Calceolarien, welche in der untersten Region
der chilenischen Vegetation vorkommen, sind wohl die
charakteristischen Formen, welche dem östlichen Reiche
1. c. p. 430.
S. Meycn's Reise um die Erde I p. 330.
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fehlen; die gröfste Anzahl dieser schönen Gattung gehört
aber höheren Regionen an, welche östlicli der Cordillere
nicht mehr vorkommen.
Die Myrten bilden die cliarakteristische Form der
Baumvegetation in dem subtropischen Chile, doch merkwürdig
genug herrscht hier in Chile eine bäum- und
strauchartige Vegetation, welche ganz allgemein sehr feste,
dicke, lederartige und glänzende Blätter aufzuweisen hat.
Die grofse Menge der strauchartigen Syngenesisten, welche,
oft mit den herrlichsten Blüthen geschmückt, die
Flora von Chile charakterisiren, zeigt allgemein dergleichen
steife, glänzende Blätter, wodurch sich dieselben von
den strauchartigen Syngenesisten des südlichen Afrika's
auffallend unterscheiden. Aufserdem sind jene fast ganz
allgemein reich an harzigen, oft sogar wohlriechenden Säften,
was denen des Cap's ebenfalls abgeht. Am Cap der
guten Hoffnung sind es vorzüglich die Gattungen: Gnaphalium,
Xeranthemum, Arctotis, Othonna, Osteospermum,
Calendula u. s. w.; in der subtropischen Zone Amerika's
dagegen sind es die Gattungen Baccharis, Eupatorium,
Proustia und die merkwürdigen sich meistens rankenden
Mutisien. Ganz in der Nähe der Küstengegenden überzieht
die Mutisia ilicifolia Cav. hohe Sträucher und Bäume,
und wetteifert in der Blüthenpracht mit den danebenstehenden
Syngenesisten, als mit den herrlichen Blüthenbüscheln
der Proustia pungens und Proustia pyrifolia. Ueberau
wachsen dazwischen die Myrten und Fuchsien, welche
fast das ganze Jahr hindurch mit herrlichen Blüthen
bedeckt sind, und von dem Boden erheben sich die schönen
Calceolarien, Oxalideen und die prachtvolle pyramidale
.Lobelia Tupa. Die Strauch- und baumartigen
Psoralea- und Cestrum-Arten treten in grofser Menge
auf, und sind mit grofsen Massen von Cuscuten überzogen,
welche sich hier, wie die ganze Vegetation überhaupt,
viel grofsartiger zeigen. Andere Sträucher dagegen, vorzüglicli
die dürre Acacia Caven, werden durch die rankenden
Loasen und durch den Eccremocarpus scaber auf
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