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6 Uhr geht dort die Sonne aiif^ wärend sie bei uns in
den Sommer-Tagen schon um 3 Ulir Morgens erscheint
und erst gegen 8 Uhr untergeht, also 5 Stunden und noch
darüber länger scheint, als innerhalb der Wendekreise.
Durch diese längere Dauer des Tages mufs denn auch
die Zeit der Maxima und der Minima, demnach auch die
Zeit für die annäherende mittlere Temperatur des Tages
in verschiedenen Zonen etwas verschieden sein, und zwar
werden sich im höchsten Norden und im höchsten Süden
hierin die gröfsten Verschiedenheiten finden. So soll z. B.
in Lappland zu derjenigen Jahreszeit^ in welcher die Sonne
nie über dem Horizonte sichtbar wird, gerade des Morgens
die höchste Temperatur des Tages statt finden.
Sind nun die mittleren Temperaturen für die einzelnen
Tage gefunden, so kann man zur Bestimmung der
mittleren jährlichen Wärme übergehen, welche zugleich
die mittlere Wärme des Ortes ist, wo die Beobachtungen
angestellt sind.
Sehr leicht wird die mittlere Temperatur des Jahres
dadurch gefunden, dafs man das Mittel von allen täglichen
Beobachtungen nimmt, oder auch die Summe der täglichen
Mittel, dividirt durch die Zahl der Tage. In tropischen
Gegenden wnirden Beobachtungen von einem Jahre hinreichend
sein, um die mittlere Wärme eines Ortes kennen
zu lernen, denn der Gang der täglichen und monatlichen
Temperaturen ist daselbst von bewunderungswwdiger
Gleichförmigkeit; in der temperirten Zone, hauptsächlich
aber in der arktischen Zone, sind dagegen eine ganze Reihe
von Jahi^s-Beobachtungen nöthig, um die wahre mittlere
Wärme eines Ortes zu erhalten. In den Tropen weicht
die mittlere Temperatur eines Jahres, von der eines andern
Jahres^ nie um einen ganzen Grad der Reaumurschen
Scala ab, dagegen difieriren in Stockholm noch zehnjährige
Mittel um einen ganzen Grad; nämlich die Mittel
S. W a l i l e n b e r g Flora l.ipponica p. XLITL
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von zelmjährigen Beobachtungen^ verglichen mit einer andern
Reiiie von zehnjährigen Beobachtungen.
In früheren Zeiten genügte man sich, wenn man die
Temperatur eines Ortes in pflanzengeographischer Hinsicht
kennen lernen wollte, mit der Keuntniss der Extreme der
Wärme, d. Ii. mit dem höchsten Wärmegrade und mit dem
höchsten Kältegrade, welcher an einem Orte beobachtet
war. Es hat sich indessen gezeigt, dass diese Methode
sehr unzweckmäfsig ist, denn die Extreme der Temperatur
treten nur sehr selten ein und lierrschen dann auch nur
kurze Zeit, so dafs sie auf diejenigen Pflanzen, w^elche
eine höhere oder eine niedere Temperatur haben müssen,
noch keinen tödtlichen Einflufs ätifsern, welcher erfolgen
müfste, wenn diese Temperaturen lange anhielten, Wärend
die Pflanzen im Winterschlafe begrifi'en sind, können
sie einen hohen Grad von Kälte ertragen; bekannt ist die
enorme Kälte in einigen Gegenden Sibiriens, wo selbst
das Quecksilber gefriert, deren Vegetation zur Sommerzeit
aber dennoch viel herrlicher, als diejenige am Nordcap
ist, wo solche Kälte, wie im Innern von Sibirien, niemals
eintritt, ja gänzlich unbekannt ist.
Hiebe! tann Ich zugleich die Resultate einiger Untersuchungen
anführen, welclie die Extreme der Wä rme und der Kälte angeben,
die unsere Getreide - Arten, als Saamen nämlich, ertragen können.
Bei einer Temperatur unter dem Gefrierpunkte keimt kein
Saame mehr, und Versuche mit Getreide-Ai'ten haben gezeigt, dafs
diese sogar nicht unter 7® Gels. (5,6® E. ) keimen (nach H. Goepp
e r t ' s neuen Beobachtungen noch bei K. )• Andere Versuche,
welche den Grad der Kälte erforschen sollten, welcher im Stande
wäre die Keimkraft in den Getreide - Ar ten zu zerstören, haben folgendes
Besultat geliefert, dafs nämlich selbst die hohe Kälte, bei
welcher das Quecksilber gefriert, die Keimkraft der Saamen noch
nicht ersticke. Es Ist wohl wahrscheinlich, dafs eine lange anhaltende
Kälte der Art, dennoch den Saamen tödten möchte, doch dieses
durch Versuche zu bestimmen, Ist niclit leicht, da man einen so
hohen Grad von Kälte nicht so lange erhalten kann. Mit der
V\^irkung der VN^ärme verhält es sich ganz anders, denn bei einer
Hitze von 50® Gels, keimen die Samen im Wasser nicht mehr. In
Wasserdampf tödtet erst eine Hitze von 62® C. die Keimkraft der
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