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che den meisten anderen Haiipt-Pflanzen-Formen eigen ist.
Doch die Natur hat die Unvollkommenheit, in der Aushildung
der Form dieser Gewächse, durch die üppigste Pracht
ihrer Blütlien-Decke abzuhelfen gesucht, denn oft sclieint
es, als ob das ganze Streben dieser Pflanzen nur dahin
gerichtet ist, um die gröfstmöglichste Masse von prachtvoll
colorirten Blumen zu erzeugen, womit sie so oft auf
der ganzen Oberfläche bedeckt sind. Aber welch eine
aufserordentliche Wirkung auf die Physiognomie der Vegetation,
das Contrastirende der Cactus - Formen mit den
nebenanstehenden Pflanzen anderer Gruppen hervorruft,
das ist nicht nur in der Natur, sondern heutigen Tages
überall in unserer Garten-Cultur zu sehen. Einen der
schönsten Schmucke würden unsere Gärten entbehren,
wenn ihnen die Cactuspflanzen fehlten, und diese Familie
ist es vor allen amerikanischen, welche, seit der Entdekkung
jenes neuen Contineuts, sich am allgemeinsten verbreitet
hat.
Die Cactus - Pflanzen sind bis auf zwei, bis jetzt im
östlichen Asien aufgefundene Arten, ausschliefslich der
neuen Welt angehörig, wo sie sich von nördlicher
Breite bis 40" südlicher Breite erstrecken, und aus der
Ebene der Meeresküste bis in die Nähe der ewigen Schueegrenze
hinauf steigen; das Maximum dieser Pflanzen gehört
der heifsen Zone an, doch steigen gewisse Formen
derselben mehr in die temperirteren Zonen, und in heifsen
Gegenden gehen diese auf die Höhen der Gebirge, wo sie
ein kühleres Clima finden.
Diese auffallende Pflanzenform, welche die Familie
der Cacten bildet, ist gewifs sehr reich an Arten, wenngleich
bis jetzt kaum mehr als 190 derselben beschrieben
sein möchten; auf das Doppelte dieser Anzahl kann man
künftig, wenn die Gebirge Amerika's noch genauer erforscht
sein werden, mit aller Gewifsheit rechnen, aber es
wird lange dauern, bis alle diese Pflanzenformen bekannt
sein werden, da sie so schwer, oft ganz unmöglich zu
transportiren sind, und der Reisende dieselben auch mir
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selten in Blüthe antrifft. Die neueren Botaniker haben
diese Familie in mehrere Gattungen getheilt, welche sich
oftmals weniger durch den Bau ihrer Blüthen charakterisiren,
als vielmehr durch die auffallendsten Verschiedenheiten
ihrer Form, so dafs man schon die Gattung bestimmen
kann, ehe man die Blüthen gesehen hat. Die
hcxuptsächlichsten Formen bilden:
1) Die Cereen; es sind lange säulenförmige Stämme,
welche bald 3, 4, 5, 6, 7- und vieleckig, ja oft sogar mehr
oder weniger rund sind. Diese Cereen sind entweder
ganz gerade aufsteigend, oder sie sind kriechend, dabei
bald verästelt, bald unverästelt; die gerade aufsteigenden
Cereen erscheinen in der Natur wie Säulen, welche in
mehr oder weniger grofsen Gruppen vereinigt sind. Die
Cereen der Ost- und Westküste von Südamerika, die Formen,
welche dem Cereus peruvianus so ähnlich sind, dafs
man sie nur schwer unterscheiden kann, wachsen oft zu
Höhen von 15, 20 und selbst 25 Fufs, wie dieses in Chile,
in den niederen Höhen der Cordillere von San Fernando,
selbst bis über 3500 Fufs hinaus, zu sehen ist. Hier
stehen diese hohen siebenseitigen Cactus in grofsen Haufen
neben einander, welche 10 — 20 Säulen aus einer und
derselben Wurzel entwickeln. Einige dieser Säulen sind
abgestorben, ihre fleischige Umkleidung ist verschwunden,
und nun steht ein gleichmäfsiger Holzcylinder von weifser
Farbe mitten zwischen den grünen starkkantigen Säulen,
welche oftmals ihre 7 — 8 Zoll langen Blüthen in so
grofser Menge entwickeln, dafs ein grofser Theil der Kanten
jener Säulen damit bedeckt ist. In einiger Entfernung,
im Allgemeinen in Entfernungen von 5 und 6 Schritten
stehen ähnliche Haufen von lebenden Säulen, und nur wenige
Pflanzen scheinen sich diesen gestachelten Fremdlingen
zu nähern. Es giebt in Chile und in Peru grofse
Ebenen, welche auf unabsehbaren Strecken fast einzig und
allein mit solchen gruppenförmig wachsenden Cereen bedeckt
sind und dadurch ein ganz fremdartiges, überraschendes,
aber wenig erfreuendes Ansehen erlangen. In
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